Stufenmodell der Integration: Evaluierung bestätigt tolle Ergebnisse

Das Stufenmodell der Integration ist ein im Sommer 2013 gestartetes Pilotprojekt zur Integration von besonders arbeitsmarktfernen Menschen in den Arbeitsmarkt. Es wird vom AMS und Land Niederösterreich finanziert.

Ein Modell für Menschen, die von vielen Angeboten des AMS nicht profitieren konnten

Das Stufenmodell wendet sich an Menschen, die bereits sehr lange erwerbsarbeitslos sind. Teilweise sind sie aus gesundheitlichen Gründen nur sehr eingeschränkt arbeitsfähig. Oft müssen sie mit starken psychischen und physischen Einschränkungen leben oder verfügen über keine am Arbeitsmarkt verwertbaren Berufsausbildungen. In der Regel konnten die Teilnehmer*innen des Stufenmodells von mehreren anderen Angeboten des AMS nicht profitieren oder sind nicht ausreichend belastbar, um als Transitmitarbeiter*in in einem Sozialen Unternehmen zu arbeiten.

Zwischen Juli 2013 und Dezember 2016 haben insgesamt 2.750 Personen in acht Sozialen Unternehmen aus Niederösterreich am Stufenmodell teilgenommen. Rund 60 Prozent davon waren in den drei Jahren vor dem Eintritt in das Stufenmodell fast durchgehend ohne Beschäftigung. Dennoch sind die Ergebnisse des Pilotprojekts äußerst positiv.

Ein vielfältiges Angebot mit Perspektive Arbeit

Das Stufenmodell ist ein einheitliches Angebot mit vielen verschiedenen Möglichkeiten. Es bietet seinen Teilnehmer*innen eine integrierte Förderkette, die mehrere bereits bestehende Angebote des AMS an einem Ort miteinander kombiniert. Ausgehend von einem Clearing, über stundenweise betreute Beschäftigung (rund 10 Wochenstunden) und einem Arbeitstraining (rund 25 Wochenstunden) sollen die Teilnehmer*innen – schrittweise angepasst an ihre individuellen Möglichkeiten – wieder an eine Transitbeschäftigung in einem Sozialen Unternehmen und an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden. Je nach Bedarf der Teilnehmer*innen ist dabei sowohl das Überspringen von Stufen oder auch eine Zurückstufung möglich.

Da alle Stufen in ein bestehendes Soziales Unternehmen integriert sind, ist Arbeit rundherum sichtbar. Alle Teilnehmer*innen – selbst jene, die mit ganz kleinen Schritten beginnen müssen – bekommen im Stufenmodell eine für sie passende Perspektive, bei der die Intensität der Arbeit schrittweise gesteigert wird. Gerade diese schrittweise Steigerung ist wichtig, um den zuvor jahrelang arbeitslosen Menschen durch bewältigbare Aufgaben wieder Erfolgserlebnisse, Selbstvertrauen und Zuversicht zu ermöglichen. Bei Rückschlägen sind die Sozialarbeiter*innen in den Sozialen Unternehmen eine vertraute Stütze, die bei Problemen im persönlichen Umfeld hilft und Sicherheit gibt. Im Anschluss an das Stufenmodell besteht noch das Angebot der Nachbetreuung.

Gute Ergebnisse trotz schwieriger Voraussetzungen

Trotz der schwierigen Voraussetzungen – rund 60 Prozent der Teilnehmer*innen waren davor sehr lange arbeitslos – belegt die von der prospect Unternehmensberatung durchgeführte Evaluierung des Stufenmodells gute Ergebnisse: Rund 45 Prozent der Teilnehmer*innen konnten trotz ihrer langen Arbeitslosigkeit zumindest kurzfristig wieder am ersten Arbeitsmarkt arbeiten. Bei weiteren 23 Prozent der Teilnehmer*innen konnte die persönliche Situation besser abgeklärt werden. Sie wurden in der Regel an spezialisierte Organisationen oder Instrumente weitergeleitet.

Vier Bausteine der erfolgreichen Arbeit

Aus der Sicht von Stufenmodellbetrieben kann der Erfolg in vier grundlegenden Säulen dargestellt werden:

  • Betriebsstruktur
    Die Unterstützungsangebote des Stufenmodells sind vom Clearing bis zur Nachbetreuung in die Betriebsstruktur eines sozialintegrativen Unternehmens eingebettet. „Es riecht immer nach Arbeit“.  Bereits ab dem Clearing werden die TeilnehmerInnen innerbetrieblich orientiert und haben konkrete Aufstiegsmöglichkeiten und erfolgversprechende Arbeitsplatzperspektiven vor Augen.
  • Das passende Angebot zum richtigen Zeitpunkt
    Ein abgestuftes Angebot an Beratung und Beschäftigung in unterschiedlichem Stundenausmaß bietet für alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit zu individueller Entwicklung, Leistungssteigerung und der Stärkung von Selbstwert und Sicherheit.
  • Aufgaben mit „Erfolgsgarantie“
    Die individuellen Betätigungsfelder und skalierbaren Leistungsanforderungen bieten für alle Teilnehmer*innen eine bewältigbare Aufgabe. Das damit verbundene Erfolgserlebnis nimmt Ängste, schafft Selbstbewusstsein  und motiviert zur Bewältigung weiterer Karriere-Herausforderungen bis hin zum Vollzeitarbeitsplatz am ersten Arbeitsmarkt.
  • PersonalentwicklerInnen mit sozialarbeiterischem Betreuungsangebot
    Das Angebot von hochprofessioneller sozialer Betreuungsarbeit ist für die Teilnehmer*innen in allen Stufen gegeben. Ein fachlich fundiertes und umfassendes Unterstützungsangebot, das Hilfe und Begleitung anbietet wo es benötigt wird.

Leider konnte das Stufenmodell nach 2017 nicht mehr weiter verlängert werden. Dennoch haben wir viel daraus gelernt und gesehen, dass mit dem richtigen Zugang selbst sehr arbeitsmarktferne Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zurückfinden könnten. Diese Erfahrungen gilt es, für die Zukunft mitzunehmen.

Endbericht zur Evaluierung des Stufenmodells

Den Endbericht zur begleitenden Evaluierung des NÖ-Stufenmodells der Integration 2014 – 2017 finden Sie auf der Website der prospect Unternehmensberatung.