35 Jahre Ho&Ruck!

Ho&Ruck in Innbruck ist gleichzeitig Indoorflohmarkt und Transportunternehmen. Seit nunmehr 35 Jahren unterstützt Ho&Ruck langzeitarbeitslose Personen mit gravierenden Vermittlungshindernissen und bietet ihnen im Sozialen Unternehmen die Chance, wieder Fuß im Arbeitsleben zu fassen.

Wenn das nicht gebührend gefeiert gehört!
Am 29. März 2019 lädt Ho&Ruck zum FEIERTAG[Weiterlesen…]

Vor den Vorhang: Sozial und ökologisch

Der sozialökonomische Betrieb Schindel & Holz wurde im Jahre 1990 in Lienz gegründet. Unter dem Trägerverein OSPA sind derzeit über 60 Personen in den drei Betrieben Tischlerei, Mobilservice und Umweltwerkstatt beschäftigt. Im März 2010 wurde die Umweltwerkstatt als jüngster der drei Betriebe gegründet und ist in dieser Form einzigartig. Das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt erbringt ökologische und zugleich soziale Leistungen für Umwelt und Gesellschaft. Es besticht durch die Pionierarbeit von Schindel & Holz und erntet nicht zuletzt deshalb viel Anerkennung von Politik und Wirtschaft.

Türöffner in den Arbeitsmarkt

Das Kerngeschäft der Umweltwerkstatt ist die Sammlung, Trennung und Verwertung von Wertstoffen. Die MitarbeiterInnen entlasten mit jedem Handgriff die Umwelt. Diese so genannten „Green Jobs“ eröffnen „arbeitsmarktfernen“ Menschen den Wiedereinstieg in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis. Unterstützend werden eine umfassende sozialpädagogische Beratung und eine fachbezogene Qualifizierung geboten. Nach Ablauf des befristeten Dienstverhältnisses von maximal sechs Monaten sollen die Beschäftigen in der Lage sein, einen dauerhaften Arbeitsplatz am freien Arbeitsmarkt zu finden.

img04_prod-umw_umweltdienstleistungenDie Umweltwerkstatt bietet derzeit Beschäftigung in Form von zwölf Transitarbeitsplätzen, zwei produktiven Fachkräften und fünf Schlüsselkräften. Das Leistungsspektrum umfasst auch die Betreuung von Altstoffsammelstellen, die Wartung und Reinigung von Altstoffsammelbehältern sowie Dienstleistungen für Kommunen, Private und im öffentlichen Raum. In gemütlichem Rahmen feierten die MitarbeiterInnen mit Regionalpolitikern sowie Vertretern von Partnerfirmen und -organisationen das 5-Jahr-Jubiläum der Umweltwerkstatt. Förderpartner von Schindel & Holz sind das AMS und das Land Tirol. Rund die Hälfte der zur Aufrechterhaltung des Betriebes nötigen Gelder werden selbst erwirtschaftet.

*Dieser Bericht erschien am 27. Juli  in Osttirol heute. Wir danken dem Medium und dem Autor für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

 

Uni-Kooperation mit Horuck-Effekt

Soziales Unternehmen trifft Uni: Im Rahmen eines Kooperationsprojektes des Sozialökonomischen Betriebs Horuck und dem Institut für Gestaltung der Innsbrucker Fakultät für Architektur entwickelten 30 Studierende praxisnahe Lösungen für zentrale Verkaufs- und Präsentationselemente der 1001m2 großen Indoor-Flohmarkthalle des Horuck.

Neuer Wert aus vermeintlich „Wertlosem“

Beispiel Studierenden-Entwürfe 2Das besondere an der Aufgabenstellung war: Für die Umsetzung der Projekte sollten ausschließlich Recycling-Materialien verwendet werden. Nicht mehr für den Verkauf geeignete Bücher kamen somit ebenso zum Einsatz wie ausrangierte Skier, Lattenroste und Transport-Paletten. Aus diesen vorhandenen Materialien kreierten die Studierenden Entwürfe für den Kassenbereich, die Leseecke im Bücherflohmarkt und zahlreiche Detaillösungen für die Warenpräsentation. Sieben Projekte wurden prämiert, wobei vier Anerkennungspreise und drei 2. Plätze vergeben wurden.

„Beeindruckt hat uns vor allem, wie detailliert sich die Studierenden mit der Aufgabenstellung auseinander gesetzt haben. Selbst die Recycling-Materialien werden in den Entwürfen extrem umsichtig eingesetzt. Die Studierenden haben Bauanleitungen angefertigt, die im Detail zeigen, wie die einzelnen Entwürfe mit möglichst geringem Materialverbrauch umgesetzt werden können“, freut sich Wilfried Hanser, Geschäftsführer des Horuck, über die konsequente Herangehensweise der Studierenden.

