Druck auf in Teilzeit arbeitende Frauen ist der falsche Weg

Kinderbetreuung und Pflegeangebote ausbauen statt Sozialleistungen kürzen!

Frauen sind am Arbeitsmarkt nach wie vor strukturell benachteiligt. Faktoren dafür sind die schlecht ausgebaute Kinderbetreuung am Land, verfestigte Gender-Stereotypen und ungleiche Verteilung von Care- und Sorgearbeit. Die Idee von Bundesminister Kocher, Teilzeitarbeit weniger attraktiv zu machen, verfestigt Ungleichheit, statt das Problem zu lösen.

„Solange Care-Arbeit zum Großteil bei den Frauen liegt und die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen eklatant sind, gibt es noch viel Verbesserungspotenzial in der Gleichstellungspolitik. Nur wenn die Gleichstellungsblockaden systematisch angegangen werden, kann man Frauen aus der Teilzeitfalle holen“, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. „Mit Leistungskürzungen für teilzeitarbeitende Frauen funktioniert das sicher nicht.“

Wir im Netzwerk von arbeit plus, Soziale Unternehmen Österreich, arbeiten täglich mit Menschen zusammen, die aktuell keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. In unseren Unternehmen hat sich gezeigt, was es braucht, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen: Möglichkeiten eines stufenweisen Einstiegs, neue Lösungen für Care- und Sorgearbeit, fließende Wechsel zwischen Qualifizierung und Beschäftigung,“ so Sabine Rehbichler. „Wir appellieren an Minister Kocher in seinen Bemühungen um Arbeitskräfte, jene 90.000 Menschen nicht zu vergessen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind.“

Die Daten des AMS zeigen nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet, dass insbesondere Personen mit niedriger formaler Bildung (mehr als die Hälfte hat max. Pflichtschulabschluss), Migrant*innen (30.000) oder Menschen mit Behinderungen (35.000) stärker von länger andauernder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit innerhalb dieser Personengruppen im Vergleich zum Vorjahr fällt unterdurchschnittlich aus.

Obwohl die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen sinkt, bleibt der Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen an allen Arbeitslosen hoch. Nach wie vor sind beinahe doppelt so viele Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen wie noch vor zehn Jahren.

„Nur weil weniger Menschen arbeitslos sind, dürfen die Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik nicht gekürzt werden! Denn diejenigen, die jetzt (immer) noch keinen Job finden, brauchen mehr Unterstützung und Begleitung. Angesichts der veränderten Zielgruppe ist es wichtig, die Gründe für Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu verstehen und frühzeitig zu verhindern.“

arbeit plus weist aus diesem Anlass explizit auf die Situation und das Potenzial dieser Personengruppen hin. Wir fordern Minister Kocher auf, jetzt nicht nur auf die Gruppe der Teilzeit arbeitenden Frauen und der Pensionist*innen zu schauen, sondern auch in langzeitarbeitslose Menschen zu investieren. Mit einer klugen, aktiven Arbeitsmarktpolitik kann es gelingen, dieses Potenzial zu heben. Soziale Unternehmen wissen, wie das geht.

Blick auf langzeitarbeitslose Menschen nicht vergessen

Heute fand das erste Treffen der Reformgruppe zum Arbeitsmarkt statt. Die Reformgruppe rund um Wirtschaftsminister Kocher, Finanzminister Brunner und Sozialminister Rauch erarbeitet in den kommenden Monaten Maßnahmen, um mehr Beschäftigte in den Arbeitsmarkt zu bringen.

arbeit plus weist aus diesem Anlass explizit auf die Situation und das Potenzial von langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen hin. Die Hälfte der 80.000 langzeitarbeitslosen Menschen ist über 50 Jahre alt, mehr als 50 % von ihnen haben gesundheitliche Probleme.

„Wir im Netzwerk arbeit plus, Soziale Unternehmen Österreich, fordern die Reformgruppe zum Arbeitsmarkt auf, nicht auf die 80.000 Menschen zu vergessen, die schon länger arbeitslos sind. Ältere Menschen haben am Arbeitsmarkt auch bei guter Konjunktur schlechte Karten, um wieder ins Arbeitsleben einzusteigen,“ so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich.

