Vor den Vorhang: Angelina und Maria kochen in Graz auf

Es ist 11 Uhr und in der Küche der YOUTH COMPANY in der Grazer Kärntner Straße 25 geht es rund. Viele eingespielte Hände helfen zusammen, damit der Flammkuchen mit Blattspinat und Pecorino möglichst schnell verpackt wird. Die Schachteln aus recycelten Karton stehen bereit, Angelina Charlotte Adlboller verschließt gerade die letzte Partie.

"Mir taugt es hier", sagt Angelina Adlboller (21).

„Mir taugt es hier“, sagt Angelina Adlboller (21).

Die 21-Jährige ist seit Mitte August bei der YOUTH COMPANY, einem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt, das von Jugend am Werk Steiermark in Kooperation mit alea + partner im Auftrag des AMS Steiermark umgesetzt wird. Ziel  ist es, als arbeitslos vorgemerkte Jugendliche  und Menschen über 50 (wieder) am Arbeitsmarkt zu integrieren. Angelina hat einst eine Lehre als Einzelhandelskauffrau begonnen,  aber aufgrund einer Schwangerschaft und der Geburt ihres Sohnes keine Lehrabschlussprüfung. Über die YOUTH COMPANY holt sie sich nun neue Motivation: „Mir taugt es hier“, sagt die Grazerin. „Hier wir alles bio und immer ganz frisch gekocht. Wir holen draußen im Garten die selbst angebauten Kräuter und verarbeiten sie ein paar Minuten später in der Küche, das ist schon cool.“

„Schmeckt wie selbst gemacht“

Die fertigen Menüs werden von Montag bis Freitag innerhalb von Graz an Private und an Firmen ausgeliefert.  Ute Muster von Trenkwalder Personaldienste  ist eine jener KundInnen, die sich über das direkt ins Büro zugestellte gesunde Menü freut: „Ich bin mit dem Essen sehr zufrieden. Es schmeckt wie selbst gemacht, wird immer pünktlich geliefert. Ich kann es nur weiterempfehlen.“

Feedbacks dieser Art freuen das Team der YOUTH COMPANY natürlich und geben zusätzliche Kraft. Pro Monat steigen durchschnittlich 12 Jugendliche als Transitarbeitskräfte in die AMS-Maßnahme ein. Die Verweildauer beträgt maximal drei Monate, angestrebt wird eine Vermittlung vor Ablauf des Dienstverhältnisses. Neben dem Arbeitsbereich Küche/Gastronomie bietet die YOUTH COMPANY auch die Arbeitsfelder Landschaftsgestaltung/Gartenbau und Office/Büro an.

Starthilfe für einen neuen Job

Maria Greimel würde gerne fix in einer Schulkantine arbeiten.

Maria Greimel (54) ist ebenfalls Teil der YOUTH COMPANY. Sie kann bereits auf mehr als drei Jahrzehnte Berufserfahrung zurückblicken, unter anderem hat sie viele Jahre in einer Fleischhauerei Menüs gekocht. Der Betrieb sperrte zu. Nun möchte sie wieder eine fixe Stelle finden. „Besonders gerne würde ich in einer Schulkantine oder einem Schulbuffet arbeiten“, sagt sie.  Im Rahmen der YOUTH COMPANY erhält Maria Greimel auch Qualifizierungen wie z.B.  EDV-Training und intensives Bewerbungstraining. Bei Aussicht auf eine Arbeitsstelle werden Praktika zum Kennenlernen im zukünftigen Betrieb vermittelt und absolviert.Bereits mehr als 100 junge Menschen bzw. arbeitslose Menschen über 50 haben durch die YOUTH COMPANY wieder neue Perspektiven gefunden.

Mehr Informationen finden Sie hier

„Von Chancengleichheit sind wir weit entfernt“

Wird es am Arbeitsmarkt insgesamt eng, haben Menschen mit Beeinträchtigungen kaum noch eine Chance auf einen Job. Eine Tagung von „Chance B“, einem Sozialen Unternehmen im steirischen Gleisdorf, beschäftigt sich deshalb am 24. Juni mit der Frage, wie die Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigungen gelingen kann. bdv austria sprach mit Chance B-Geschäftsführerin Eva Skergeth-Lopič  über Herausforderungen und notwendige Veränderungen in Gesellschaft und Politik.

Frau Skergeth-Lopič, Sie nutzen das 25-jährige Jubiläum Ihres Sozialökonomischen Betriebs zu einer Fachtagung zur Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Beeinträchtigungen. Warum eigentlich?