VertreterInnen der Siegerprojekte

Die VertreterInnen der Siegerprojekte waren sichtlich stolz.

Die Auswahl der Siegerprojekte erfolgte vor allem nach Aspekten der Umsetzbarkeit. Die Verkaufshalle des Secondhand-Flohmarktes erfordert eine gut überlegte Logistik. Kleinwaren müssen ebenso ihren attraktiven Platz finden wie große Möbelstücke. „Wir haben entschieden keinen ersten Preis zu vergeben, weil die tatsächliche Lösung nun in der Kombination der zahlreichen Ideen der Studierenden liegt. Für die Umsetzung werden wir die Entwürfe kombinieren. So entstehen aus den prämierten Entwürfen nochmals neue, verdichtete Kreationen“, so Hanser. Die Entwürfe werden ebenfalls von den Studierenden selbst, ganz nach dem Motto der Lehrveranstaltung, in deren Rahmen die Kooperation stattfand: „Wir Selbermacher“.

Es gibt nur diese eine Welt

Das Projekt bot den Studierenden die Gelegenheit die Möglichkeiten der sinnvollen Weiter- und Wiederverwendung von Materialien im realen Kontext zu untersuchen, freut sich der Leiter des studio1 am Institut für Gestaltung, Professor Stefano de Martino. „Die Studierenden haben in kürzester Zeit erfasst, welche Ansatzpunkte das bereits Vorhandene bietet. So entstanden äußerst vielschichtige Entwürfe. Gleichzeitig wurde das Bewusstsein geschärft, wie aus Dingen, denen kein Wert mehr zugeschrieben wird, neuer Wert und Nutzen entstehen kann“. Für die beiden Betreuer der Studierenden, Johannes Münsch und Alexander Pfanzelt, war dieser Punkt das zentrale Anliegen der Kooperation: „Es gibt nur diese eine Welt, mit der man umgehen kann. Es ist essentiell dieses Bewusstsein über die Ausbildung für die künftige Baupraxis fruchtbar zu machen.

Die Studierenden sind sich einig, dass sie die Eindrücke und Erkenntnisse aus dem Projekt weiter begleiten werden. „Es war völlig neu für uns, bei Entwürfen von Recycling-Materialien auszugehen. Das ist ein wirklich spannender Zugang, der gerade auch in der Architektur an Bedeutung gewinnen wird. Ein echter Trend. Das erkennt man auch daran, dass sich weitaus mehr Studierenden für das Projektangemeldet haben, als teilnehmen konnten“, erzählen Adriane, Jakob und Mario bei der gemeinsamen Feier nach der Preisübergabe.Beispiel Studierenden-Entwürfe 1

Für viel Spaß sorgten die Trophäen, die die Studierenden zusätzlich zu den Geld- und Gutscheinpreisen für ihre Arbeit überreicht bekamen: Wilfried Hanser „garnierte“ die Preisübergabe mit Siegerpokale, wie sie ansonsten eher am Stockerl nach dem Sieg auf der Piste hochgehalten werden – konsequentes Secondhand in allen Lebenslagen.

Bilder von den Einreichungen und der Preisverleihung finden Sie hier

Vor den Vorhang: Ein ganz normaler Laden – und wiederum auch nicht

„Eigentlich sind wir ein ganz normales Geschäft, mit allem, was dazugehört“, sagt Gabriele Schwaiger, Betriebsleiterin des „WAMS Laden“ in der Innsbrucker Innenstadt. Und das kann auch jeder sehen: Beim Lokalaugenschein an einem sonnigen Dienstag Nachmittag ist einiges los: Während Mitarbeiterin Roswitha K. (49) eine der Schaufensterpuppen neu einkleidet, stöbern Kundinnen und Kunden verschiedensten Alters in Bücher- und Schuhregalen, sehen Kleiderstangen durch oder suchen ein Ostergeschenk für ihre Kinder. Zum beachtlichen Jahresumsatz von etwa 500.000 Euro trägt sogar das nahe Finanzamt bei, schmunzelt Schwaiger: „Viele Menschen, die dorthin müssen, bleiben vorher oder nachher an unseren schönen Schaufenstern hängen.“ Die Waren werden gespendet und von ihrem Team sortiert und aufbereitet.

