10. Armutskonferenz: „Arbeitsmarktpolitik neu denken“

Während im Rahmen der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik Arbeitslosigkeit als Folge individueller Defizite gesehen würden und diesbezügliche Leistungen des Sozialstaates folgerichtig „verdient“ werden müssten, fehle es derzeit in Österreich an einem ausreichenden Angebot an (guten) Arbeitsplätzen: Das führte bdv austria-Geschäftsführerin Judith Pühringer in ihrem Impulsreferat zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik auf der 10. Armutskonferenz aus, die Ende Februar in Salzburg über die Bühne ging.

Soziale Unternehmen unterstützen Menschen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind, beim (Wieder-) Einstieg ins Erwerbsleben und bieten für die Betroffenen einen „Entwicklungsrahmen auf Zeit“. Dabei steht die gesamte Lebenssituation im Zentrum: Die Menschen erhalten neben praxisorientierter Weiterbildung und Personalentwicklung auch Hilfe beim Lösen privater Probleme.

Zwischen Anspruch und Realität

In dieser Aufgabe befänden sich die Sozialen Unternehmen aber zunehmend in einem Dilemma, führte Pühringer aus: „Unsere Mitgliedsunternehmen müssen permanent ausbalancieren zwischen den Arbeitswünschen und –fähigkeiten der erwerbslosen Menschen, zwischen den strengen Zielvorgaben des AMS und den schwierigen Bedingungen am Arbeitsmarkt sowie nicht zuletzt zwischen dem geschilderten Selbstverständnis der Sozialen Unternehmen und den Möglichkeiten, die diese haben.“

Gefangen im „Aktivierungsregime“

So seien Soziale Unternehmen derzeit in einem „Aktivierungsregime“ gefangen: „Die sogenannte Verweildauer, das ist die Dauer, die langzeitbeschäftigungslose Menschen in den Sozialen Unternehmen bleiben können, wird immer öfter auf sechs bzw. manchmal sogar auf drei Monate verkürzt“, nennt die bdv austria-Geschäftsführerin ein Beispiel. Und: „Langfristige Ziele der Arbeitsmarktpolitik wie etwa eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt stehen im Widerspruch zu den kurzfristigen Zielvorgaben des AMS in punkto Verweildauer und Eigenerwirtschaftung. Damit bleiben jene Menschen, die am dringendsten Unterstützung brauchen, erst wieder auf der Strecke“, argumentierte die Arbeitsmarktexpertin.

„Arbeitsmarktpolitik neu denken“

Vor diesem Hintergrund plädierte Pühringer dafür, die österreichische Arbeitsmarktpolitik „neu zu denken“. Die Zutaten dazu: eine freiwillige Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, flexiblere Rahmenbedingungen für Soziale Unternehmen, Arbeitszeitverkürzung und Neuverteilung von Arbeit sowie das Ermöglichen einer dauerhaften, geförderten Beschäftigung.

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