„Wir arbeiten täglich mit Menschen zusammen, die aktuell noch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. In unserem Unternehmen hat sich gezeigt, was es braucht, um auch ältere Menschen wieder in Arbeit zu bringen: Die Möglichkeit eines stufenweisen Einstiegs, neue Lösungen für Care- und Sorgearbeit, fließende Wechsel zwischen Qualifizierung und Beschäftigung.“

Wir fordern die Reformgruppe auf, jetzt auf die Gruppe der langzeitarbeitslosen Menschen zu schauen, die aktuell noch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Mit einer klugen aktiven Arbeitsmarktpolitik kann es gelingen dieses Potenzial zu heben. Soziale Unternehmen wissen, wie das geht.

Digitale Kluft schließen: Trends und Herausforderungen in Sozialen Unternehmen

Der digitale Wandel erfordert von allen Beteiligten ständiges Dazulernen und Anpassen. Digitale Kompetenzen sind der Schlüssel, um sich selbstbestimmt die Möglichkeiten digitaler Anwendungen und Geräte zu erschließen und gleichzeitig deren Risiken einzuordnen. Doch nach wie vor werden nicht alle Menschen durch digitale Angebote gleichermaßen erreicht.

Der sogenannte digital skills gap oder die digitale Kluft – der Unterschied in der Nutzung digitaler Angebote nach sozioökonomischen Faktoren – hat sich vergrößert. Das wird bei den Menschen, die in den Sozialen Unternehmen von arbeit plus als Transitarbeitskräfte angestellt sind, sichtbar.

Aus diesem Grund freuen sich arbeit plus und die JKU– die Johannes Kepler Universität – als österreichische Projektpartner des EU-Projektes B-WISE, Ihnen die Veröffentlichung des Berichts „Report on trends and challenges for Work Integration Social Enterprises (WISEs) in Europe – Current situation of skills gaps, especially in the digital area“ bekannt zu geben.

Bedarfserhebung in 27 Ländern

„Der aktuelle Bericht liefert die Grundlage zu einer gemeinsamen, europaweiten Strategie, um die Sozialen Unternehmen zu unterstützen, den digitalen Gap zu schließen und die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam und im Sinne der Menschen mit Unterstützungsbedarf anzugehen“, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich anlässlich der Veröffentlichung des Berichtes, der von EURICSE mit Unterstützung der Projektpartner erstellt wurde. „Digitale Grundkenntnisse sind heute fast Voraussetzung, um einen Job zu finden.“

Auf Basis von 27 Länderbögen, persönlichen Interviews und einer Online-Umfrage, die in den 13 B-WISE-Partnerländern durchgeführt wurden, analysiert der Bericht die wichtigsten Triebkräfte, Merkmale und Entwicklungstrends der Sozialen Unternehmen in den 27 EU-Mitgliedstaaten und untersucht Qualifikationslücken und -bedarf der Arbeitnehmer*innen in den Sozialen Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf digitale Kompetenzen.

Das erste Kapitel des Berichts analysiert die Grenzen des Arbeitsmarktes und die Schwächen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die zur beruflichen (Wieder-)Eingliederung von Arbeitnehmer*innen mit Unterstützungsbedarf durchgeführt werden. Die folgenden Kapitel befassen sich mit den Hauptmerkmalen von Sozialen Unternehmen, ihrem Mehrwert, ihren Antriebskräften und Entwicklungsmustern. Unterschiedliche Integrationsmodelle und die wirtschaftlichen Tätigkeitsfelder der Sozialen Unternehmen werden analysiert, die rechtlichen Strukturen und Ressourcen der Sozialen Unternehmen in den 27 EU-Ländern verglichen und die technischen und sozialen Kompetenzen, sowie die damit verbundenen Qualifikationsbedarf der Arbeitnehmer*innen in den Sozialen Unternehmen untersucht.

