Vor den Vorhang: Arbeitslose legen den Grundstein für einen Neuanfang

Die Naturwerkstatt auf dem Ökocampus bei Schloss Ottenstein (Bezirk Krems) steht Menschen offen, die aufgrund ihrer Qualifikation, ihres Alters oder persönlicher Gründe nur geringe Chancen am Arbeitsmarkt haben. 15 Arbeitslose erhalten beim Verein Ökokreis in Rastenfeld regelmäßig eine Anstellung auf Zeit, um zusätzliche Qualifikationen zu erwerben und sich neu zu orientieren. Sechs Plätze sind für Betroffene aus dem Bezirk Krems vorgesehen, sieben für den Raum Zwettl, zwei für den Bezirk Horn.

Ein Schwerpunkt liegt auf älteren Bewerbern, 30 Prozent der Klienten müssen über 50 Jahre alt sein. Vermittelt werden Interessenten von den AMS-Bezirksstellen Krems, Horn und Zwett!. Das AMS kommt auch gemeinsam mit dem Land für die Entlohnung der Teilnehmer auf.

Gründe für Arbeitslosigkeit

Unterstützen die Klienten: Ute Blaich (l.) und Carina Kos vom Ökokreis.

Es gibt viele Gründe, die Menschen in die Langzeitarbeitslosigkeit abgleiten lassen, wissen Geschäftsführerin Ute Blaich und Pesonalentwicklerin Carina Kos vom Ökokreis. Neben Firmenschließungen seien es im Waldviertel oftmals fehlende Mobilität oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die eine Arbeitsaufnahme verhinderten. Schwierig gestalte sich die Jobsuche außerdem für Bewerber ohne Berufsausbildung. Ziel der Aktivitäten des Ökokreises ist die Vermittlung der Klienten in den ersten Arbeitsmarkt.

“Wir haben eine breite Palette an Menschen, die extrem gute Fähigkeiten haben”, betont Carina Kos. Handwerker finden sich darunter ebenso wie Verkaufsmitarbeiter oder Geisteswissenschaftler. Sie alle lernen in der Naturwerkstatt ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen zu stärken. Interessierte Betriebe aus der Region können die Klienten im Rahmen von Praktika kostenlos und unverbindlich testen.

Neue Hoffnung schöpfen

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Die ehemalige Büroangestellte Eva H. aus Gars genießt die Arbeit an der frischen Luft.

Eva H. aus Gars am Kamp arbeitet seit Anfang April in der Naturwerkstatt. 30 Jahre lang war sie als kaufmännische Angestellte in einem Büro beschäftigt, nach einer Erkrankung kam die Kündigung. Seit etwa eineinhalb Jahren ist Eva H. bereits arbeitslos, dank der Naturwerkstatt schöpft sie nun neue Hoffnung. “Wieder unter Leute zu kommen und am Leben teilzunehmen”, nennt die 54-Jährige als wichtigen Schritt.

Ihr Ziel: “Einen Job zu finden, der zu mir passt”. Als eine “völlig neue Erfahrung” beschreibt Eva H. ihre ersten Wochen in Ottenstein. Statt mit Büroarbeit ist sie nun mit Gras mähen, Unkraut jäten und Obstverarbeitung beschäftigt. Die Arbeit macht ihr Spaß und die 54-Jährige könnte sich gut vorstellen, auch in Zukunft als Gärtnerin zu arbeiten.

Großes Ziel vor Augen

Diesen Schritt peilt auch Arnold Gausterer aus Gars am Kamp an, der seit Mai 2014 beim Ökokreis beschäftigt ist. Der 35-Jährige verfügt über keine Berufsausbildung, in der Vergangenheit hielt er sich mit Hilfsjobs über Wasser. Nach sechs Monaten in der Naturwerkstatt absolviert er nun beim Ökokreis eine Ausbildung zum Landschaftspfleger. “Mein Leben hat sich sehr gewandelt”, berichtet Arnold Gausterer. Mittlerweile hat er auch ein konkretes Ziel vor Augen: Nach seiner Ausbildung möchte er sich als Gärtner selbstständig machen.

*Dieser Artikel ist in der Kalenderwoche 22 in den “Tips”-Regionalausgaben Horn und Zwettl erschienen. Wir danken der Zeitung für die freundliche Abdruckgenehmigung.