Licht ins Dunkel der Sozialhilfe: Chancen und Teilhabe für langzeitarbeitslose Menschen

Arbeits- und Wirtschaftsministerium und AMS freuen sich über positive Nachrichten. Dabei wird übersehen, dass die Langzeitarbeitslosigkeit im Verhältnis weniger schnell sinkt als die Zahl der Arbeitslosen insgesamt.

Im Jahr 2022 waren immer noch knapp 85.000 Menschen (Dez 22: 80.418) länger als ein Jahr ohne Arbeit. Rund 20.000 dieser Menschen haben Mindestsicherung bezogen, mehr als die Hälfte (13.000) als Aufstockung zu den AMS-Leistungen. Laut der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen waren mehr als 50% der Menschen, die mehr als ein Jahr arbeitslos sind, armutsgefährdet – auch nach Erhalt von allen staatlichen Transferleistungen.

Längere Arbeitslosigkeit führt zu Armut

„Je länger Arbeitslosigkeit dauert, desto größer ist die Gefahr, in Armut abzurutschen“, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. „Um Armut zu vermeiden und Existenzen zu sichern ist eine Verkürzung der Arbeitslosigkeit und die Aufnahme von Arbeit hilfreich.“

Die Mitgliedsunternehmen im Netzwerk von arbeit plus ermöglichen es langzeitarbeitslosen Menschen, am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Die Erfahrung aus 200 Sozialen Unternehmen in ganz Österreich zeigt, dass für eine verlässliche Jobaufnahme und die Konzentration auf die Jobsuche stabile Lebensumstände notwendig sind. Existenzsorgen und bürokratische Hürdenläufe sind kontraproduktiv. Existenzängste müssen aufgegriffen werden, sicherer Wohnraum zur Verfügung stehen und Kinder und Angehörige versorgt sein. Die aktuell unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern und die Abwesenheit von Rechtssicherheit eröffnet einen willkürlichen Umgang von Behörden und machen Empfänger*innen zu entmutigten Bittsteller*innen.

Existenzangst, Wohnungsunsicherheit, Unsicherheit der Versorgung der Kinder sowie individuelle Entmutigung erschweren nachgewiesenermaßen die Arbeitsaufnahme.

Der Negativspirale entkommen

Die 19 Punkte der Armutskonferenz zeigen Lösungen auf. Um Sozialhilfeempfänger*innen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, braucht es ein niederschwelliges, schrittweises Heranführen. Hier zeigt die Erfahrung aus den Unternehmen von arbeit plus, dass eine geringfügige Zuverdienstmöglichkeit die Arbeitslosigkeit für Menschen verkürzt. Damit ist ein Zuverdienst in der Arbeitslosigkeit nicht nur notwendig für die Existenzsicherung, sondern ermöglichen Chancen und Teilhabe und sind ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt.

arbeit plus fordert daher den Ausbau von niederschwelligen und schrittweisen arbeitsmarktpolitischen Angeboten, die einen Zuverdienst für Sozialhilfeempfänger*innen ermöglichen.

„Genau in der jetzigen Zeit einer geringen Arbeitslosigkeit gibt es die einmalige Chance, die Gründe zu identifizieren, warum Menschen in verfestigter Arbeitslosigkeit nicht wieder in den Arbeitsmarkt finden und was notwendig wäre, um dies zu ändern. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, zu handeln“, sagt Sabine Rehbichler.