Solide Grundlage für Trainings und Programme

„Ein Unternehmen verwendet zum Beispiel im Sales Bereich moderne Software zur Lagerverwaltung und schult die Transitmitarbeiter darauf ein; ein anderes Unternehmen ist technisch schlechter ausgestattet, stattdessen gelingt es dort, Begeisterung für digitale Inhalte zu wecken. Beide Unternehmen vermitteln unterschiedliche Qualitäten, beide stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Daher wurde der derzeitige Stand der Technologie und Digitalisierung ebenso erhoben wie die digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter*innen in Sozialen Unternehmen“, so Sabine Rehbichler zum Inhalt des Berichtes.

Der aktuelle Bericht liefert die Grundlage für die künftige Arbeit der Projektpartner. Als nächste Schritte folgen eine Analyse des Qualifikationsbedarfs für alle Arbeitnehmer*innen in den Sozialen Unternehmen, um in weiterer Folge spezielle Lehrpläne für die unterschiedlichen Zielgruppen, sowie eine Qualifikationsstrategie für die unterschiedlichen Bereiche entwickeln zu können.

Der Bericht ist online unter folgenden Link abrufbar: https://www.bwiseproject.eu/Portals/bewise/OpenContent/Files/1130/B-WISE_WP1_Research_Report.pdf

B-WISE News: Good Practice und Betriebsbesuche

Mit dem Projekt B-WISE haben wir uns das Ziel gesetzt, den Qualifizierungsbedarf in Sozialen Unternehmen aufzuzeigen. Dazu wurden europaweit Good Practice Beispiele gesammelt – und wir freuen uns, dass es gleich zwei österreichische Projekte unter die 10 Besten Europas geschafft haben: die ABZ*Digi-Cafés und das Projekt Digi+ von arbeit plus – Soziale Unternehmen Niederösterreich.

Ausschnitt vom Folder zur "Digitalen Werkzeugkiste"
Folder zur Digitalen Werkzeugkiste, die aus dem Projekt Digi+ entstanden ist

In einer Fokusgruppe wurde mit Betrieben wie Pro Mente Oberösterreich, fix und fertig in Wien oder der Halleiner Arbeitsinitiative gemeinsam mit vielen anderen über Digitalisierungsbedarf in Sozialen Unternehmen mit Blick auf die Chancen wie Herausforderungen diskutiert.

Die Ergebnisse der Fokusgruppe waren: Digitalisierung und Digitale Skills sind für die Teilhabe an unserer modernen Gesellschaft unabdingbar; vulnerable Personen müssen befähigt werden, um auch in der digitalen Welt partizipieren zu können; oft fehlt es nicht nur an digitalen Grundfertigkeiten, sondern scheitert es einfach an der Hardware wie stabilen Internetverbindungen oder Laptops.

Als nächster Schritt ist für Juli ist geplant, drei Betriebe zu besuchen und ausgehend von der aktuellen Situation im Betrieb vor Ort Zukunftspfade zu erfragen. Ziel ist es zu verstehen, wie digitales Lernen in unterschiedliche Karriere-Biografien passt. Die Ergebnisse werden in einem Bericht zusammengefasst und im September veröffentlicht.

Restaurieren alter Buchseiten mit Pinsel und Handschuh
In der Aqua-Mühle werden alte Schriftstücke restauriert und auf Mikrofilm archiviert

Einer der Betriebe, die wir besuchen werden, ist die Aqua-Mühle. In der AQUA Mühle sind ehemalig langzeitbeschäftigungslose Menschen mit der Mikroverfilmung und Digitalisierung und von kulturellem Erbe beschäftigt.

„Wir sind stolz darauf, im Bereich der Mikroverfilmung eine der modernsten Einrichtungen in diesem Bereich im Westen Österreichs zu sein. Wir arbeiten mit mikroprozessgesteuerten Schrittschaltkameras, einer elektronischen Durchlaufkamera, einer durchlaufenden Qualitätskontrolle. Damit bieten wir ein umfassendes Leistungsangebot im Bereich Langzeitarchivierung von Archivmaterial und historischen Schriften an. Bei optimaler Lagerung sin die Daten und Schriften bis zu 500 Jahre gesichert. Wir freuen uns, einen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes zu leisten und gleichzeitig ehemals Langzeitarbeitslose beim Erwerb arbeitsmarktrelevanter digitaler Kompetenzen zu unterstützen.“

