Pühringer: „An Arbeitszeitverkürzung führt kein Weg vorbei“

„An einer Arbeitszeitverkürzung führt kein Weg vorbei“, ist Judith Pühringer, Geschäftsführerin des Bundesdachverbandes für Soziale Unternehmen (bdv austria), überzeugt. Denn: „Während in Österreich die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr ständig steigen, ist für viele, die eine Stelle haben, der Druck am Arbeitsplatz kaum mehr erträglich“, betont die Vertreterin der arbeitsmarktpolitischen NGO. Laut Zahlen der Statistik Austria leisten die Österreicherinnen und Österreicher pro Jahr 270 Millionen Überstunden – ein Fünftel davon unbezahlt.

Ende September 2014 sind mit 292.135 um 30.876 bzw. um 11,8 Prozent mehr Personen beim Arbeitsmarktservice arbeitslos vorgemerkt. Inklusive der Personen in Schulungen beträgt die Zunahme 33.382 bzw. 9,9 Prozent. „Wir haben nicht zu wenig Arbeit in Österreich, die Arbeit ist nur sehr ungleich verteilt. Das muss sich dringend ändern, wenn Österreich die Arbeitslosenzahlen in den Griff bekommen will“, ist die bdv austria-Geschäftsführerin überzeugt.

Vor diesem Hintergrund regt Pühringer eine Initiative der Bundesregierung zur gerechteren Verteilung von Erwerbsarbeit an: Wichtigster Baustein sei eine Arbeitszeitverkürzung, in einem ersten Schritt beispielsweise auf 35 Wochenstunden (bei möglichst vollständigem Lohnausgleich für untere Einkommen). Alleine diese Maßnahme könnte Zehntausende neue Jobs schaffen. Anreize für Unternehmen zum Abbau von Überstunden könnten ebenfalls Sinn machen, so Pühringer. Solche Maßnahmen könnten darüberhinaus auch zu einer gerechteren Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern beitragen.

Eine Arbeitszeitverkürzung kommt auch den Wünschen der Bevölkerung entgegen: Laut Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer OÖ. möchten österreichische Beschäftigte (befragt wurden Teilzeit- und VollzeitarbeiterInnen) im Durchschnitt eine Arbeitszeit von 35 Stunden in der Woche. Bei der gesetzlichen Wochenarbeitszeit liegt Österreich derzeit mit 38,5 Stunden im EU-Mittelfeld. Bei den normalerweise geleisteten Arbeitsstunden rückt das Land laut Statistischen Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) mit durchschnittlich 41,8 Stunden allerdings ins Spitzenfeld (2. Platz).

bdv austria ist das österreichweite Netzwerk gemeinnütziger, arbeitsmarktintegrativer Unternehmen. bdv austria umfasst insgesamt 200 sogenannte „Soziale Unternehmen“. Die bdv austria-Mitgliedsunternehmen unterstützen langzeitarbeitslose Menschen mit Beschäftigung, Beratung und Bildung auf ihrem Weg zurück ins Erwerbsleben.

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