“Unsere Zukunftsvision: Den Stellenwert in der Region steigern”

Daniela Capano (re.) im Gespräch mit EIBETEX-Geschäftsführerin Martina Schmid

Daniela Capano vom Blog der Plattform www.wir-leben-nachhaltig.at hat Martina Schmid, die Geschäftsführerin des Sozialen Unternehmens EIBETEX in Waidhofen an der Thaya zum Interview getroffen.  Der Sozialökonomische Betrieb unterstützt langzeitarbeitslose Menschen beim beruflichen Wiedereinstieg und bietet den Kund*innen vielfältige Dienstleistungen und Produkte: Second Hand Shop, Upcyclingwerkstatt, Bügelservice, textile Änderungen und Neuanfertigungen, Haus- und Gartenservice, individuelle Holzanfertigungen, Räumungen und Übersiedlungen, Instandhaltungsarbeiten.

Frau Schmid, in ihrem Betrieb wird besonderer Wert auf soziale Kriterien und individuelle Unterstützung für Arbeitssuchende gelegt. Es wird darauf geachtet, dass alle MitarbeiterInnen entsprechend ihren fachlichen, gesundheitlichen sowie persönlichen Neigungen eingesetzt werden. Welches Angebot können Sie arbeitssuchenden Menschen anbieten? Braucht es eine spezielle Form der Personalentwicklung?
Wir bieten individuelle Arbeits- und Ausbildungsplätze an und gehen auf gesundheitliche Einschränkungen bzw. körperliche Fähigkeiten ein. Diese werden bei neuen MitarbeiterInnen von einer Sozialarbeiterin in einer maximal 8-wöchigen Vorbereitungszeit erhoben und danach erfolgt der Einsatz in den jeweilig passenden Bereich.
Bei der Personalentwicklung geht es uns um die berufliche und soziale Förderung d.h. die Kernaufgabe ist es, die MitarbeiterInnen bei der Jobsuche zu begleiten, regelmäßig offene Stellen zu vermitteln, persönliche Coachingangebote anzubieten wie z.B. Bewerbungstraining und Lebenslauf vorbereiten. Wir organisieren Vorstellungsgespräche, Schnuppertage und Praktikumsstellen in Betrieben. Unsere MitarbeiterInnen können dann jederzeit in sich daraus ergebende reguläre Dienstverhältnisse wechseln.Wir bieten unseren MitarbeiterInnen auch ein buntes Bildungsprogramm mit Themen aus dem Gesundheitsbereich an und haben das BGF-Gütesiegel der NÖGKK erhalten.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Sozialbetrieb und welche Herausforderungen gibt es? Finden Sie immer genügend MitarbeiterInnen?
Das Besondere ist, dass wir sehr individuell auf unsere MitarbeiterInnen eingehen können, dadurch entsteht die Herausforderung sehr flexibel zu sein. Nach der anfänglichen Clearingphase sind bei uns die Dienstverhältnisse befristet für 6 Monate. Daher ergibt sich immer ein Wechsel in der Belegschaft und das fordert die Bereiche, ständig genügend Arbeitsaufträge zu lukrieren. Wir haben ein jährliches, bewilligtes Konzept und dementsprechend bekommen wir vom AMS die Personen zugewiesen. Wir haben 100% Auslastung und derzeit einen hohen Anteil von MitarbeiterInnen über 50 Jahren und einen Frauenanteil von über 50%. Aktuell haben wir auch 8 Jugendliche in Lehrlingsausbildung in unserem Betrieb.

Umweltentlastende Wiederverwertung hat einen hohen Stellenwert in ihrem Betrieb, das zieht sich wie ein „roter Faden“ durch alle Arbeitsbereiche und ist vor allem in der Upcyclingwerkstatt und Schneiderei gut umsetzbar. Welche Upcycling-Produkte werden von Ihrer Kundschaft besonders nachgefragt? Reichen die Vorräte bzw. Stoffreste für die Nachfrage?
Unsere Textile Werkstatt fertigt aus gebrauchten Kleidungsstücken und Stoffresten modische Taschen, verschiedene Geschenkartikel und Etuis. Unsere Produkte sind sehr langlebig, individuell und keine Stangenware. Wir fertigen auch auf Kundenbestellung an und verkaufen die Produkte in unserem Second Hand Shop oder auf Märkten. Sehr nachgefragt und beliebt sind momentan Trachtentaschen. Die Stoffe werden gesammelt, viele kommen von diversen Firmen der Umgebung. Wir haben in unserer Werkstatt eine bunte Auswahl an Stoffen. In unserem Änderungsservice können Kundinnen und Kunden ihre Kleidungsstücke vorbei bringen und wir nähen diese nach ihren Wünschen um.

Upcycling liegt im Trend und es gibt sicher jede Menge zufriedene Kunden/innen für die hochwertigen Produkte. Was sind Ihre Zukunftsvisionen und neuen Ideen bzw. gibt es vielleicht Erweiterungspläne für die Upcyclingwerkstatt?
Das ist bei uns ein permanentes Thema, wo wir gefordert sind passende Tätigkeitsbereiche für die MitarbeiterInnen zu erstellen. Da bietet sich z.B. das Paletten-Möbel-bauen oder Gartenzäune renovieren an. Unsere BereichsleiterInnen suchen immer wieder neue Ideen und Trends, dabei werden auch die Ideen unserer MitarbeiterInnen aufgenommen. Es muss natürlich immer auf die vorhandenen Zeitressourcen und Umsetzbarkeit im Betrieb geschaut werden. Unsere Zukunftsvision ist, die Tätigkeiten für die Belegschaft und den Stellenwert unseres Sozialbetriebes in der Region zu steigern. So haben wir z.B. mit dem Bügelservice und einer Abholung ein interessantes Angebot für ältere Menschen in der Umgebung geschaffen.

Neu ist ein eigener Second Hand Shop in der Böhmgasse 32 in Waidhofen an der Thaya. Welche organisatorischen Abläufe sind notwendig, damit Sie an gebrauchte Kleidung und Textilien kommen?  Welches Angebot inkl. der Besonderheiten bietet der Shop ihren Kundinnen und Kunden?
Im Shop werden die Kleidungsstücke auf Kommission angenommen und für eine gewisse Zeit zum Verkauf angeboten. Wenn die Kleidung nicht verkauft wird, kann diese wieder abgeholt werden. Je nach Saison und modischen Trends variiert unser Angebot im Laden. Meist haben wir das Problem, dass wir viel zu viel Ware bekommen und daher einen Annahmestopp machen müssen, da unser Geschäft relativ klein ist. Als zusätzliches Service nehmen wir im Shop und in der Textilwerkstatt Änderungswünsche von Kleidungsstücken entgegen.

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*Wir danken www.wir-leben-nachhaltig.at für die freundliche Veröffentlichungsgenehmigung.