Studie bestätigt: Soziale Unternehmen sind Sprungbrett ins Erwerbsleben

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und die Prospect Unternehmensberatung haben im Auftrag des Sozialministeriums die arbeitsmarktpolitischen Effekte der arbeitsmarktintegrativen Sozialen Unternehmen unter die Lupe genommen. Jetzt liegt die Evaluierung auf dem Tisch: „Die Ergebnisse zeigen ganz unzweifelhaft: Soziale Unternehmen führen zu einer klaren Verbesserung der Lebenssituation von Menschen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind“, freut sich Judith Pühringer, Geschäftsführerin des Bundesdachverbands für Soziale Unternehmen (bdv austria).

Konkret zeigt sich: Menschen, die in einem Sozialökonomischen Betrieb oder in einem Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt gefördert wurden, sind in den ersten fünf Jahren nach dem Förderbeginn deutlich mehr Tage unselbstständig beschäftigt (plus 45,2 Prozent) und verdienen in diesem Zeitraum um knapp ein Drittel mehr als andere Menschen in einer vergleichbaren Lage.

Neuer Mut und neues Selbstvertrauen

„Dazu kommen noch die vielen positiven Effekte der geförderten Beschäftigung, die man nur schwer in Zahlen gießen kann“, betont Pühringer: „Menschen, die nach langer Arbeitslosigkeit wieder die Chance auf Arbeit erhalten, schöpfen neuen Mut und neues Selbstvertrauen. Sie sehen optimistischer in die Zukunft, sind psychisch stabiler und erwerben durch die Transitbeschäftigung neue Fähigkeiten und Qualifikationen.“

Wichtig sei nun, so die bdv austria-Geschäftsführerin weiters , „dass die politisch Verantwortlichen die Empfehlungen der StudienautorInnen umsetzen, damit die aktive Arbeitsmarktpolitik in Österreich noch wirksamer wird und den Bedürfnissen der arbeitssuchenden Menschen mehr entspricht. „Nötig sind aus unserer Sicht vor allem der Ausbau und die Weiterentwicklung von niederschwelligen Qualifizierungsmöglichkeiten im Rahmen der befristeten Transitarbeitsplätze“, unterstreicht Pühringer: „Dies birgt die Chance, dass Soziale Unternehmen Menschen erreichen, die im formalen Bildungssystem auf der Strecke bleiben.“

Mehr Flexibilität für Rahmenbedingungen

„Zudem wünschen wir uns, so wie von den StudienautorInnen empfohlen, mehr Flexibilität bei den Rahmenbedingungen für die geförderte Beschäftigung: Wenn die Maximaldauer einer befristeten Arbeitsstelle nicht in Stein gemeißelt ist und niederschwelligere Angebote die Menschen behutsam an das Erwerbsleben heranführen, dann können unsere Sozialen Unternehmen besser auf die individuellen Bedürfnisse eingehen“, so Pühringer weiters. Denn: „Aus ihrer täglichen Arbeit wissen die Sozialen Unternehmen genau, was ihre Beschäftigten brauchen.“

In Niederösterreich hat sich beispielsweise ein vom niederösterreichischen Netzwerk arbeitsmarktintegrativer Sozialer Unternehmen (NÖB) (mit-)entwickeltes fünfteiliges Stufensystem als sehr wirkungsvoll erwiesen. Dieses ermöglicht den Menschen einen schrittweisen Übergang von einer Clearingphase zu stundenweiser Beschäftigung, Arbeitstraining, Transitbeschäftigung in einem Sozialen Unternehmen und Unterstützung für die Zeit „danach“.

Weiters ganz oben auf dem Wunschzettel der Sozialen Unternehmen an die Politik steht ein erweitertes System zur Wirkungsmessung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Dieses solle neben der Vermittlungsrate auch qualitative Faktoren wie die Beseitigung von Vermittlungshemmnissen, Qualifizierung und Stabilisierung miteinbeziehen.

Pühringer: „Insgesamt hat die Studie aber auch eindeutig bestätigt, was wir aus der Erfahrung unserer Sozialen Unternehmen längst wissen: Auch mit der besten Förderung schaffen es nicht alle Menschen, zu den Bedingungen, die der heimische Arbeitsmarkt von ihnen verlangt, Erwerbsarbeit zu verrichten. Hier sollte die Arbeitsmarktpolitik nicht nur auf Vermittlungsquoten schielen, sondern dauerhaft geförderte Arbeitsplätze für jene Menschen schaffen, für die etwa aufgrund gesundheitlicher Probleme eine Stelle am Ersten Arbeitsmarkt nicht mehr realistisch scheint.“