Zivilgesellschaft schließt sich zu „Bündnis für Gemeinnnützigkeit“ zusammen

„Dieses Land wäre ohne Zivilgesellschaft nicht denkbar. Durch das Engagement der NGOs werden nicht nur ökonomische Werte geschaffen, sondern auch soziales Kapital“, betont Franz Neunteufl, Geschäftsführer der IGO – Interessensvertretung Gemeinnütziger Organisationen.

Gebündelte Kräfte: Die NGOs wollen künftig gemeinsam ihr Knowhow und ihre Erfahrung der Politik und Verwaltung zur Verfügung stellen.

Vertreter/innen von 14 Verbänden und Netzwerken  mit mehr als tausend gemeinnützigen Mitgliedsorganisationen haben kürzlich in Wien das von ihnen gegründete „Bündnis für Gemeinnützigkeit“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Ziel des Zusammenschlusses von Dachorganisationen aus so verschiedenen Bereichen wie soziale Wohlfahrt, Arbeitsmarktintegration, Kultur, Inklusion, Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit ist es, einen starken Partner für die Zusammenarbeit mit der Regierung abzugeben.

„Wir bündeln unsere Erfahrungen und Kräfte, um das gebündelte Knowhow der Politik und Verwaltung zur Verfügung zu stellen“, sagt Gabriela Gerbasits, die Geschäftsführerin der IG Kultur. Erich Fenninger, der stellvertretende Vorsitzendende der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt, betont: „Gemeinnütziges Handeln stärkt den sozialen Zusammenhalt.“ Je stärker die Zivilgesellschaft in einer Gesellschaft ausgeprägt sei, desto demokratischer und gewappneter sei die Gesellschaft gegen Populismus.

„Gemeinnützigkeit ist in jüngerer Zeit zu Unrecht in Verruf geraten. Wenn Sie an die Themen Arbeitstraining oder 1-Euro Jobs denken, dann hat die Gemeinnützigkeit fast so etwas wie einen abfälligen Beigeschmack bekommen“, kritisiert arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer: „Wir glauben aber, das Gegenteil ist der Fall. Gemeinnützigkeit ist das Gegenteil von Eigennützigkeit. Das bedeutet, dass wir gemeinwohlorientiert und gemeinnützig arbeiten, also nicht profitorientiert.“

Einbindung „höchst an der Zeit“

“Wir glauben, es ist höchst an der Zeit, dass Politik nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen vonstatten geht, sondern dass gemeinnützige Organisationen eingebunden werden, weil sie über extrem großes Erfahrungswissen, über sehr viel Know-How verfügen“, ist arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer überzeugt: „Wir glauben, für eine zukunftsorientierte Politik ist es an der Zeit, dass genau diese Organisationen beteiligt werden.” So konnte beispielsweise die Zivilgesellschaft beim Vergaberecht ihre Anliegen bei der Gesetzeswerdung erfolgreich einbringen. Mit dem neuen Regelwerk erhalten Bund, Länder und Gemeinden nunmehr die Möglichkeit, öffentliche Aufträge für jene Unternehmen vorzubehalten, die gemeinnützig sind, mehr als 30 Prozent benachteiligte Menschen beschäftigen und deren Unternehmenszweck es ist, diese in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Bedeutender Wirtschaftsfaktor

234.000 Menschen oder rund Prozent der unselbstständig Beschäftigten arbeiten im dritten Sektor. In den Jahren 2000 – 2010 ist die Beschäftigung um 39 Prozent gestiegen und steigt seither weiter. Der Beitrag des dritten Sektors zur Bruttowertschöpfung betrug 2015 7,5 Mrd. Euro oder 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch dieser Wert ist im Steigen begriffen. Zwei Millionen Menschen oder 28 Prozent der österreichischen Bevölkerung engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen und gemeinnützigen Organisationen. Dies entspricht weiteren 230.000 Vollzeitstellen und einer theoretischen Bruttowertschöpfung von 4,7 Mrd. Euro.

Appell an den Bundespräsidenten

Abschließend appellieren die NGOs an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, den Dialog mit der organisierten Zivilgesellschaft über die Zukunft des Landes weiter auszubauen. Walter Marschitz, Geschäftsführer Sozialwirtschaft Österreich: „Wir glauben, dass er als verbindende und überparteiliche Instanz wie kein anderer dazu berufen ist, eine solche Initiative erfolgreich anzuführen.“