Eva Skergeth-Lopič: Die Chance B in Gleisdorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligten Menschen in der Oststeiermark von der Kindheit bis zum Alter zur Seite zu stehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Arbeit die individuelle Selbstständigkeit enorm stärkt. Deshalb ist es für uns ein zentrales Anliegen, behinderte, langzeitarbeitslose, ältere oder auch wenig ausgebildete Menschen zu qualifizieren bzw. sie bei der Jobsuche zu unterstützen.

Chance B-Geschäftsführerin Eva Skergeth Lopic: „Beeinträchtigungen sind kein Minderheitenphänomen“

Beeinträchtigungen sind übrigens keineswegs ein Minderheitenphänomen. Laut einer Studie der Statistik Austria ist jede zweite Person im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren im Laufe des Lebens mindestens einmal und mindestens ein halbes Jahr lang gesundheitlich beeinträchtigt. Trotzdem findet das Thema wenig Beachtung. Mit unserer Tagung wollen wir das in die Öffentlichkeit tragen.

Wie stehen derzeit die Chancen für Menschen mit Beeinträchtigungen, einen Job zu finden?

Eva Skergeth-Lopič: Ist der Druck am Arbeitsmarkt insgesamt stark, sinken die Chancen von benachteiligten Menschen noch ungleich stärker. In der Steiermark ist beispielsweise die Arbeitslosigkeit bei behinderten Menschen doppelt so hoch wie bei nicht behinderten. Von Chancengleichheit sind wir also weit entfernt.

 Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, damit sich die Chancengleichheit in Zukunft erhöht?

Eva Skergeth-Lopič: Aus unternehmerischer Sicht ist es das Um- und Auf, attraktive und gefragte Produkte und Dienstleistungen zu einem fairen Preis anzubieten. Nur dann können wir als Soziale Unternehmen Arbeitsplätze schaffen. Menschen mit Beeinträchtigungen brauchen aber eine gute, sozialpädagogische Begleitung, damit sie stabil bleiben und gut arbeiten können. Viele Jahre gab es in der Steiermark einen Rechtsanspruch auf eine solche Begleitung. Mit der jüngsten Gesetzesänderung des Landes ist er aber wieder weggefallen. Das macht es Sozialen Unternehmen nicht gerade leicht. Von den Gemeinden wünschen wir uns, dass sie dazu beitragen, unsere Auftragslage zu sichern.

Sind nicht auch die Unternehmen in punkto Beschäftigung behinderter Menschen zum Umdenken aufgefordert?

Eva Skergeth-Lopič: In unserer sehr ländlichen oststeirischen Region sind vor allem Klein- und Mittelbetriebe tätig. Unserer Erfahrung nach sind viele sehr offen dafür, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen. Viele Betriebe tun mehr, als sie müssten. Aber die Lohnkostenzuschüsse des Landes wurden gestrichen und die Lohnförderungen des Bundes gekürzt. Außerdem fehlt auch hier ein Rechtsanspruch. Da können es sich viele Kleinunternehmen auch bei bestem Willen nicht leisten, behinderte Menschen anzustellen. 

 Ein Workshop Ihrer Tagung beschäftigt sich mit der Notwendigkeit nach geförderten Dauerarbeitsplätzen…

 Eva Skergeth-Lopič: In der „Hausmasters Dienstleistungs GesmbH.“, einem Unternehmen der Chance B-Gruppe, beschäftigen wir dauerhaft 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 46 davon haben eine Behinderung. Aber wir sind die einzigen weit und breit und auch hier wackeln die Förderungen immer wieder. Generell fehlt in Österreich ein sogenannter Dritter oder Erweiterter Arbeitsmarkt völlig. Dabei würde ein solcher aus mehreren Perspektiven Sinn machen: Die Menschen verdienen ihr eigenes Geld, sichern sich ihren eigenen Pensionsanspruch. Irgendetwas kann jeder gut – auf das geeignete Umfeld und die geeignete Begleitung kommt es an. Wir haben unser Portfolio ausgehend vom Können der Menschen entwickelt.

Die „Chance B“ im steirischen Gleisdorf unterstützt Menschen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt werden, beim Finden eines geeigneten Jobs.

Was wünschen Sie sich persönlich zum Geburtstag der Chance B?