Nachlese: Alles digi? – arbeit plus Mitarbeiter*innen Tagung

Am 8. Oktober 2020 fand die arbeit plus Mitarbeiter*innen-Tagung coronabedingt erstmal online statt. Mehr als 60 Arbeitsanleiter*innen, Berater*innen, Fachkräfte, Trainer*innen, u.a. aus Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus nahmen daran teil und unterstrichen somit auch die Relevanz der Fragestellung „Alles digi?“ besonders in der aktuellen Situation. Im Zentrum der Kooperationsveranstaltung von arbeit plus Österreich, arbeit plus Salzburg und arbeit plus Niederösterreich stand diesmal Weiterbildung, Austausch und Tipps & Tricks zum Thema digitale Inklusion.

Darüber, welche Herausforderungen es gerade unter dem Brennglas von Corona zu meistern und welche Chancen es zu nutzen gilt, gilt es, beleuchtete arbeit plus Geschäftsführerin Schifteh Hashemi in ihrem Einstiegs-Beitrag #diginclusion in Zeiten von Corona. Hilfreich hierbei erweisen sich die von arbeit plus formulierten 10 Thesen – Zur Rolle der Sozialen Unternehmen in der digitalen Transformation.

Moderiert von Sandra Edelmann konnten die Teilnehmer*innen auf der digitalen Spielwiese unterschiedliche digitale Tools kennenlernen und somit Ideen für einen spielerischen Umgang z.b. in der Video-Kommunikation bekommen.

Anhand von Good Practice Beispielen spannender Digitalisierungs-Projekte der Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus beschäftigten wir uns mit den Möglichkeiten niederschwelliger Teilhabe, dem Abbau digitaler Scheu, Frauen* im Kontext digitaler Inklusion, u.a. Folgende Projekte wurden vorgestellt:

  • #digitour (Daniela Gradinger, arbeit plus)
  • digitale Angebote für Frauen* (Manuela Vollmann & Ursula Morokutti, ABZ*Austria)
  • Digi+ (Jürgen Binder, arbeit plus Niederösterreich)
  • der digitale Kompetenzraster (Magdalena Mutter, VFQ)
  • das Projekt selbst.verständlich (Peter Reiss-Eichinger)

Fragen aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer*innen wurden auf einem edupad gesammelt und sollen in einer Präsenzveranstaltung im Frühjahr 2021 weiter erörtert werden:

  • Welche Chancen aber auch Exklusionsgefahren birgt die Digitalisierung für benachteiligte Menschen?
  • Was bedeutet das konkret in unserem Arbeitsalltag?
  • Welche Tools können wir sinnvoll nutzen, um berufliche, soziale und demokratiepolitische Teilhabe zu befördern?

Am Nachmittag boten Expert*innen Inputs zu folgenden Themen:

  • Safer Internet (Birgitta Lucky-Reisner, Safer Internet)
  • Digitale Partizipation (David Roethler)
  • Digitale Kompetenzen in Deutsch als Zweitsprache für den Arbeitsmarkt authentisch erarbeiten (Ursula Lummerstorfer und Martin Wurzenrainer / Verein Projekt Integrationshaus)
  • Psychologische Besonderheiten im Digitalen Raum (Krista Susman, zb – Zentrum für Beratung, Training & Entwicklung)

Zum Abschluss der Veranstaltung lenkte Peter Ruhmannseder (arbeit plus Salzburg) mit seinem Beitrag Ich und das Digitale – wie umgehen mit neuen Situationen die Blicke und oft sentimentalen Erinnerungen der Teilnehmer*innen auf die Anfänge digitaler Anwendungen im Kontext Sozialer Unternehmen, die hierbei oft eine Vorreiter*innenrolle einnahmen, mahnte einen achtsamen Umgang mit Daten ein und ermutigte, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten.

Alle Präsentationsunterlagen findet ihr untenstehend, für Rückfragen stehen wir unter office@arbeitplus.at gerne zur Verfügung und freuen uns schon auf eine hoffentlich realisierbare Folgeveranstaltung im Frühjahr 2021!

Herzliche Gratulation an Job-TransFair zum Staatspreis Unternehmensqualität!

