Der Leitfaden zum Gütesiegel für Soziale Unternehmen informiert über den konkreten Ablauf eines Bewerbungsverfahrens bis hin zu einer Vergabe des Gütesiegels. Zusätzlich finden Sie hier eine Auflistung der “frequently asked questions”, also der häufig gestellten Fragen – sowie deren Beantwortung – die laufend erweitert wird, und ein Glossar, das einen Überblick über die wichtigsten Begriffe bietet.
FAQs:
Aus welchen Personen setzt sich Jury zusammen?
Beim Gütesiegel für Soziale Unternehmen gibt es keine Jury. Die Quality Austria prüft die ordnungsgemäße Abwicklung des Assessments und stellt das Gütesiegel aus. arbeit plus hat ein Vetorecht.
Was ist eigentlich das EFQM-Modell?
Das EFQM-Modell ist ein weltweit anerkannter Handlungsrahmen, der Organisationen dabei unterstützt, sich nachhaltig zu entwickeln, Veränderung zu steuern und ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. Im Laufe der Jahre durchlief das Modell eine Reihe von Verbesserungszyklen. Dadurch wurde sichergestellt, dass das Modell relevant bleibt und weiterhin maßgeblich die Managementagenden von Organisationen bestimmt, die eine nachhaltige Zukunft anstreben.
Was ist neu in der – ab Mai 2021 gültigen – Version 6.5 des Kriterienkatalogs zum Gütesiegel für Soziale Unternehmen?
2020 wurde eine neue Version des EFQM-Modells in Kraft gesetzt. Zur Erhaltung der Kompatibilität wurde auch der Kriterienkatalog des Gütesiegels angepasst. Die bisherige Gliederung wurde soweit als möglich beibehalten, um den Umstieg zu erleichtern. Wesentliche neue Inhalte sind z.B. die stärkere Ausrichtung an den Interessengruppen, der Fokus auf die (eigene) Nachhaltigkeit der Unternehmensentwicklung, die Berücksichtigung von Megatrends, wie etwa die UN-Nachhaltigkeitsziele, u.v.m. Hier eine Gegenüberstellung:
Kriterienkatalog 5.4 – alt | Kriterienkatalog 6.5 – neu | ||
1. | Führung | 1 | Ausrichtung: Zweck/Vision und Strategie |
1.1. | Leitbild | 1.1 | Zweck, Vision definiert, Kernkompetenzen |
1.2. | Managementsystem | 1.2 | angpasstes, stimmiges Steuerungssystem |
1.3. | AG analysieren, managen | 1.3 | IG analysieren einbinden |
1.4 | Einbindung der MA | 1.4 | Strategieentwicklung + Umsetzung planen |
1.5 | GM und DM | 1.5 | SDG und speziell SDG 5 |
2. | Strategie und Konzepte | 2 | Ausrichtung: Organisationskultur und Führung |
2.1 | Strategien auf Basis der Bedürfnisse der AG | 2.1 | Rahmenbedingung für Weiterentwicklung |
2.2 | Kernkompetenzen für AG | 2.2 | Innovation/Kreativität |
2.3 | Strategien entwickeln, umsetzen und evaluieren | 2.3 | Zukunfsorientierung |
3. | Mitarbeiter_innen (Stammpersonal) | 3 | Realisierung: IG |
3.1 | Mitarbeiterressourcen steuern | 3.1 | Mitarbeiter*innen gewinnen, einbeziehen, entwickeln und halten |
3.2 | Kompetenzen entwickeln | 3.2 | IG analysiert und priorisiert (Kunden, MA, wirtschaftlich/regulatorisch, Lieferant*innen) |
3.3 | klare Handlungsrahmen | 3.3 | Beziehung zu IG pflegen |
3.4 | interne Kommunikation | 3.4 | Einbindung der IG zur Weiterentwicklung |
3.5 | Anerkennung | 3.5 | nachhaltiger Nutzen gemeinsam mit IG |
4 | Partnerschaften und Ressourcen | 4 | Realisierung: nachhaltiger Nutzen |
4.1 | strategische Partnerschaften/Lieferanten | 4.1 | nachhaltiger zukunftsfähiger Nutzen des SU |
4.2 | Finanzen/Ressourcenmanagement | 4.2 | Finanzen/Ressourcenmanagement |
5 | Prozesse | 5 | Realisierung: Leistungsfähigkeit und Transformation |
5.1 | Kernprozess/prioritäre AG | 5.1 | “stimmiges Gesamtbild” (Leistungsangebot, interne/externe Kommunikation) |
5.2 | Prozesse/ andere AG | 5.2 | Kernprozess/prioritäre IG |
5.3 | Prozessverbesserungen/Kontrollschleifen | 5.3 | Leistungsfähigkeit erhalten und absichern (Risikomanagement) |
