Nachhaltige Vergabe und die Schafe von der Insel

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich spricht sich für öffentliche Vergabe im Sinne ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit aus

„Die Wiener Donauinsel-Schafe werden arbeitslos,“ titelte der Wien heute Beitrag vom 6. Mai zum Schicksal der WUK bio.schafe . Die dürfen nämlich heuer nicht mehr die Insel mähen. Der öffentlichen Ausschreibung der Stadt Wien folgend wurde als Kriterium für den Zuschlag nur der Preis angegeben.

Das ungewisse Schicksal der flauschigen Gesell*innen wirft somit weitere Fragen auf, mit denen sich arbeit plus, das Netzwerk Sozialer Unternehmen in Österreich, bereits seit längerem auseinandersetzt: nachhaltige Vergabe.

Die WUK bio.schafe sind nämlich nicht „nur“ Teil einer Bio-Landwirtschaft. WUK bio.pflanzen – Soziale Landwirtschaft Marchfeld ebnet als Sozialökonomischer Betrieb durch Beschäftigung und Qualifizierung Menschen, die schon länger in keinem geregelten Arbeitsverhältnis standen, den Weg zurück ins Erwerbsleben. Mit einer stetig steigenden Zahl an Langzeitbeschäftigungslosen ein essenzielles Projekt, das regional wirkt und Menschen Chancen gibt.

Somit war die Beweidung der Wiener Donauinsel ein Win-Win Projekt auf allen Ebenen: Mit den Krainer Steinschafen wird Naturschutz und nachhaltiges Wirtschaften mit der Integration von langzeiterwerbsarbeitslosen Menschen verbunden. Durch die Schafbeweidung kommt es zu einer Steigerung der Artenvielfalt und einer Vernetzung von Biotop-Flächen, die Steinschafe stoßen keine Abgas-Schadstoffe aus und sind leiser als maschinelle Rasenmäher. Mit der Beschäftigung in der Tierpflege finden vormals Langzeitbeschäftigungslose den Weg zurück in den Arbeitsmarkt und dadurch zu verbesserter sozialer Teilhabe.

Öko-Soziale Vergabe

Im Wien heute Beitrag argumentiert Gerald Löw, Leiter der Magistratsabteilung der Stadt Wien (Wiener Gewässer), trotz Lobes der guten 3-jährigen Kooperation mit den WUK bio.schafen, wie folgt: „Da gewinnt der Bestbieter (…) Das sind die rechtlichen Vorgaben, wir müssen das so machen.“ – Doch ist dem tatsächlich so, wenn das einzige Kriterium der Preis ist? Wie kann es sein, dass in Zeiten, in denen wir mitten in der Klimakrise stecken, weder Regionalität noch soziale Nachhaltigkeit als Kriterien angeführt werden?

Das österreichische Bundesvergabegesetz gibt öffentlichen Auftraggeber*innen die Möglichkeit bei der Durchführung von Vergabeverfahren soziale Zielsetzungen zu berücksichtigen. Seit 2018 besteht zudem die Möglichkeit, eine Ausschreibung gezielt an sozial nachhaltige Organisation zu richten. Dazu zählen beispielhaft folgende Aspekte: „Beschäftigung von Frauen, Personen im Ausbildungsverhältnis, Langzeitarbeitslosen, von Menschen mit Behinderung und älteren Arbeitnehmer*innen; Förderung von Freiwilligenleistungen; Berücksichtigung von Genderaspekten; fairer Handel; Barrierefreiheit; Design für alle.“

Zwar haben wir noch keine Details über den Mitbewerb, aber die Beweidung der Donauinsel mit den WUK bio.schafen deckt jedenfalls viele dieser Aspekte ab. 

Deshalb richten wir als arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich den dringlichen Appell an politische Entscheidungsträger*innen, den § (23) im Bundesvergabegesetzes für die vorbehaltene öffentliche Vergabe zugunsten sozialer und beruflicher Integration zu berücksichtigen und gemäß des aktuellen Regierungsprogramms öko-soziale Vergabekriterien zu etablieren. Im Rahmen des Bestbieter-Prinzips soll laut Regierungsprogramm der Fokus auf Qualitätskriterien liegen, um so regionale und soziale Aspekte zu stärken.

Gemeinsam schaf(f)en wir das!

„Von unseren insgesamt 240 Schafen müssen wir rund 100 hergeben, so Ursula Königer, WUK bio.pflanzen Betriebsleiterin und Vorstandsmitglied von arbeit plus: „Auch 1,5 Vollzeitstellen sind in Gefahr.“ Um die WUK bio.schafe vor einem Verkauf und somit einer möglichen Schlachtung zu bewahren, benötigen sie dringend eine vergleichbare Fläche, die nicht nur ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch Planungssicherheit für die Mitarbeiter*innen ermöglicht.

Rent a Sheep – natürliche Rasenmäher mieten

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, freuen sich die Schnucken über PatenSCHAFten und Spenden – Patenschaft & Spende