Vor den Vorhang: Mit alten Kleidern bei HAI zu neuen Jobs

„Es gibt viele Gründe, warum Menschen aus dem Erwerbsleben fallen können – Sparmaßnahmen, Krankheit, Schulden, eine schlechte Ausbildung oder auch einfach ein fortgeschrittenes Alter“, weiß Michaela Gadermayr, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Halleiner Arbeitsinitiative (HAI).

Seit 28 Jahren unterstützt dieses Soziale Unternehmen Menschen, die es schwer haben, einen Job zu finden, beim beruflichen Neu- bzw. Wiedereinstieg. Für diesen arbeitsmarktintegrativen Auftrag erhält HAI Förderungen vom Arbeitsmarktservice und dem Land Salzburg. Kernstück der Tätigkeiten (neben den Dienstleistungen) ist das große Secondhand-Lager an Möbeln, Hausrat, Sportgeräten, Kunstgegenständen und neuerdings auch Textilien samt angeschlossenem Verkauf.

Seit Juni gibt es nämlich eine neue Kooperation im Alttextilienbereich mit Hallein, Oberalm und Puch: Konkret leeren Beschäftigte der Arbeitsinitiative die in diesen drei Gemeinden neu aufgestellten 12 „Kleider Boxen“ und sortieren die gesammelten Textilien. Gut erhaltene Waren werden im Secondhand-Laden fair-kauf angeboten. Mit im Boot ist auch die Entsorgungsfirma Struber: Sie stellt die Boxen zur Verfügung und kauft HAI die Restware ab.

Insgesamt stehen bei HAI 24 – auf ein Jahr befristete – Arbeitsplätze zur Verfügung. Im Jahr 2013 waren in dem Sozialökonomischen Betrieb insgesamt 65 sogenannte „TransitmitarbeiterInnen“, davon 41 Männer und 24 Frauen, beschäftigt. Etwas weniger als die Hälfte (43 Prozent) fand danach eine Stelle bei einem Unternehmen in der Region.

Schritt für Schritt zurück ins Erwerbsleben

Thomas Schaffarzick  Juli 80

Auch Thomas Schaffarzick (Foto) hat es durch HAI geschafft, wieder einen Job zu finden: „Mein Name ist Thomas Schaffarzick. In bin 34 Jahre und arbeite seit einem Jahr bei der Fa. Mertl Kunststoffe. Vor zwei Jahren sah die Welt für mich aber noch ganz anders aus. Ich lebte zuhause in mein Zimmer zurückgezogen, hatte die letzten sechs Jahre nur ein paar Monate gearbeitet, ging fast nicht mehr aus dem Haus, meine körperliche und psychische Verfassung waren schrecklich und ich hatte mich hoch verschuldet. Wie es dazu kam? Aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung konnte ich ab dem 26. Lebensjahr keine schwereren Arbeiten mehr ausüben. Bisher hatte ich immer am Bau gearbeitet und nun ging plötzlich gar nichts mehr. So etwas tut weh! Und man verliert den Glauben an sich selber.

2012 wurde mir vom AMS die Teilnahme an der Halleiner Arbeitsinitiative HAI ermöglicht. Endlich wieder etwas zu tun, einen geregelten Tagesablauf, ein Grund warum sich das Aufstehen lohnt. Ich bekam wieder Anschluss an die Gesellschaft und hatte gute Arbeitskollegen. Und ich wurde dabei unterstützt, meine angehäuften Probleme Schritt für Schritt zu bewältigen. Etliches davon konnte ich schon loswerden, an einigem arbeite ich noch immer. Mein nächstes Ziel ist der Abschluss des Privatkonkurses. Ja und von der HAI wurde ich nach einem Jahr zu meinem jetzigen Arbeitgeber vermittelt. Die Fa. Mertl kennt meine Geschichte und bestärkt mich auf meinem Weg.“

Mehr Informationen auf www.hai-projekt.at