Sie sind Staatspreis: Auch Job-TransFair-Geschäftsführer Thomas Rihl und sein Team hatten Grund zum Jubeln…

Das Wiener Soziale Unternehmen Job-TransFair ging kürzlich bei der Verleihung des Staatspreis Unternehmensqualität 2018 in der Kategorie „Non-Profit Organisationenals Siegerin hervor. Damit wurde die AMS-finanzierte Tochter des BFI Wien für die hohe Qualitätsorientierung im Betrieb ausgezeichnet. Den begehrten Kategoriepreis vergab das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort in Zusammenarbeit mit der Quality Austria im Studio 44 in Wien.

Siegerin in der Kategorie Non-Profit

Thomas Rihl: „Ein großes Dankeschön an das Job-TransFair Qualitätsteam“

Job-TransFair gemeinnützige GmbH setzte sich unter allen Einreichungen für den Staatspreis Unternehmensqualität 2018 in der Kategorie „Non-Profit Organisationen“ durch und wurde für die herausragenden Spitzenleistungen ausgezeichnet. Durch das hohe Qualitätsniveau in der strategischen Planung und der täglichen Unternehmenspraxis konnte Job-TransFair die Jury überzeugen. Beeindruckend sei die stark ausgeprägte Unternehmenskultur, die sich durch eine hohe persönliche Anteilnahme seitens der MitarbeiterInnen und Führungskräfte sowie einem ebensolchen Betreuungseinsatz auszeichne.
„Wir sind sehr stolz auf die positive Bewertung und darauf, nun zum erlauchten Kreis preisgekrönter Unternehmen zu zählen“, freut sich Thomas Rihl, Geschäftsführer von Job-TransFair, über die Auszeichnung. „Ein großes Dankeschön an das Job-TransFair Qualitätsteam und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, so Rihl weiter.

Assessment nach EFQM

Die glücklichen Sieger*innen von Job-TransFair bei der Staatspreis-Verleihung

Die Unternehmensqualität wurde im Rahmen eines Assessments nach dem EFQM Excellence Modell bewertet. Eine unabhängige Jury aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ermittelte aus allen Einreichungen die Finalisten jeder Kategorie. Die Kategoriesieger waren schließlich Anwärter auf den Staatspreis Unternehmensqualität.

Über 10.000 Partnerunternehmen

Job-TransFair verhilft am Arbeitsmarkt Benachteiligten zu einer neuen Anstellung, die ihren Fähigkeiten und Lebensumständen gerecht wird. Die Bausteine hierfür sind Beratung, Beschäftigung mittels Training-on-the-Job und FAIRmittlung. Über 10.000 Partnerunternehmen in Wien sind dazu bereit, arbeitslosen Menschen eine neue Chance in ihrem Betrieb zu geben, und sie nach einer Phase der geförderten Überlassung in ein fixes Dienstverhältnis zu übernehmen. 2017 konnten 1.172 Personen am Arbeitsmarkt integriert werden. Job-TransFair ist eine Tochter des BFI Wien und wird vom AMS Wien gefördert.

„Herausforderung angenommen“: Das war die Mitarbeiter*innentagung 2018!

„Wir spüren es alle: Nach dem Rückenwind der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, blicken die Sozialen Unternehmen nun raueren Zeiten entgegen. Doch egal, woher der Wind weht: Gute Seglerinnen und Segler bringen das Schiff immer vorwärts“, sagt arbeit plus-Vorstandsvorsitzende Manuela Vollmann in ihren Eröffnungsworten und streut den rund 110 Teilnehmer*innen der arbeit plus -Tagung 2018 Rosen: „Ein Grund für unsere Zuversicht sind Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Unternehmen.“

Manuela Vollmann: „Brauchen uns nicht zu verstecken.“

Vollmann ist überzeugt: „Ich denke, Sie und wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wenn wir weiterhin bei dem bleiben, was wir können, authentisch sind und gut unseren Job machen, sind wir für die kommende Reise gut gerüstet.“ Bündnispartner*innen sowie Kooperationen, auch mit der Wirtschaft, würden dabei künftig eine noch größere Rolle spielen.

Rund 110 Mitarbeiter*innen Sozialer Unternehmen waren bei der Tagung dabei.

