Was es für Erwerbsbeteiligung von und für Frauen jetzt braucht

Ferienende in Österreich. Für manche das Ende der erholsamen Zeit, für viele Obsorgetragende, eher das Ende von besonders herausfordernden Wochen. Insbesondere gilt dies für viele Mütter, für die der Mangel an verlässlichen Betreuungseinrichtungen, der während dem Jahr schon oft für Belastung sorgt, in den Ferien noch größeren Stress verursacht. Dies führt bis zur Inanspruchnahme von unbezahltem Urlaub oder Reduktion auf Teilzeit. Entgegen verschiedenen Kommentaren, wie kürzlich wieder von AMS Vorstand Johannes Kopf, dass es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung braucht, oder von Seiten der Arbeitgeber und des Bundesministers Kocher, dass eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen des Arbeitskräftemangels Lösung wäre, passiert nach wie vor wenig um die Situation zu ändern.

Teilzeit, Wiedereinstieg, Altersarmut – alles weiblich.

Es ist erschreckend. Nach Jahrzehnten der Diskussion über Gleichberechtigung in Familienangelegenheiten geht aus der aktuellen Datenlage ganz klar vor: Die Hauptlast in der Kinderbetreuung liegt nach wie vor bei den Frauen. Fast die Hälfte der Frauen arbeitete 2021 in Teilzeit. Mangelnde Betreuungsangebote und Familienpflichten sind dafür der häufigste Grund. Das hat Folgewirkungen – Arbeitgeber*innen können nicht auf Mehrstunden zurückgreifen, aber vor allem Frauen haben ein geringeres Gehalt, in Folge Arbeitslosengeld, und Pensionsgehalt zu erwarten.

Aktuell verfügen Frauen im Mittel um ein Drittel weniger Jahreseinkommen als Männer. 2021 lag der Median der Bruttojahreseinkommen bei den erwerbstätigen Frauen bei 24.309 Euro, bei Männern bei 37.707 Euro. Je nach Berufsgruppen sind hier Unterschiede sichtbar. Gleichstellung gibt es de facto nur bei den Beamtinnen. Schmerzhafte Draufgabe: 21,2% der Frauen haben in Österreich einen akademischen Bildungsabschluss, aber nur 17,1% der Männer (Stand 2020), die dennoch im Schnitt wesentlich mehr verdienen.

Es reicht. Frauen stehen immer wieder in der Kritik, nicht ausreichend Erwerbsarbeit nachzugehen. Wenn wir das ändern wollen, brauchen wir – nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung – eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation, die Care- und Erwerbsarbeit endlich neu verteilt., so Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus dazu, die überzeugt ist, dass es genügend gute Ideen gibt: Unternehmen müssen ihre Attraktivität steigern, indem sie innovative Arbeits- und Führungsmodelle wie etwa Top-Sharing und Generationen-Tandems anbieten. Zudem braucht es lebensphasenorientierte Lösungen, um Vereinbarkeit lebbar zu machen. Das Modell Elternzeit 30:30 würde Eltern nach der Geburt eines Kindes unterstützen und gleiche Chancen stärken. Um Frauen neue Berufsfelder auch in Zukunftsberufen zu eröffnen, sind zudem Qualifizierungsprogramme in Teilzeit oder direkt am Arbeitsplatz essentiell. Wir sind alle gefordert diesen Wandel zu unterstützen, aber unmittelbar, braucht es ein Handeln der Politik inklusive Budgetmittel!

Strukturelle und finanzielle Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt.

Zum einen sind Frauen deutlich weniger oft in Führungspositionen als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Diskriminierung, Netzwerke und eine Arbeitskultur, die Führung in Teilzeit nicht zulässt. Im Jahr 2023 waren laut dem „Frauen. Management. Report“ der AK 89,5% der Geschäftsführenden in Österreichs Top 200 Unternehmen Männer. Zum anderen arbeiten Frauen überdurchschnittlich oft in Branchen mit geringen Löhnen, bzw. werden frauendominierte Branchen schlechter bezahlt.

Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus – einem Netzwerk von rund 200 Sozialen Unternehmen in Österreich dazu: Frauen sind am Erwerbsarbeitsmarkt strukturell benachteiligt. Unsere Erfahrung zeigt: Der wesentliche Faktor ist die nach wie vor ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Das führt zu Arbeitslosigkeit und Teilzeitarbeit in Frauenleben, die von der Arbeitsmarktpolitik nicht ausreichend aufgegriffen werden. Solange die Gehaltsunterschiede eklatant sind und die Verantwortung für Care-und Sorgearbeit zum Großteil bei den Frauen liegt, wird es keine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen geben.

Nur wenn die Gleichstellungsblockaden systematisch und ressortübergreifend angegangen werden, wird sich etwas verändern, so Rehbichler weiter.

Aktuell finden Budgetverhandlungen für 2024 statt. Diese müssen als Chance genutzt werden, um gezielt in Arbeitsmarktpolitik und ressortübergreifende frauenfördernde Programme und Initiativen zu investieren. Nur so lässt sich langfristig die eindeutige Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz verringern. Eine Kürzung der Initiativen wird zu Lasten der Erwerbsbeteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt führen.

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich fordert:

  • Ausreichend budgetäre Ausstattung von Frauenförder- und Gleichstellungsprogrammen;
  • Ressortübergreifenden Ausbau von Angebote zur frühkindlichen Bildung/Kinderbetreuung und Pflege inkl. Rechtsanspruch;
  • Neue Arbeitszeitmodelle und Qualifizierungsmöglichkeiten für Frauen und Männer;
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen zur Förderung von Gleichstellung für Unternehmen;
  • Mehr staatliche Kampagnen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung