bdv austria: Seit wann gibt es RepaNet und wie entstand das Re-Use-Netzwerk?
Matthias Neitsch, RepaNet-Mitbegründer: Der Verein feierte im Vorjahr seinen zehnten Geburtstag. Er entstand aus einem gleichnamigen EU-Projekt. Die Idee dahinter war, Reparatur und Wiederverwendung mit der Schaffung von Arbeitsplätzen für benachteiligte Menschen und der Bereitstellung von leistbaren Qualitätsprodukten für Einkommensschwächere zu verbinden und somit sozusagen einen dreifachen Nutzen zu generieren. Als die Förderungen ausliefen wollten wir damit weitermachen, und so wurde RepaNet geboren. Am Anfang waren wir zu dritt: Berthold Schleich war damals so wie ich in der ARGE Abfallvermeidung Graz, dazu kam Sepp Eisenriegler vom RUSZ in Wien.
Wie hat sich RepaNet danach entwickelt?
Neitsch: Inzwischen ist RepaNet auf 26 Vollmitglieder angewachsen- mit noch immer steigender Tendenz. Damit ist die österreichische Sozialwirtschaft breit vertreten, und es gibt auch bereits Fördermitglieder aus der Abfallwirtschaft. RepaNet selbst ist seit 2014 Mitglied beim Bundesdachverband für Soziale Unternehmen.
Was sind Ihre bislang wichtigsten Erfolge und wie kam es dazu?
Neitsch: Ganz besonders stolz bin ich darauf, dass es uns gelungen ist, dass in der neuen österreichischen Elektroaltgeräte-Verordnung eine Empfehlung an die Sammelstellenbetreiber festgeschrieben ist, bei der Wiederverwendung von Elektroaltgeräten mit sozialwirtschaftlichen Re-Use-Betrieben zusammenzuarbeiten. Das unterstreicht den großen Wert von Partnerschaften zwischen Abfallwirtschaft und Sozialen Unternehmen. Solche Erfolge kommen natürlich nicht von heute auf morgen, sie erfordern gute Vernetzung, viel Geduld und beharrliche Überzeugungsarbeit. Von Anfang an hat sich RepaNet auch mit Schwesterorganisationen in ganz Europa vernetzt. Dem gemeinsamen EU-Dachverband RREUSE.org gelang sogar die Verankerung von Re-Use in der EU-Abfallrahmenrichtlinie und der EU-EAG-Richtlinie.
Warum ist der Re-Use-Gedanke so wichtig?
Neitsch: Für mich ist Re-Use die ökologischste und auch volkswirtschaftlich beste Form der Ressourcenschonung – und damit auch die einfachste und effizienteste Form der Zukunftssicherung. Dies gilt umso mehr, wenn davon auch noch benachteiligte Menschen profitieren.
Was sind die gegenwärtigen Schwerpunkte von RepaNet?
Neitsch: Es geht uns darum, qualitätsvolle und nachhaltige Kooperationen und Partnerschaften zwischen kommunaler Abfallwirtschaft und sozialen Re-Use-Betrieben aufzubauen. Das braucht Zeit, aber der Aufwand lohnt sich. Der Markt kommt uns dabei stark entgegen, denn die Nachfrage nach Gebrauchtprodukten steigt.
Außerdem setzen wir uns gegenwärtig für eine stärkere soziale Ausrichtung der Alttextilsammlungen ein: Hier könnten, etwa bei der Sortierung und Reinigung noch viel mehr Jobs für Personen entstehen, die es besonders schwer haben, eine Arbeit zu finden.
Auf EU- Ebene steht etwa die Entwicklung europäischer Standards für den Re-Use-Bereich an. Auch da möchten wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern unseren Standpunkt und unsere Expertise einbringen. Ganz neu beschäftigen wir uns auch mit der Wiederverwendung von Bauteilen aus Abbruchhäusern, etwa Fenstern, Türen aber auch Dachziegeln, Bauplatten etc. In Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Belgen, Deutschland und der Schweiz gibt es das schon länger. Für Österreich ist das Thema noch sehr neu.