Vor den Vorhang: „Heinzelfrau“ Wilma Fischer im Gespräch

bdv austria: Der Sozialökonomische Betrieb “Heinzelfrauen” wurde 1997 gegründet. Wie kam es dazu?

Wilma Fischer: Als Leiterin der Frauenservicestelle „Die Tür“ veranstaltete ich in diesem Zusammenhang einige Kurse für langzeitarbeitslose Frauen. In diesen Kursen wurde schnell klar: Es gab fast keine Chancen für langzeitarbeitslose Frauen, Migrantinnen und Frauen mit verschiedensten Vermittlungshemmnissen. Im Bereich des Arbeitsmarktes war und ist viel Unterstützung notwendig. So ist die Idee für einen Sozialökonomischen Betrieb geboren worden. Wir haben dann auch rasch gesehen: Arbeit zu haben, ist nicht nur eine Frage von Geldverdienen. Arbeit hat viele positive Nebenwirkungen: Das soziale Netzwerk wird größer, der Selbstwert steigt. Weil die Zahl der alleinstehenden Menschen in unserer Gesellschaft zunimmt geht es auch um Existenzsicherung, Armutsvermeidung und natürlich um die Frage einer eigenen Pension.

Was bietet der Verein konkret an?

Fischer: Derzeit putzen und bügeln 16 „Heinzelfrauen“ in Privathaushalten in den Bezirken Eisenstadt und Mattersburg. Der Bedarf ist da, momentan haben wir 170 Stammkunden, die regelmäßig unsere Dienste in Anspruch nehmen.

Wer arbeitet bei Ihnen?

Fischer: Wir beschäftigen arbeitsmarktferne Frauen, Wiedereinsteigerinnen sowie ältere Arbeitnehmerinnen, weil diese Gruppen es heutzutage besonders schwer haben, einen Job zu finden. Fast die Hälfte der „Heinzelfrauen“ sind Migrantinnen. Die Frauen kämpfen mit allen möglichen Schwierigkeiten, etwa gesundheitlichen Problemen, Kinderbetreuungspflichten, Schulden oder auch einer schlechten Ausbildung. Die Stellen sind auf ein Jahr befristet, in dieser Zeit versuchen wir, sie besser zu qualifizieren und gemeinsam mit ihnen einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die Heinzelfrauen finanzieren sich aus Fördergeldern des AMS und einer Eigenerwerbsquote. Mit einem qualifizierten Team und sozialpädagogischer Betreuung versuchen wir den Frauen nachhaltig zu helfen.

Wie stehen hierbei die Chancen und wie ist es insgesamt um den Arbeitsmarkt in Eisenstadt und Mattersburg bestellt?

Fischer: Momentan sind die Chancen am Arbeitsmarkt im Reinigungsbereich sehr sehr schlecht. Eisenstadt und Mattersburg sind zwar industrielle Bezirke, trotzdem steigt die Arbeitslosigkeit kontinuierlich an. Wegen der schlechten Konjunktur sind die Firmen sehr vorsichtig und sparen, wo sie können. Und sie überlegen zweimal, ob sie jemanden anstellen. Durch die Ostöffnung hat die Konkurrenz zugenommen. Vieles läuft auf Teilzeitbasis und davon können wiederum viele Frauen nicht leben. Außerdem wird in der Reinigungssparte viel schwarz gearbeitet, insofern sehen wir die „Heinzelfrauen“ auch als Beitrag zur Legalisierung dieses Bereiches.

Welche Ziele verfolgen Sie noch?

Fischer: Wichtig ist für uns auch, ein ökologisches Putzen zu fördern und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten: Die „Heinzelfrauen“ bringen ihre Putzmittel selbst mit und diese sind umweltverträglich und biologisch abbaubar. Wenn man bedenkt, dass jede im Durchschnitt pro Tag in zwei Haushalten putzt, kommen da schon ganz schöne Mengen an Mittel zusammen. Der ökologische Ansatz macht uns besonders.