Eva Skergeth-Lopič: Ich wünsche mir, dass wir konzentriert auf das Wesentliche arbeiten können. Schließlich geht es im Kern darum, dass jeder Mensch seine Motivation findet, sein Potential erkennt, seine Arbeitsfähigkeit stärkt und schließlich einen Arbeitsplatz findet, auf dem er oder sie gut arbeiten kann. Das bedeutet, dass wir gesicherte Rahmenbedingungen brauchen.

Infos zur Tagung „Chancenlos trotz Chancengleichheit“ finden Sie hier

Vor den Vorhang: Auf zwei Rädern auf der Überholspur

Graz ist eine Radl-Stadt: Stauts im Zentrum, ist man auf den zahlreichen Fahrradwegen schnell auf der Überholspur. Und wer höher hinauswill, der hat mehrere Hausberge vor der Tür, die nur darauf warten, per Mountainbike erklommen zu werden. „Bicycle“-Geschäftsführer und „Mastermind“ Gerd Kronheim ist das nur recht: Seit 25 Jahren ist er im Radlbusiness tätig – und das mit sozialem Mehrwert. Am Anfang stand eine kleine Fahrradwerkstatt mit 60 Quadratmetern und sechs Beschäftigten. „Das war, als Fahrradfahren uncool und die Branche kaum mehr existent war“, erinnert sich Kronheim. Staatlich geförderte Jugendbeschäftigungsprojekte steckten damals noch in den Kinderschuhen.

Der gelernte Maschinenbauer machte aus „uncooler“ Geschäftsidee und arbeitsmarktintegrativer Absicht ein Erfolgsmodell: Ein Vierteljahrhundert später hat sich das „Bicycle“ in Graz, unterstützt von AMS, Stadt und Land, zu einem Sozialen Unternehmen mit zwei Filialen (Rechbauerstraße 57 und Körösistraße 5 im Univiertel) und 25 Transitarbeitsplätzen gemausert. Neben dem Verkauf von Neurädern werden jährlich mittlerweile insgesamt rund 10.000 Drahtesel repariert.

Rund 50 benachteiligte Jugendliche erhalten so jedes Jahr die Möglichkeit, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu verbessern. In ihrer bis zu neunmonatigen Zeit Anstellung beim „Bicycle“ lernen sie wesentliche Fertigkeiten in Verkauf und Reparatur. Engagierte SozialpädagogInnen stehen den jungen Mädchen und Burschen während dieser Zeit zur Seite.

Mehr als nur Verkauf und Reparatur

Das Radl-Business besteht freilich längst nicht mehr aus Fahrrad-Verkauf und –Reparatur allein: Immer mehr Betriebsräte organisieren für ihre KollegInnen auf dem Firmengelände „Reparaturtage“ – durchgeführt von „Bicycle“. Graz-Gäste kutschieren gelegentlich per „Velo-Mobil“ (Preis pro Tag: 25 Euro) durch die Stadt.

Die Technische Universität lässt von „Bicycle“ den zweirädrigen Fuhrpark bestücken und warten. Und für Do-it-yourself-RadlerInnen hat das Soziale Unternehmen eine Fahrradbox entwickelt, die mit allen wichtigen Reparaturwerkzeugen und Ersatzteilen bestückt ist: Sie ist etwa auf öffentlichen Plätzen und Firmengeländen aber auch Schul- und Uniarealen zu finden. Darüberhinaus ist „Bicycle“ in der Fahrradbranche mittlerweile der zweitgrößte Anbieter von Transport- und Kinderanhängern in Österreich.

Kaffee auf Rädern

Und weil Gerd Kronheim nie um eine neue Idee verlegen ist, schmieden er und sein Team schon wieder neue Pläne: Ab nächstem Frühjahr soll es auf dem Bürogelände in der Körösistraße 17 auch möglich sein, einen eigenen Reparaturstandplatz samt Infrastruktur zu mieten. Der Kaffee kommt dort dann vom firmeneigenen, mobilen „Radlcafé“. Man darf gespannt sein…

Vor den Vorhang: Unterstützung für Menschen zwischen 15 und 25

Die Zahl der arbeitslosen Menschen steigt, auch immer mehr Jugendliche sind davon betroffen. Keine Lehrstelle, keine Arbeit, keine Zukunftsperspektive: Die 16jährige Sabrina aus der Steiermark war eine dieser jungen Menschen, die (noch) nicht am Arbeitsmarkt integriert waren. Als sie in der Probezeit ihre Lehrstelle bei einem steirischen Unternehmen verlor, traf sie das hart. Plötzlich hatte sie keine Aufgabe mehr, verschanzte sich zu Hause und wollte niemanden mehr sehen und hören.

