„Schau aus einem anderen Fenster, wenn du deine Geschichte erzählst“

Axel Grunt: “Die Art und Weise, wie wir über etwas sprechen, hat enorme Bedeutung.”

„Frames“ sind Deutungsrahmen, oder anders ausgedrückt: Glaubenssätze, die stark mit dem eigenen Weltbild und den eigenen Werten verknüpft sind. Sie helfen uns, Informationen zu verstehen und einzuordnen. Die Art und Weise, in welchen „Frames“ wir über etwas sprechen, hat enorme Auswirkungen auf das Denken und Fühlen und ist deshalb etwa in gesellschaftlichen Diskursen und in der politischen Kommunikation von enormer Bedeutung. Aus diesem Grund veranstaltete das arbeit plus  Innovation Lab im Mai einen Workshop mit dem Wiener Framing-Experten Axel Grunt. Das arbeit plus Innovation Lab ist ein offener Denk- und Experimentierraum rund um das Thema Arbeit.

 Von klein auf eingeübt

Zu Beginn lud Axel Grunt die Teilnehmer*innen dazu ein, „aus einem anderen Fenster zu schauen, wenn man die eigene Geschichte erzählt und bewusst die eigenen Bedeutungsrahmen zu gestalten.“ Dabei lohnt sich ein genauer Blick auf die eigene Sprache und die dabei gewählten Metaphern: „Viele Frames sitzen tief, man lernt sie schon von ganz klein auf. So wird beispielsweise Liebe mit Wärme und Abneigung mit Kälte verbunden“, erklärt Grunt. Wir reden deshalb von einem „warmherzigen“ Empfang, einer „kaltschnäuzigen“ Bemerkung oder einer „eisigen“ Begrüßung.

Rosa Elefanten im Gehirn

Die Frame-“Müllsammlung”

Wenn wir über das sprechen, was wir tun, gehe es also darum, sich der eigenen Werte bewusst zu werden und geeignete Metaphern dafür zu finden. Ganz falsch sei es hingegen, den „Frames“ der Andersdenkenden zu widersprechen, weil dies das Gegenteil bewirke: „Denke nicht an einen rosa Elefanten – das funktioniert nicht, weil das Gehirn das „nicht“ nicht denken kann. Man muss zuerst an einen rosa Elefanten denken, um dann wieder damit aufhören zu können“, so Grunt. Im Gehirn sei der Elefant damit aber bereits gestärkt. Wenn also langzeitarbeitslose Menschen als „Sozialschmarotzer“ verunglimpft würden, helfe es nicht, dem Stereotyp zu widersprechen. („Es stimmt ja nicht, dass die alle SozialschmarotzerInnen sind…!“) Viel wirkungsvoller ist, konkrete Beispiele von Menschen zu erzählen, die hunderte Bewerbungen schicken, die sich neben ihrer Jobsuche ehrenamtlich für andere engagieren und die unendlich froh sind, wenn sie etwa in einem Sozialen Unternehmen eine neue Chance am Arbeitsmarkt erhalten.

Konservativ oder progressiv?

In der konkreten Auseinandersetzung mit Andersdenkenden rät Axel Grunt, genau zuzuhören und nicht sofort in Abwehrhaltung zu gehen, sondern sich zu fragen „Warum sagt dieser Mensch das? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Der Framing-Experte nennt ein Beispiel: „Wer von „Durchschummlern“ spricht, hat vielleicht das Gefühl, dass andere Menschen auf seine Kosten leben. Auf dem Wunsch nach Gerechtigkeit kann man ein Gespräch aufbauen – allerdings nur, wenn man offen ist für einen echten Dialog, so Grunts Credo. Denn neben jenen Menschen, mit einem streng konservativen Weltbild (Werte wie Durchsetzungsvermögen, Leistung, Eigeninitiative) und jenen mit einem progressiven Weltbild (Werte wie Solidarität und Gleichberechtigung),   sind die meisten Menschen in beide Richtungen abholbar: Es kommt nur darauf an, welche „Frames“ aktiviert werden.

Mehr zum Framing auf www.axelgrunt.at

Download: Innovation Lab Jahresprogramm 2018