Hinter den Kulissen ist das Unternehmen keineswegs wie jedes andere: Denn der WAMS Laden ist ein Sozialökonomischer Betrieb. Gefördert vom AMS erhalten hier Menschen, die es schwer haben, einen Job zu finden, einen befristeten Arbeitsplatz und besondere Unterstützung, damit sie Schritt für Schritt wieder ins Berufsleben einsteigen können. Im WAMS Laden arbeiten etwa Frauen, die keine oder eine nur unzureichende Ausbildung bzw. Suchtprobleme haben, oder die nach einem Burnout nicht voll belastbar sind. Der WAMS Laden ist nur einer von fünf sozialökonomischen Betrieben des Vereins WAMS. Dieser bietet insgesamt knapp 100 Arbeitsplätze, zwei Drittel davon mit sozialer bzw. arbeitsmarktpolitischer Zielsetzung.

Eine zweite Chance

Auch Roswitha K. kennt die Stolpersteine des Lebens: Irgendwann hielt die gelernte Diplomkrankenschwester dem enormen Stress in der Hauskrankenpflege nicht mehr stand: „Immer allein, immer unter Zeitdruck, immer mit der enormen Verantwortung, wenn etwas mit den Klienten ist: Kann ich selbst helfen? Hole ich die Rettung? Es kam der Punkt, wo mir einfach alles zu viel wurde.“ Ein Jahr war die zweifache Mutter nach ihrem völligen Zusammenbruch in Krankenstand, ein weiteres Jahr suchte sie erfolglos einen Job. Seit fünf Monaten nun arbeitet die Tirolerin im WAMS Laden in der Damenabteilung – und ist froh um diese zweite Chance: „Die Arbeit mit Mode macht mir wirklich Spaß. Hier kann ich meine Kreativität ausleben und auch selbst Neues ausprobieren. Ich hab ja in meinem früheren Job immer Arbeitskleidung getragen“, sagt Roswitha K.

Im WAMS Laden hat die Neunundvierzigjährige– mit der Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und ihrer Vorgesetzten Schwaiger, auch neue Kraft gefunden. Was sie machen will, wenn im Oktober ihre, in diesem Unternehmen immer auf ein Jahr befristete und vom AMS finanzierte Stelle endet, weiß sie noch nicht: „Ich möchte gerne wieder voll arbeiten, und ich hoffe, dass ich etwas finde. Aber ich möchte mich nicht mehr verbiegen, sondern dabei ich selber bleiben“, sagt Roswitha K. Mehr Infos auf www.wams.at

 

Re-Use Netzwerk Tirol – Pilotphase läuft an

Seit über einem Jahr arbeitet der tisöb (Verband der sozialökonomischen Betriebe Tirols) gemeinsam mit Abfallwirtschaftsverbänden und dem Land Tirol an der Entstehung eines Re-Use Netzwerks Tirol. Ziel des Netzwerks ist es, dass noch gut erhaltene Stücke nicht im Müll landen, sondern gesammelt und in den Secondhandläden der tisöb-Mitglieder verkauft werden können.

Nach den ersten Testläufen startet im September 2013 die intensive Pilotphase, bei der in Gemeinden und Wohnanlagen Secondhand-Sammlungen durchgeführt werden. Das Re-Use Netzwerk Tirol entstand im Rahmen eines EU-Projekts (CERREC) mit Unterstützung der Umweltabteilung des Landes Tirols. Im Re-Use Netzwerk Tirol arbeiten sozialökonomische Betriebe mit der Abfallwirtschaft zusammen.

Re-Use Netzwerk Tirol in PilotphaseDas Ziel: gute Stücke sollen nicht im Abfallstrom untergehen, sondern für eine zweite Nutzung gewonnen werden. Dadurch werden Ressourcen geschont und die Müllberge kleiner. Weiters werden durch die Sammlung, Sortierung und den Verkauf der Warenspenden Arbeitsplätze in sozialökonomischen Betrieben geschaffen. So bekommen Menschen, die bereits lange Arbeit suchen, wieder eine Chance zu arbeiten und zu lernen. Und schön ist auch, dass die Secondhand-Läden der tisöb-Betriebe die Möglichkeit bieten, gute Stücke zum kleinen Preis zu kaufen.

Die Ziele auf einen Blick:

  • Sammlung und Wiederverwendung gut erhaltener Stücke (z.B. Kleidung, Geschirr, Hausrat, Spielwaren, Sportartikel, kleine Elektrogeräte, Bücher, uvm.)
  • Verkleinerung der Abfallmenge, Schonung von Umwelt und Ressourcen
  • Arbeitsplätze für Menschen, die bereits lange Arbeit suchen, in sozialökonomischen Betrieben
  • gute Ware zu leistbaren Preisen in den Secondhandläden des tisöb

Weitere Infos finden Sie auf der Website des tisöb.