Nachlese Innovation Lab zu den EU Struktur- und Investitionsfonds

Die Finanzierung Sozialer Unternehmen und zivilgesellschaftlicher Organisationen ist in Österreich seit vielen Jahren etabliert. Insbesondere im arbeitsmarktpolitischen Bereich bringt die geregelte einjährige Finanzierungslogik Soziale Unternehmen immer wieder an ihre unternehmerischen Grenzen. Oft fehlen die Ressourcen, die beste Wirkung für die bestehenden Zielgruppen individuell anzupassen oder Neues auszuprobieren. EU Mittel bieten eine wichtige zusätzliche Option, um innovative Ansätze kooperativ umzusetzen – zusätzlich zu den üblichen Akteur*innen und Finanzierungssystemen.

Mehr als die Hälfte der EU-Mittel wurde in der Finanzierungsperiode 2014-2020 über die fünf europäischen Struktur- und Investitionsfonds vergeben. Sie sind dazu gedacht, Investitionen in die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine nachhaltige europäische Wirtschaft und Umwelt zu ermöglichen. Folgende Fonds existierten in der vergangenen Finanzierungsperiode und werden derzeit neu aufgestellt: 

Für Soziale Unternehmen in Österreich ist insbesondere der ESF relevant, der in der nächsten Förderperiode ESF+ heißen wird. Potential haben aber auch der EFRE und ELER mit ihrem Schwerpunkt auf ländliche Entwicklung und regionale Initiativen. Die Programmierung dieser Fonds für die kommende Finanzierungperiode befindet sich in der finalen Phase. 

arbeit plus hat diesen kritischen Zeitpunkt als Anlass genommen, in Kooperation mit dem Europäischen Netzwerk für Soziale Integrationsunternehmen (ENSIE) und dem Projekt Social Service Helpdesk Interessierte dazu einzuladen, über ihre Erfahrungen mit den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds zu reflektieren, Learnings zu teilen und Empfehlungen für einen verbesserten Zugang sozialer Organisationen zu formulieren. 

Nach einer Kurzvorstellung von Social Service Helpdesk und SI plus – Kompetenzzentrum für Soziale Innovation im Rahmen des ESF+ gaben Michael Fischer (ÖROK) und Wolfgang Berger (LEADER Region Oststeirisches Kernland) einen Input zur LEADER Methode, die insbesondere im Bereich der ländlichen Entwicklung (ELER) angewandt wird. LEADER verfolgt einen bottom-up Ansatz zur Projektentwicklung. Die Entscheidung zur Projektumsetzung treffen Lokale Aktionsgruppen (LAG). Multisektoralität, Innovation, Kooperation und Vernetzung sind ebenfalls integrale Bestandteile des LEADER Ansatzes. Insofern gibt es großes Potential zur Vernetzung auch mit Sozialen Unternehmen, das in manchen Regionen bereits genutzt wird. Die Methode stieß auf großes Interesse, eine follow-up Veranstaltung dazu ist angedacht. 

Die Teilnehmer*innen des Innovation Labs wurden im Anschluss eingeladen, in Kleingruppen ihren Erfahrungen mit EU Finanzierung im Allgemeinen und den Struktur- und Investitionsfonds im Besonderen auszutauschen. Dabei wurde deutlich, dass insbesondere ESF Projekte vieles ermöglichen, etwa Projekte zur stufenweisen Arbeitsmarktintegration oder auch innovative Ansätze in verschiedensten Bereichen (Bildung, Anti-Rassismusarbeit, Suchthilfe, …). Gleichzeitig sind Akquise, Umsetzung und Abwicklung mit hohen Anforderungen verbunden, die insbesondere kleinere Organisationen vor große Herausforderungen stellen. Nicht alle Organisationen verfügen über ausreichend qualifiziertes Personal und Know-how, um das notwendige Projektmanagement und die Abrechnungsmodalitäten gut abdecken zu können. Vorschläge seitens der Teilnehmer*innen betrafen daher insbesondere Möglichkeiten zur Vereinfachung der Abrechnung, mehrstufige Projektcalls mit der Möglichkeit, auch Projektentwicklung zu finanzieren, sowie eine gute Vertrauensbasis zwischen Fördergeber*innen und Fördernehmer*innen. 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen – online wie offline in der Herklotzgasse – für ihr Interesse und ihre Inputs und bleiben in Hinblick auf die Fonds und auf die Ergebnisse von Social Service Helpdesk in Kontakt.