Die Tagung findet vom 26. bis 27. Februar in St. Pölten statt und richtet sich an alle Personalentwickler*innen, Arbeitsanleiter*innen, Berater*innen, Trainer*innen, kurz: alle Schlüsselkräfte der Sozialen Unternehmen in Österreich. Veranstaltet wird sie von den Beschäftigungsbetriebe Steiermark (BBS)  und arbeit plus Niederösterreich in Zusammenarbeit mit arbeit plus Österreich. Zwei Halbtage lang setzen sich die Teilnehmer*innen unter der professionellen Moderation von Silvia Wolf (Jugend am Werk Steiermark) intensiv mit zentralen Themen wie Digitalisierung, den Spannungsfeldern in der Vermittlungsarbeit sowie den Schwierigkeiten und Erfolgen in ihrem herausfordernden Berufsalltag auseinander.

Digitalisierung als Chance

Irene Kribernegg: „Digitalisierung als Chance“

„Digitalisierung bringt viele Herausforderungen, aber auch viele Chancen“, betont Irene Kribernegg (ILWIS Relations & Recruiting) in ihrem spannenden Fachvortrag zu möglichen Bewerbungsstrategien im Netz. Schlüsselarbeitskräfte in Sozialen Unternehmen seien hier mit einem „digitalen Spagat“ konfrontiert, da sie oft mit Menschen arbeiten, die kaum Berührungspunkte mit dem Internet und mobilen Endgeräten haben: „Die Frage ist, stecken wir den Kopf in den Sand, oder gehen wir auf Angriff?!“.

Silvia Wolf führte engagiert durchs Programm.

Weil Unternehmen beim Recruiting zunehmend auf das Internet setzen, rät Kribernegg den Personalentwicker*innen  Outplacer*innen, dafür zu sorgen „dass ihre Klient*innen im Netz gefunden werden“, etwa, indem sie auf digitalen Recruitingsplattformen wie Hokify und Sozialen & Business Network Plattformen wie Facebook oder Xing präsent seien. Auch eine eigene, individuelle Bewerbungwebsite könne im Einzelfall für Auffindbarkeit sorgen, wie Kribernegg mit anschaulichen Beispielen demonstriert. Weitere Tipps der Expertin: „Unterschätzen Sie die regionalen Jobbörsen, wie etwa www.steirerjobs.at oder www.jobwein.at – fürs Weinviertel – nicht. Seien Sie aber auch mutig und ,anders:´ Ein authentisches Bewerbungsvideo kann auf emotionale Weise Türen aufstoßen.“

Angst vor dem Computer nehmen

Die „Pinnwandrunden“ regten zum Nachdenken an.

Im Rahmen der späteren „Pinnwand-Runde“, in der die Tagungsteilnehmer*innen zu bestimmten Themen ihre Meinung kundtun, kommt das Thema Digitalisierung & Bewerbung noch einmal zur Sprache. „Wichtig ist, den Menschen die Angst vor Neuem zu nehmen und ihnen zu vermitteln, Online-Bewerbungen sind gar keine Hexerei“, lautet eine Meinung.  Andere finden: „Ich arbeite viel mit älteren Menschen, die nichts mit einem PC anfangen und das auch nicht wollen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, dies zu ändern“, und: „Für unser Klientel sind unsere persönlichen Kontakte zu Firmen oft wichtiger als digitale Werkzeuge. Mir fehlt die Zeit für EDV-Trainings und es ist auch eine sehr individuelle Entscheidung, ob man bei Facebook und Co. präsent sein möchte.“

Um arbeitsmarktfernen Menschen die Scheu zu nehmen, bietet das niederösterreichische Soziale Unternehmen GESA EDV-Schulungen, auch für jene an, „die noch nie eine Maus in der Hand gehalten haben.“ Die GESA ist übrigens im Rahmen des Abendprogramms später auch Ort eines beeindruckenden Lokalaugenscheins: Hinter dem Stammhaus in der Daniel Gran-Straße 36 in St. Pölten entsteht derzeit das „Haus des Lernens“. Die Errichtung des nunmehr fast fertigen Baus ist eine Innovation, weil fast ausschließlich natürlich nachwachsende Baumaterialien wie Stroh (für das Innenleben der Wände), Lehm und Holz verwendet werden. Zusätzlich werden im Rahmen des Bauvorhabens arbeitssuchende Personen beschäftigt und qualifiziert. Im neuen Haus werden Lernwerkstätten, Büros und Seminarräume eingerichtet.

