11. Armutskonferenz 2018: Im Sichtbarmachen von Wertschätzung liegt eine verändernde Kraft

Die Soziologin Ruth Patrick von der Universität Liverpool (r. im Bild mit Judith Pühringer) hat die Auswirkungen der “Sozialschmarotzer-Debatte” in Großbritannien auf armutsbetroffene Menschen und die Gesellschaft untersucht.

„Von der Kluft zwischen politischer Rhetorik und den realen Erfahrungen der Armut“, berichtete Ruth Patrick von der University of Liverpool in ihrem Einleitungsreferat auf der 11. Armutskonferenz, die von 5. bis 7. März in Salzburg mit 400 TeilnehmerInnen aus Wissenschaft, Selbsthilfeinitiativen, sozialen Organisationen, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffenen stattfand. „Das politische Versprechen der Integration bedeutet in Wirklichkeit für die Betroffenen die Erfahrung von massiver sozialer Ausgrenzung“, warnte Patrick vor den Entwicklungen Großbritanniens. „Sozialkürzungen funktionieren nicht. Die Auswirkungen sind schlimm: mehr Kinderarmut, viele können sich Heizen nicht mehr leisten, Food Banks explodieren, Familien mit geringem Einkommen sind mit massiver Verschlechterung ihrer Gesundheit konfrontiert“.

“Mit Stigmatisierung wird regiert”

Die davon Betroffenen würden aber noch dazu abgewertet, vorgeführt und beschimpft. „Die Funktion dieser Abwertungen hat System“, analysierte Ruth Patrick. Das schlechte Reden über Menschen, die wenig haben, werde gezielt eingesetzt. “Mit Stigmatisierung werde regiert”,  so Patrick zu ihren Forschungsergebnissen: Das funktioniere wie eine „Anti-Sozialstaats-Maschine, wie ein Panzer, der alle anderen Lebensrealitäten niederwalzt, der alle negativen Erzählungen vor sich her schiebt.“

Die 11. Armutskonferenz stellte die Bedeutung von Anerkennung im Kampf gegen Ungleichheit und Spaltung in den Mittelpunkt.

Unter dem Titel „Achtung“ machte die 11. Armutskonferenz die Abwertungsspirale und das Ringen um Anerkennung, Wertschätzung und Würde zum Thema. „Das Versprechen, dass Leistung und Arbeitseifer soziale Sicherheit, Anerkennung und Achtung garantieren, ist fundamental ins Wanken geraten“, sagte Judith Pühringer , arbeit plus-Geschäftsführerin und arbeitsmarktpolitische Expertin der Armutskonferenz, in ihren Begrüßungsworten: „Menschen über 50 Jahre werden aufs Abstellgleis gestellt, MindestsicherungsbezieherInnen werden abgewertet, arbeitslosen Menschen wird die Integrationshilfe gestrichen und gleichzeitig Untätigkeit unterstellt. Das fundamentale Bedürfnis nach Achtung und Würde wird politisch mit Füssen getreten“.

Achtung und Wertschätzung verändern

„Im genauen Wahrnehmen und Sichtbarmachen von Achtung und Wertschätzung liegt eine verändernde Kraft. Genau hier liegt die große Stärke der Armutskonferenz, die große Kraft dieses vielstimmigen Netzwerks”, so Pühringer abschließend.

www.armutskonferenz.at/achtung