DAS BAND & HAUS AKTIV : Recht auf Beschäftigung für Menschen mit Behinderung

Lokalaugenschein beim Verein DAS BAND im 15. Wiener Gemeindebezirk: In der Werkstätte im ersten Stock bestückt ein Mann für einen Pharmakonzern transparente Kunststofftäschchen für einen Kongress mit Pflaster, Alkoholtupfern und Infomaterial. Insgesamt 7000 Stück umfasst der Auftrag. Einen Tisch weiter legen seine Kolleginnen gerade Trennblätter in 3000 Workshop-Mappen ein. Auch im Zimmer nebenan wird gefalzt, geklebt, geschraubt. „Solche Aufträge aus der Privatwirtschaft sind für uns sehr wichtig“, betont Werkstattleiterin Natalia Laguna. 

Wege aus der Isolierung

DAS BAND-Werkstatt-Leiterin Laguna: “Man bekommt so viel zurück.”

Die Psychologin meint das nicht nur in geschäftlicher Hinsicht. Die Menschen, die hier arbeiten, sind psychisch erkrankt oder haben eine Behinderung.  Für viele von ihnen ist die Beschäftigung deshalb ein wichtiger Anker. Sie steigert das Selbstwertgefühl, holt sie aus der Isolierung, lässt die Seele zur Ruhe kommen. „Eine Frau hat mir sogar erzählt, dass das konzentrierte Arbeiten sie aus ihrer Psychose herausholt“, sagt Laguna.

Insgesamt rund 150 Erwachsene sind in den Werkstätten beschäftigt. Wen eine Arbeit wie diese überfordert, der kann im dritten Stock seine Kreativität ausleben und etwa Kerzen gestalten, Bilder malen oder Textiltaschen gestalten, die dann auf Märkten oder Kooperationsläden verkauft werden. Natalia Laguna ist seit August bei DAS BAND angestellt: „Man bekommt so viel zurück. Und ich mag die Vielfalt: Wir haben im Team Menschen aus Österreich, Deutschland, Indien, Spanien, der Türkei, Niederlanden… alte, junge, jeder ist anders, das gefällt mir sehr.“

Diejenigen, für die langfristig auch eine Stelle am ersten Arbeitsmarkt realistisch erscheint, werden von HAUS AKTIV betreut. Früher war das Soziale Unternehmen direkt Teil des Vereins, seit 2014 ist HAUS AKTIV jedoch eine gemeinnützige GmbH. Bis zu 150 Frauen und Männer werden in dem Qualifizierungsprojekt jedes Jahr auf einem der 50 Trainingsarbeitsplätze auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet. Sie pflegen Gärten, reinigen Gebäude, führen Übersiedlungen durch, erledigen Botendienste oder kleinere Instandhaltungsarbeiten.

Chance auf Zukunft  

Bischof: “Eine Arbeit zu haben bedeutet die Chance auf eine gesicherte Existenz.”

„Eine Arbeit zu haben bedeutet Teilhabe, die Chance auf Zukunft und eine gesicherte Existenz. Es ist ja schon in der UN-Behindertenkonvention festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderungen das Recht auf Teilhabe am Arbeitsmarkt haben“, betont Roman Bischof. Dem HAUS AKTIV-Leiter geht es dabei auch darum, die Bilder in den Köpfen zu verändern und Berührungspunkte mit den Unternehmen zu schaffen.

Tolle Vermittlungsquoten  

Ist der Kontakt einmal hergestellt, stehen ihnen oft auch die Türen offen: Rund ein Drittel der Personen im Arbeitstraining schafft es, am ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Die Partner*innen aus der Privatwirtschaft sind laut Bischof „bunt gemischt, vom REWE-Konzern bis zur kleinen Bäckerei in Liesing. Die Ausgleichstaxe, die man als großes Unternehmen zahlen muss, wenn man keine Menschen mit Behinderung beschäftigt, wirke hier sicher auch mit.  Aber es setze bei vielen auch ein Umdenken ein“, meint Bischof.

Von der Politik wünscht sich der HAUS AKTIV-Leiter neben einem dauerhafteren Angebot am zweiten Arbeitsmarkt für Menschen, die einen Zwischenschritt oder eine stufenweise Integration benötigen, auch eine Sensibilisierungskampagne seitens der Politik: „Um Menschen mit Behinderung einen Platz am regulären Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist es wichtig, Barrieren in den Köpfen der Arbeitgeber*innen abzubauen“, ist Bischof überzeugt.