Stark und fit

Action im Workshop „Stark und Fit“

Eine breite Palette an Tipps und Tricks bieten die vier Workshops am Nachmittag. Unter dem Motto „Stark und fit“ animieren Petra Zöchner und Mario Szkledar (p&m OG) die Teilnehmer*innen dazu, „den Kopf für die nächsten eineinhalb Stunden draußen zu lassen, denn denken tun wir eh genug“. Die zahlreichen Übungen zur Entspannung im Alltag werden gleich an Ort und Stelle ausprobiert: Bei Müdigkeit rät Zöchner beispielsweise, die Finger an den Schläfen kreisen zu lassen: „Das aktiviert und dort befinden sich übrigens auch Akupunkturpunkte gegen Kopfschmerzen.“

Wenn Qualifikationen reisen

Im Workshop „Wenn Qualifikationen reisen“ geleitet Edith Zitz (inspire -Verein für Bildung und Management) die Anwesenden sicher durch den Regel-Dschungel bei der Anerkennung und Bewertung von (Berufs-)Qualifikationen, die im Ausland erworben wurden. Der Workshop „Rüstig und erfahren“ von Angelika Thaller und Klaus Jäger (FAB) thematisiert die Chancen und Hemmnisse der Zielgruppe 50plus. „Österreich hat sich bei den Erwerbsquoten von älteren Menschen verbessert, aber noch nicht genug“, sagt Thaller. Sie plädiert in diesem Zusammenhang auch für ein Umdenken bei den Unternehmen: „Es gibt nach wie vor Firmen, die prinzipiell keine Menschen über 50 einstellen und deren Lebensläufe schon von vorneherein aussortieren. Das muss sich ändern.“

Zusammenbringen, was zusammengehört

Alois Huber: „Vermittlung geht alle etwas an.“

Alois Huber (www.aloishuber.com), der Leiter des Workshops „Zusammenbringen, was zusammengehört“ plädiert eindrücklich dafür, dass die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt von allen Mitarbeiter*innen Sozialer Unterleben gelebt wird. Sein Credo: „Vermittlung geht alle etwas an.“ Und: „Sie sollte ab der ersten Minute beginnen, in dem Sinn, dass beispielsweise Transitmitarbeiter*innen wissen, wer wofür zuständig ist und den Outplacer oder die Outplacerin nicht erst einige Wochen nach Eintritt ins Unternehmen kennenlernen.“ Nach dem Motto „befähigen, es selbst zu tun“ findet Huber es zudem enorm wichtig, die Menschen dort tatkräftig zu unterstützen, wo sie Hilfe benötigen, aber die Verantwortung für die Jobsuche bei ihnen zu belassen.

Türöffner in den Arbeitsmarkt

Austausch unter Kolleg*innen macht Spaß und gibt Kraft.

Im Zuge der Podiumsdiskussion und den anschließenden Pinnwandgesprächen wird eindrücklich klar, welch wichtige Rolle Soziale Unternehmen bei der Vermittlung von langzeitarbeitslosen Menschen in den ersten Arbeitsmarkt spielte. So erzählte beispielsweise Astrid Prommegger von der SASt GmbH von einer albanischen Juristin, die dringend einen Job zum Überleben benötigte, aber mit ihrem Lebenslauf am österreichischen Arbeitsmarkt keine Chance hatte. Auf Vermittlung des Sozialen Unternehmens arbeitet die Frau nun in der Gastronomie.
Prommegger dazu: „Ich schicke den Betrieben in so einem Fall vorerst keine Unterlagen, ich sage ihnen, ich habe hier eine Person, die tolle Arbeit leistet und schlage ein Praktikum vor. Die Frau wurde fast vom Fleck weg engagiert. Das ist eben der Mehrwert, den wir als Soziale Unternehmen leisten: Wir können den Personen einen Fuß in der Tür verschaffen.“

(alle Fotos: arbeit plus/Franz Gleiss)

Download: Tagungsbericht2018