Soziologin Frigga Haug möchte „Teilzeitarbeit für alle“

„70 Prozent der Frauen in Deutschland arbeiten Teilzeit. Und oftmals heißt Teilzeit: Armut, Ausweglosigkeit, mangelnde Sicherheit und schon gar keine Aufstiegsmöglichkeiten. Auf den ersten Blick scheint Teilzeitarbeit also genau das zu sein, was wir nicht wollen“, sagt Frigga Haug. Warum die renommierte deutsche Soziologin unter dem provokanten Titel „Teilzeitarbeit für alle“ dennoch für eine Neuverteilung von Erwerbsarbeit und welches Konzept von Arbeit dahintersteckt, das erläuterte sie kürzlich bei einem Vortrag in der Wiener Urania.

Vor einigen Jahren entwickelte Haug ihre „Vier-in-einem-Perspektive“ mit dem Anliegen, den Begriff von Arbeit nicht nur unter dem engen Blickwinkel von bezahlter Erwerbsarbeit zu sehen. Konkret unterscheidet sie Lohnarbeit, fürsorgende Arbeit (Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen etc.), Gemeinwesenarbeit (ehrenamtliches Engagement) und Entwicklungschancen (Fortbildung, Hobbys, etc.).

Generelles Umdenken notwendig

Alle diese Perspektiven müssen im Leben der Menschen Platz finden, deshalb müsse die gesellschaftliche Gesamtarbeit auch auf die gesamte Gesellschaft aufgeteilt werden, so Haugs Credo. Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit, wachsender Umweltkatastrophen und immer mehr Kriegen um Ressourcen brauche es zudem ein generelles Umdenken: „Der Kapitalismus ist dabei, die Erde zu zerstören. Es braucht eine Vorstellung von einem guten Leben, in dem es nicht um Konsum geht“, so Haug.

Die deutsche Soziologin eröffnete die „Gutes Leben für alle“-Vortragsreihe, die die Diskussionen des “Gutes Leben für alle”-Kongresses im Februar 2015 an der Wirtschaftsuniversität in Wien fortführt.

Weitere Infos zur Vortragsreihe finden Sie hier