Auch das ist Arbeit - Seite 5

Kinderbetreuung und Pflegeangebote ausbauen statt Sozialleistungen kürzen!

Frauen sind am Arbeitsmarkt nach wie vor strukturell benachteiligt. Faktoren dafür sind die schlecht ausgebaute Kinderbetreuung am Land, verfestigte Gender-Stereotypen und ungleiche Verteilung von Care- und Sorgearbeit. Die Idee von Bundesminister Kocher, Teilzeitarbeit weniger attraktiv zu machen, verfestigt Ungleichheit, statt das Problem zu lösen.

“Solange Care-Arbeit zum Großteil bei den Frauen liegt und die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen eklatant sind, gibt es noch viel Verbesserungspotenzial in der Gleichstellungspolitik. Nur wenn die Gleichstellungsblockaden systematisch angegangen werden, kann man Frauen aus der Teilzeitfalle holen”, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. „Mit Leistungskürzungen für teilzeitarbeitende Frauen funktioniert das sicher nicht.“

Wir im Netzwerk von arbeit plus, Soziale Unternehmen Österreich, arbeiten täglich mit Menschen zusammen, die aktuell keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. In unseren Unternehmen hat sich gezeigt, was es braucht, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen: Möglichkeiten eines stufenweisen Einstiegs, neue Lösungen für Care- und Sorgearbeit, fließende Wechsel zwischen Qualifizierung und Beschäftigung,“ so Sabine Rehbichler. „Wir appellieren an Minister Kocher in seinen Bemühungen um Arbeitskräfte, jene 90.000 Menschen nicht zu vergessen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind.“

Die Daten des AMS zeigen nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet, dass insbesondere Personen mit niedriger formaler Bildung (mehr als die Hälfte hat max. Pflichtschulabschluss), Migrant*innen (25.000) oder Menschen mit Behinderungen (35.000) stärker von länger andauernder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit innerhalb dieser Personengruppen im Vergleich zum Vorjahr fällt unterdurchschnittlich aus.

Obwohl die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen sinkt, bleibt der Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen an allen Arbeitslosen hoch. Nach wie vor sind beinahe doppelt so viele Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen wie noch vor zehn Jahren.

„Nur weil weniger Menschen arbeitslos sind, dürfen die Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik nicht gekürzt werden! Denn diejenigen, die jetzt (immer) noch keinen Job finden, brauchen mehr Unterstützung und Begleitung. Angesichts der veränderten Zielgruppe ist es wichtig, die Gründe für Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu verstehen und frühzeitig zu verhindern.“

arbeit plus weist aus diesem Anlass explizit auf die Situation und das Potenzial dieser Personengruppen hin. Wir fordern Minister Kocher auf, jetzt nicht nur auf die Gruppe der Teilzeit arbeitenden Frauen und der Pensionist*innen zu schauen, sondern auch in langzeitarbeitslose Menschen zu investieren. Mit einer klugen, aktiven Arbeitsmarktpolitik kann es gelingen, dieses Potenzial zu heben. Soziale Unternehmen wissen, wie das geht.