Jetzt ist alles anders: Sabrina kam im Herbst 2013 in die Jugend am Werk Steiermark- Produktionsschule Leoben. Dort legte sie sich voll ins Zeug und arbeitete hart an sich. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Schon bald ging Sabrina äußerst konzentriert und sehr engagiert an alle Herausforderungen heran.

„Seit ich in der Produktionsschule Leoben bin habe ich viel mehr Spaß am Leben – ich gehe jetzt viel mehr hinaus und bleibe nicht nur zu Hause sitzen. Am liebsten verbringe ich meine Zeit mit der Feuerwehr, von der wir auch gerade einen Arbeitsauftrag bekommen haben. Wir fertigen Pokale für die Feuerwehrjugend an“, erzählt die junge Frau. Die JaW-Produktionsschule Leoben gefällt Sabrina, „weil hier das Arbeitsklima angenehm ist – alle Leute sind total nett und wir können auch immer wieder neue Arbeiten machen, da wir immer andere Aufträge bekommen. Alle Arbeiten machen mir Spaß, und die Zeit vergeht jeden Tag total schnell.“

Neustart als Lehrling

Sabrina Herold PS Leoben II 2014

Sabrina (Foto) hat es geschafft: Im September kann sie eine Lehre bei KIKA als Einzelhandelskauffrau beginnen. „Ich bin froh, dass meine TrainerInnen mich bei dem langen Bewerbungsverfahren immer wieder unterstützt haben.“

Jugend am Werk Steiermark hat mittlerweile drei Produktionsschulen. In diesen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden Jugendliche und junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in Theorie und Praxis an das Arbeitsleben herangeführt. In den Produktionsschulen Leoben und Deutschlandsberg wird in den Bereichen Holz, Metall und Gastronomie gearbeitet, in der Produktionsschule Graz in den Arbeitsfeldern Garten/Gartengestaltung, Dekoration und Raumausstattung.

Jugend am Werk Steiermark wurde 1948 mit dem Ziel gegründet, die hohe Jugend-Arbeitslosigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu reduzieren. In den 1960er Jahren kam die Arbeit mit Menschen mit Behinderung dazu, in den 1980er Jahren der Aufgabenbereich Kinder- und Jugendhilfe. Aktuell wird in allen drei Bereichen erfolgreich gearbeitet. Mehr auf www.jaw.or.at

Vor den Vorhang: Eine Chance (B) für Herrn Tadic

Dominko Tadic (34) ist eine echte Kämpfernatur: „Ich muss arbeiten, um nicht zu viel an meine Behinderung zu denken“, sagt der gebürtige Kroate. Ein eigenständiges Leben mit einem Arbeitsplatz ist ihm enorm wichtig. Seit seiner Kindheit leidet er an Spastischer Diparese. Im Klartext heißt das: Seine Beine funktionieren nicht so, wie sie sollten. Zum Gehen braucht er eine Gehhilfe. Auch seine Feinmotorik ist gehemmt. Seine Hand ist ebenfalls beeinträchtigt. Unterkriegen lässt er sich davon nicht: „Behinderte Menschen müssen an sich glauben. Man muss versuchen das Beste daraus zu machen“, sagt er.

Durch seinen eisernen Willen und seinen vollen Einsatz gelang es dem Vierunddreißigjährigen mit Hilfe des Arbeitsberaters der „Chance B“, einen idealen Arbeitsplatz zu finden: Nun ist Herr Tadic fix beim steirischen Ledererzeuger Wollsdorf angestellt. Hier wird hochwertiges Leder, etwa für die Automobil- und Möbelindustrie, hergestellt. Die umweltfreundliche Verarbeitung und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sind Teil der Firmenphilosophie. Tadic arbeitet in der Stanzerei und ist für die Qualitätsprüfung der Lenkradzuschnitte zuständig.

Drehscheibe in Sachen Arbeitssuche

Die Arbeitsberatung der „Chance B“ ist ständig auf der Suche nach geeigneten Arbeitsplätzen für ihre KundInnen und hat zum steirischen Ledererzeuger aufgrund früherer Vermittlungsgespräche beste Kontakte. Tadic wurde nach einer sechsmonatigen Berufsorientierung im BBRZ Kapfenberg vom AMS zur Chance B vermittelt. Diese griff ihm bei der Jobsuche und bei der Bewerbung unter die Arme. Das Bundessozialamt gewährt Wollsdorf Leder für Tadics Arbeitsplatz eine monatliche Integrationsbeihilfe.

