ExpertInnentalk zum 2. Arbeitsmarkt: Zielgruppen werden wachsen

Im Rahmen einer Fachtagung der Arbeiterkammer Niederösterreich diskutierte kürzlich in St. Pölten eine ExpertInnenrunde über die Zukunft des Zweiten Arbeitsmarktes. Mit dabei waren AMS NÖ-Geschäftsführer Karl Fakler, arbeit plus-Vorstandsvorsitzende Manuela Vollmann, Christian Operschall vom Sozialministerium und Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut.

Im Vorfeld des ExpertInnentalks stellten Olivia Rauscher und Christian Schober die SROI-Studie zum gesellschaftlichen Mehrwert der 27 sozialintegrativen Unternehmen in Niederösterreich vor. Die Anfang 2016 fertiggestellte Studie belegt, wie berichtet, die hohe Wirksamkeit von Sozialen Unternehmen: Für jeden Euro, der in diesen Bereich investiert wird fließen mehr als zwei Euro an positiven Effekten für die TeilnehmerInnen und die Gesellschaft zurück. Rauscher: „MitarbeiterInnen aus solchen Betrieben haben neben ihrem Einkommen vor allem die wieder gewonnene Stabilität im Leben und das gesteigerte Selbstwertgefühl als überaus positive Effekte hervorgehoben.“

Der 2. Arbeitsmarkt bietet eine soziale Perspektive: Fakler, Vollmann, Julia Schütze (Moderation), Operschall, Mahringer

„Der Zweite Arbeitsmarkt ist ein ganz zentraler Teil der Arbeitsmarktpolitik. Aber sie ist nur ein Teil davon. Wir müssen die richtigen Instrumente für die richten Menschen anwenden“, sagte Fakler im anschließenden ExpertInnentalk. „Die Studie trägt dazu bei, dass man Investitionen für diesen Bereich besser vor der Politik rechtfertigen kann – egal wo man politisch steht.“

VorreiterInnenrolle

Manuela Vollmann bedankte sich beim Niederösterreichischen Dachverband für Bildung, Beratung und Beschäftigung (nöb) und der Arbeitsgemeinschaft QUASI als AuftraggeberInnen der Studie: Niederösterreich nehme mit dieser Wirkungsmessung eine VorreiterInnenrolle ein. arbeit plus plane in den kommenden Jahren mit einem bundesweiten Wirkungsbericht daran anzuknüpfen, so Vollmann. Aus ihrer Sicht werden die Grenzen zwischen dem Ersten und Zweiten Arbeitsmarkt immer mehr verschwinden: „Wir werden in Zukunft immer mehr von einem erweiterten Arbeitsmarkt sprechen, zu dem es ganz unterschiedliche Zugänge gibt“, ist die arbeit plus-Vorstandsvorsitzende überzeugt.

Signifikant bessere Chancen

WIFO-Experte Helmut Mahringer glaubt, dass die Zielgruppen der Sozialen Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten wachsen werden. Er ist vom Nutzen der Sozialen Unternehmen überzeugt: „Man sieht, dass Personen die in sozialen Integrationsunternehmen gearbeitet haben signifikant bessere Chancen haben. Aber sie sind kein Wundermittel.“ Um arbeitsmarktferne Menschen wieder integrieren zu können, müsse daher auch an der Aufnahmefähigkeit des Ersten Arbeitsmarktes angesetzt werden. „Möglich wäre das zum Beispiel durch die Verwendung von sozialen Kriterien bei Ausschreibungen“, so Mahringer.

Christian Operschall vom Sozialministerium brachte das niederösterreichische Stufenmodell der Integration als Beispiel: „Modelle wie dieses werden in Zukunft den erweiterten Arbeitsmarkt ausmachen.“ Operschall kann sich gut vorstellen, dass in Zukunft mehr Menschen in Sozialen Unternehmen arbeiten werden: „Die öffentliche Hand kann hier zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Auch das ist Teil des New Deal.“

Den Bericht zur SROI-Studie finden Sie hier