Der kürzlich vom Sozialministerium veröffentlichte Doppelbericht zu „Sozialer Mobilität und Vermögensverteilung“ (OECD bzw. Österreichische Nationalbank) kommt zum Schluss, dass Soziale Mobilität in Österreich vergleichsweise gering ausgeprägt ist. Dabei zeigt die Untersuchung deutliche Verknüpfungen zwischen der aktiven Arbeitsmarktpolitik und der sozialen Mobilität auf. Insbesondere die gezielte Unterstützung von benachteiligten bzw. arbeitsmarktfernen Menschen wird als wichtiges Gestaltungselement für Aufstiegsmobilität und zum Schutz vor sozialem Abstieg beschrieben.
„Angesichts dieser aktuellen Studie, ist es umso dringlicher, dass politische Entscheidungsträger*innen die Rolle von und das Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik als starken Hebel für Chancengleichheit, demokratische Stabilität und letztlich soziale Mobilität verstehen und sie in den künftigen Koalitionsverhandlungen einbringen. Das gilt – wie auch in diesem Bericht deutlich wird – vor allem dort, wo es um arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für vulnerable bzw. benachteiligte Menschen geht“, betont Judith Pühringer, Geschäftsführerin von arbeit plus – dem Netzwerk von 200 Sozialen Unternehmen in Österreich.
So zeigt der Doppelbericht etwa Versäumnisse in Hinblick auf die Inklusion benachteiligter Gruppen, der Integration von Geflüchteten sowie bei der Gleichbehandlung von Frauen am Arbeitsmarkt auf. Der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern stünden etwa weiterhin persistente Rollenbilder entgehen, aber auch das Fehlen von Kinderbetreuungsplätzen und das geringe Bewusstsein auf Seiten von Unternehmen für familienfreundliche Arbeitsplätze/Arbeitszeiten, werden von den Studienautoren (Anm.: Frauen sind nicht mitgemeint) genannt. Genau beim letzten Aspekt wird ein Soziales Unternehmen von arbeit plus als best-practice hervorgehoben. Das Soziale Unternehmen ABZ*AUSTRIA beratet andere Unternehmen gezielt über betriebliche Rahmenbedingungen, die die Väterbeteiligung an Elternkarenz und Betreuungsarbeit erhöhen.
Die Studie kritisiert allerdings auch die fehlende arbeitsmarktpolitische Anbindung der neuen Sozialhilfe in Österreich (vormals Mindestsicherung). Pühringer: „arbeit plus hatte bereits im Rahmen seiner Stellungnahme zum Sozialhilfegrundsatzgesetz auf die Problematik der fehlenden Anbindung an vorhandene Qualifizierungs-, Beratungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, wie etwa den Sozialen Unternehmen für Menschen in der Mindestsicherung hingewiesen. Denn speziell in dieser Zielgruppe erweisen sich freiwillige Qualifizierungsangebote und sozialpädagogische Begleitung als besonders effektiv, wenn es um die Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt geht.“
So kommt auch die Studie zum Ergebnis, dass es für Mindestsicherungsbezieher*innen aktuell zu wenige qualitativ hochwertige Angebote gäbe, die sie bei der Arbeitsaufnahme unterstützen. „Wir hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger*innen diese Hinweise in der künftigen Budgetierung und Ausrichtung der aktiven Arbeitsmarktpolitik und der ihr nahestehenden sozialpolitischen Gesetze berücksichtigen. Dabei sollte – entgegen dem aktuellen Trend – das Augenmerk vor allem auch bei benachteiligten und langzeitarbeitslosen Menschen liegen, für die der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt angesichts des drohenden Konjunkturabschwungs in den kommenden Jahren besonders schwer werden könnte“, gibt Pühringer abschließend zu Bedenken.
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Foto © sprungbrett/ B. Gradwohl