Die gesamte Chance B-Gruppe bietet Menschen mit Beeinträchtigungen in der Oststeiermark die unterschiedlichsten Dienstleitungen und Hilfestellungen an. Die Angebotspalette reicht dabei von der Frühförderung und Hilfe bei der Wohnungssuche über Arbeitsassistenz bis zur Hauskrankenpflege. Insgesamt werden pro Jahr rund 2600 Menschen unterstützt, über 250 Personen mit Behinderung finden pro Jahr durch Chance B einen Job.

Bereicherndes „Vierländer-Treffen“ in der Steiermark

Voneinander lernen ist wohl die wichtigste Devise, wenn es um gemeinsame Entwicklungen geht. Internationale Treffen sind hier oft besonders wertvoll, bieten sie doch auch die Möglichkeit, über den eigenen „Tellerrand“ hinauszublicken. Der über das europäische Netzwerk ENSIE hergestellte Kontakt mit CEDRA (Zentrum für ökosoziale Entwicklung in Zagreb) fruchtete nun in einer Studienreise nach Österreich. Rund 40 Personen aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien waren kürzlich zu Gast beim Netzwerk der Beschäftigungsbetriebe Steiermark (bbs).

Neben Besuchen bei der Chance B in Gleisdorf und der BAN GmbH in Graz  war die Delegation auch im bbs Büro zu Gast. Präsentation und rege Diskussion trugen zum breiteren Verständnis über das Netzwerk und deren Mitgliedsprojekte sowie Österreichs Förderlandschaft bei. „Es waren Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen bei uns. Besonders beeindruckt hat mich das große Engagement, mit dem sie die Sozialen Unternehmen in ihren Heimatländern auf- und ausbauen“, sagt bbs-Vorstand Charlotte Gruber, die auch bei ENSIE aktiv ist: „Dort stehen die Strukuren, aber auch die Möglichkeiten zur Vernetzung ja erst am Anfang. Daher war die gemeinsame Reise ein wichtiger Anstoß für einen weiteren Austausch.“

Kräfte bündeln

Auch in Kroatien tut sich derzeit sehr viel, was die Entwicklung von ökosozialen Projekten angeht. CEDRA dient als Vernetzungsinstanz zwischen sozialökonomischen Unternehmen, Wirtschaft und Wissenschaft auf regionaler, nationaler und globaler Ebene. Bei einer enormen Vielfalt an Projekten, Modellen, unterschiedlichen Schwerpunkten, Ideen und Fähigkeiten, werden durch CEDRA gemeinsame Ressourcen genutzt und Kräfte gebündelt. Das gegenseitige Aufzeigen von Möglichkeiten und das Wissen darum,  am selben Strang zu ziehen, bereicherte alle Beteiligten. Der Austausch wird sicher auch über dieses Treffen hinaus weitergehen.

 

Moderne Palettenmöbel vom bfi-Beschäftigungsprojekt

2013 entstand im Beschäftigungsprojekt des bfi Bildungszentrum Graz Süd die Idee, aus alten Paletten, die sonst auf dem Müll landen würden, moderne und funktionale Möbel herzustellen. Im Sinne des ReUse-Gedankens wurde ein Jahr lang getüftelt, ausprobiert und geschraubt, bis man mit dem Ergebnis zufrieden war. Hergestellt werden nun Bänke, Sessel und Tische aus Palettenholz, die sowohl indoor als auch outdoor (z.B. für den Garten oder die Terrasse) verwendet werden können.

Palettenmoebel

Die Sitzmöbel können je nach Kundenwunsch mit Sitzauflagen in den verschiedensten Stoffen bezogen werden, auch Spezialanfertigungen sind möglich. Auf Wunsch werden die Möbel lasiert oder lackiert und haben so auch im Außenbereich eine Lebensdauer von zehn Jahren und mehr.

Nach Auftragsvergabe werden die Sitzbänke, Sessel oder Tische innerhalb von etwa einer Woche individuell nach Kundenwunsch angefertigt und gerne bis zur Haustüre geliefert bzw. vor Ort aufgestellt. Die Möbel werden von Personen hergestellt, die auf dem ersten Arbeitsmarkt derzeit wenig Chancen haben. Diese leichte, aber sinnvolle Arbeit trägt dazu bei, wieder in einen geregelten Arbeitsablauf hinein zu finden.

Weitere Fotos und Informationen zu den Möbeln finden Sie auf der Website der Beschäftigungsbetriebe Steiermark.