Mazedonien trifft Österreich: Spannender Austausch der Sozialwirtschaft

Austausch befruchtet: Diese Erfahrung machten im heurigen Sommer Hannelore Miller von der Förderabteilung des Arbeitsmarktservice und Ursula Königer, Leiterin des Sozialökonomischen Betriebes WUK bio.pflanzen mit Sitz in Gänserndorf (NÖ) und Vertreterin von arbeit plus. Auf Einladung des zuständigen Ministeriums nahmen sie Mitte Juni an einem zweitägigen Seminar mit VertreterInnen von NGOS und Arbeitsmarktpolitik teil. Miller referierte über die Entwicklung des Sektors und die rechtlichen Rahmenbedingungen (Stichwort: AMS-Richtlinien), Königer stellte die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche der österreichischen Sozialökonomischen Betriebe vor und sprach über die täglichen Herausforderungen im Spagat zwischen Unternehmertum und sozialem Auftrag.

Hintergrund der Einladung ist die von der EU entwickelte Heranführungsstrategie, die potenzielle EU-Kandidaten beim Beitrittsprozess unter die Arme greifen soll. Neben der Unterstützung bei politischen Reformen sowie der wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Entwicklung möchte die EU auch die territoriale Zusammenarbeit fördern. Das österreichische Sozialministerium kooperiert aus diesem Grund schon seit einigen Jahren mit dem mazedonischen Arbeitsministerium. 2016 liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf den Sozialökonomischen Betrieben als eine Maßnahme gegen Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung.

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Ein solches Engagement ist dringend nötig: Seit dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien Anfang der 1990er Jahre ist die Arbeitslosigkeit eines der anhaltenden Probleme des kleinen Balkanstaates. Der durchschnittliche Monatslohn von 175 Euro reicht kaum zum Leben, jede(r) vierte EinwohnerIn ist arbeitslos. Vor allem junge Menschen zieht die Perspektivenlosigkeit ins Ausland.

Lernen und Arbeiten verbinden

„Die Regierung ist sehr bemüht, die Menschen im Land zu halten und möchte dem Sozialwirtschaftssektor den Rücken stärken“, sagt Königer. Beim sommerlichen „Ländertreffen“ erfuhren die beiden Österreicherinnen von spannenden Initiativen in Mazedonien, darunter eine Kooperation zwischen HaubenköchInnen und BerufsschülerInnen: In einem einwöchigen Projekt erhielten die Jugendlichen wertvolle Tipps aus der Küchenpraxis und hatten die Chance, Lernen und Arbeit zu verbinden. Königer und Miller erhielten auch Informationen über einen großen landwirtschaftlichen Betrieb, an den ein Therapiezentrum für suchtkranke Menschen angeschlossen ist.

Königer selbst stellte den mazedonischen BranchenkollegInnen Sozialökonomische Betriebe aus verschiedenen Bereichen vor, darunter die Carla-Secondhand-Läden der Caritas, die Tiroler Holzwerkstatt Schindel und Holz und ihren eigenen landwirtschaftlichen Sozialökonomischen Betrieb WUK bio.pflanzen.

Und was ist aus ihrer Sicht aktuell die größte Herausforderung bei der Leitung eines Sozialökonomischen Betriebs? „Der tägliche Spagat zwischen Unternehmertum und sozialem Auftrag“, sagt Königer ohne zu überlegen: „Am Markt zu bestehen und gleichzeitig den Bedürfnissen der TransitmitarbeiterInnen gerecht zu werden, ist nicht einfach.“ Und: „Ich würde mir mehr für sie passende Jobs am ersten Arbeitsmarkt wünschen, in die wir sie vermitteln können. Es gibt derzeit einfach nicht genug Arbeitsplätze.“