5.4 | Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Kontakte zu AG | 5.4 | offen für Veränderung |
6 | Ergebnisse prioritäre AG | 6 | Ergebnisse: Wahrnehmungen IG |
6.1 | Messergebnisse/Indikatoren prioritäre AG | 6.1 | Messergebnisse prioritäre IG |
6.2 | Messergebnisse/Indikatoren andere AG | 6.2 | Messergebnisse Stamm-Mitarbeiter*innen |
7 | Stammpersonalbezogene Ergebnisse | 6.3 | Messergebnisse andere IG |
7.1 | Messergebnisse aus Sicht der Mitarbeiter_innen | 6.4 | Image, Rolle in der Gesellschaft |
7.2 | interne Leistungsindikatoren | ||
8 | Ergebnisse Gesellschaft, Umwelt | ||
8.1 | Image, Rolle in der Gesellschaft | ||
8.2 | Interne Kennzahlen | ||
9 | sozial-ökonomische Schlüsselergebnisse | 7. | Ergebnisse: Strategie- und Leistungsbezogen (Indikatoren) |
9.1 | soziale Schlüsselleistungen | 7.1 | Umsetzung Unternehmenszweck und Strategien |
9.2 | ökonomische Schlüsselleistungen | 7.2 | wirtschaftliche Leistungsfähigkeit |
7.3 | in Bezug auf IG | ||
7.4 | Gesellschaft und Umwelt |
Sollten Sie weitere Fragen haben, bitte um ein email an Hemma Pertl.
Glossar:
Assessor*in
Eine von der Quality Austria berufene Person, die über eine vorgeschriebene EFQM-Ausbildung verfügen muss. Die Berufung wird regelmäßig nach Absolvierung von Schulungen und entsprechender Praxis erneuert. Lead-Assessor*innen sind meistens auch als Leadauditor*in zertifiziert.
CSR – Corporate Social Responsibility
Unter Corporate Social Responsibility (CSR) versteht man die freiwillige Verpflichtung, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Meist wird darunter soziales Engagement, mögliche Schonung der eingesetzten Ressourcen zur Sicherstellung einer (für das Unternehmen) nachhaltigen Entwicklung, o.ä. verstanden. Siehe auch: > WKO-Infos zu CSR.
Diversity Management
Diversity Management nutzt die personelle Vielfalt in der Organisation zur Erreichung der Organisationsziele. Siehe auch: > WKO-Infos zu Diversity Management
Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming als Strategie thematisiert, problematisiert und richtet sich gegen Ungleichheiten, die weiterhin zwischen Frauen und Männern – aufgrund dieser Zweigeschlechtlichkeit – bestehen, nicht zuletzt dadurch, dass Geschlecht sichtbar gemacht wird.
Geschäftsmodell
Alle Elemente einer Geschäftstätigkeit, die nachhaltigen Nutzen für definierte Interessengruppen
Governance-Struktur
Organisationsstruktur, Regeln und Abläufe innerhalb (der Organisation) des Unternehmens und Überwachung derselben.
Interessengruppe
Einzelperson, Gruppe, Organisation, die ein Interesse an dem Sozialen Unternehmen hat (Synonyme: Stakeholder, Zielgruppen, Anspruchsgruppen, etc.)
Kreislaufwirtschaft
Kreislaufwirtschaft versteht sich als Gegensatz zum Cradle to Grave – Konzept, in dem ein Produkt nach kurzer Nutzungsdauer zu Abfall wird. Aspekte von Kreislaufwirtschaft sind Reparaturfreundlichkeit, lange Nutzungsdauer, leichte Trennung und Recyclingfähigkeit, etc. Viele Soziale Unternehmen sind in diesem Bereich tätig (Re-Use, Second-Hand Geschäfte, Upcycling, Abfallwirtschaft, u.v.m.).
SDGs (Sustainable Development Goals) – UN Nachhaltigkeitsziele
UN-Programm mit 17 Zielen zur nachhaltigen Entwicklung.
Soziale Inklusion
Unter Sozialer Inklusion wird allgemein die Erhöhung der Teilhabechancen an der Gesellschaft für benachteiligte Gruppen verstanden. Im Kontext des Gütesiegels für Soziale Unternehmen geht es vorrangig um die Teilhabe / Integration in den Arbeitsmarkt (in welcher Form auch immer) in einer ökonomisierten Gesellschaft.
Stammmitarbeiter*innen
Synonym für fixe Mitarbeiter*innen, Schlüsselkräfte, Berater, Initialkräfte, etc.
Transformation
Anpassung an zukünftige Veränderung des Bedarfs.
Wahrnehmung
Die (meinungsbildenden) Vorstellungen seitens Interessengruppen über die Organisation.