Thomas Rihl im Interview zum Qualitätszirkel: „Von den Besten lernen“

Thomas Rihl, Geschäftsführer von Job-TransFair (Wien), im Gespräch über das Gütesiegel für Soziale Unternehmen und den heuer neu geschaffenen „Qualitätszirkel“.

Job-TransFair war 2010 eines der ersten Unternehmen, die das Gütesiegel für Soziale Unternehmen bekommen haben. Was gab den Ausschlag dafür, hier mitzumachen?

„Qualität ist die Kunst, die unterschiedlichen Bedürfnisse in einer Ausgewogenheit zufriedenzustellen“, sagt Job-TransFair-Chef Thomas Rihl.

Thomas Rihl: Qualitätsmanagement war bei uns immer ein Thema. Wir hatten vom BFI her im Prozessmanagement das ISO-System, aber dieses erschien uns etwas technokratisch. Und dann stießen wir eben auf das Gütesiegel, das auf die Szene der sozialen Integrationsunternehmen abgestimmt ist. Nachdem das System an EFQM orientiert ist, kann man das ganze Management der Firma danach abstimmen. Man hat also nicht auf der einen Seite die Art, wie man das Unternehmen führt und organisiert und auf der anderen Seite parallel dazu einen Qualitätsmanagementprozess. Man hat vielmehr einen einzigen Prozess, der integrierbar war in das tägliche Tun.

Was hat das Gütesiegel in den vergangenen sieben Jahren verändert?

Das ganze System wirkt in unserem Unternehmen mehr oder weniger täglich, weil es ja als Kreislauf angelegt ist. Am Anfang hat es vor allem Ordnung reingebracht. Es gibt bei Job-TransFair nun bestimmte und klare Abläufe, auch wenn nicht allen bewusst ist, dass hier das Gütesiegel wirkt. Wir haben uns überlegt: Wo wollen wir hin? Was wollen wir erreichen? Das wurde im Leitbild festgehalten und in Strategien gegossen, die sich nach unten deklinieren. Eine wichtige Frage dabei war: An welchen Kennzahlen machen wir das fest?

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Wir haben für unser Unternehmen festgelegt, dass unsere Hauptanspruchsgruppe die Transitarbeitskräfte sind. Ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt unseres Tuns. Unser Hauptziel ist ihre Vermittlung. Eine wichtige Kennzahl bei uns ist deshalb die Praxisquote. Praxiseinsätze sind etwa Praktika und Überlassungen in Firmen oder auch Arbeitseinsätze in unseren eigenen Betrieben. Je mehr Leute in einem Praxiseinsatz sind und je länger, umso besser sind die Zahlen bei der Arbeitsmarktintegration. Wenn ich also schaue, dass alle Menschen, mit denen ich arbeite, wenigstens ein paar Tage in einem Praxiseinsatz sind, dann kann ich mir sicher sein, dass ich eine substanzielle Verbesserung ihrer Vermittlungschancen bewirke. Daran kann sich jeder einzelne Mitarbeiter orientieren.

Seit heuer gibt es auch einen „Qualitätszirkel“. Was ist die Idee dahinter?

Der Qualitätszirkel bietet eine Austauschmöglichkeit für zertifizierte Unternehmen und auch jene, die gerade in diesem Prozess stecken. Wir hatten bisher zwei solcher Treffen, eines in Graz und eines in Linz. Beide Qualitätzirkel waren sehr gut besucht. In Linz waren fast 40 Leute da.

Was konkret wird im Qualitätszirkel besprochen?

Es geht darum, von den Besten zu lernen: Was funktioniert gut? Wie machen das die anderen? Eine große Chance ist auch das Benchmarking: Wenn es gelingt, ein Unternehmen zu finden, das ähnlich tickt wie das eigene, kann man sich aneinander messen. Bei der virtuellen Benchmarking-Börse, bei der wir Ergebnisse vergleichen können, gibt es aber noch Luft nach oben.

Außerdem besteht ein hoher Informationsbedarf zum überarbeiteten Kriterienkatalog. Mit dem neuen Kriterien rückt das Gütesiegel für Soziale Unternehmen stärker an das EFQM-Modell heran. Seit 2014 wird es im EFQM-Qualitätsmanagementsystem als „Recognised for Excellence“ (R4E) gewertet. Damit können wir uns um den Staatspreis bewerben und bei Ö-Cert (Qualitätsrahmen für österreichische Erwachsenenbildungs-Organisationen, Anm.) listen. Es entstehen im Qualitätszirkel auch viele, viele Ideen, etwa, wie man Wirkung messen und das Image der Sozialen Unternehmen stärken kann.

Wir würden Sie persönlich im unternehmerischen Kontext „Qualität“ definieren?

Qualität definiert nicht die Firma, sondern die, die was wollen von mir, gestalten hier ein Stück weit mit. In dem Sinne ist Qualität die Summe der Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen, etwa der von uns unterstützten Personen, aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen. Die Kunst, und das ist dann eben das Qualitätsmanagement, besteht darin, mit diesen Bedürfnissen umzugehen, sie aufeinander abzustimmen und in einer gewissen Ausgewogenheit dann auch zufriedenzustellen.