Nachlese: arbeit plus Innovation Lab SDGs

Was sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und welche Bedeutung haben sie für die Arbeit der Sozialen Unternehmen? Diese Fragen standen im Zentrum des letzten Innovation Lab von arbeit plus. 

Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus und Geschäftsführerin von abz*austria, hielt vorab fest, dass die SDGs bereits seit Jahrzehnten in den Zielsetzungen der Sozialen Unternehmen verankert sind, beispielsweise Geschlechtergleichheit (SDG 5) in der Arbeit der vielen Frauen*beratungs- und Bildungsorganisationen, Nachhaltiger Konsum und Produktion (SDG 12) in den seit Jahren bestehenden Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft, Reperaturcafés und Reuse Betrieben; und natürlich Menschenwürdige Arbeit (SDG 8), die bei allen Sozialen Unternehmen im Mittelpunkt steht. In mancherlei Kontexten fehlen aber konkrete Tools und Umsetzungsmöglichkeiten, um diese Verbindung zu festigen und zu kommunizieren. 

Lisa Weinberger (Ökobüro, Projektkoordinatorin SDG Watch Austria) gab in ihrem Vortrag einen Überblick über die Agenda 2030 und die SDGs. Hauptverantwortung für die Umsetzung der Ziele tragen Regierungen, allerdings gibt es auch zahlreiche Anknüpfungspunkte für Akteur*innen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Darauf aufbauend zeigte Sigrid Koloo (Forum Tomorrow, Leiterin des Themenschwerpunkts Wirtschaft und Unternehmensverantwortung bei SDG Watch Austria) eben diese Anknüpfungspunkte an die SDGs für Soziale Unternehmen auf. Trotz allen Kritikpunkten an den SDGs sind sie ein weltweit anerkannter Rahmen, an denen sich Unternehmen und staatliche Akteur*innen orientieren. 

Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus konnte das Innovation Lab nicht wie gewohnt im SCHÖN&GUT Social Concept Store stattfinden. Die Verlegung in den virtuellen Raum zeigte aber auch durchaus positive Seiten. Mehr als 50 Teilnehmer*innen aus ganz Österreich waren dabei. Der begleitende Chat ermöglichte schon während der Beiträge eine angeregte Diskussion. Von besonderem Interesse waren u.a. folgende Themen: 

  • Die SDGs haben eine enge Verbindung zu den Menschenrechten. Zu fast jedem der einzelnen SDGs kann ein Bezug zu unterschiedlichen Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hergestellt werden. Das Danish Institute for Human Rights hat diese Verbindungen > grafisch und interaktiv aufbereitet. Ein aktuell laufendes Forschungsprojekt des IUFE analysiert die SDGs und deren Umsetzung in Österreich mit besonderem Fokus auf die > Zusammenhänge zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
  • Die SDGs sind sehr breit formuliert, was sie einerseits anschlussfähig für unterschiedlichste Akteur*innen macht, andererseits auch die Gefahr mit sich bringt, zu oberflächlich zu bleiben. Die Teilnehmer*innen des Innovation Lab diskutierten u.a. die Gefahr von „SDG Washing“ oder „white washing“ und wiesen darauf hin, wie wichtig eindeutige Indikatoren für die Messung der einzelnen Ziele und Unterziele sind. In Österreich besteht hier durchaus noch Aufholbedarf. 
  • Die SDGs bieten einen Rahmen für die Formulierung von Organisations- und Managementzielen. In manchen Tools, wie etwa der Gemeinwohlbilanz, sind sie bereits verankert und auch in der CSR großer Unternehmen finden die SDGs Eingang. Allerdings braucht es vielfach noch Übersetzungsarbeit, um die sehr breit formulierten Ziele mit der eigenen Arbeit in einzelnen Organisationen in Verbindung zu bringen. Das Ökobüro hat eine > Handlungsanleitung zur Verknüpfung konkreter Anliegen mit den SDGs publiziert.
  • Viele Teilnehmer*innen äußerten den Wunsch nach konkreten Tools und Wordings – nicht zuletzt deswegen ist ein Follow-up Workshop im Herbst, sobald physische Veranstaltungen wieder möglich sind, geplant. 
  • Die Umsetzung eines arbeit plus Innovation Labs zu den SDGs und deren Bedeutung für die Sozialen Unternehmen war bereits seit langem ein wichtiges Anliegen – durch die aktuelle Situation wurde die Brisanz, die Sustainable Development Goals zu erreichen erneut verdeutlicht. In der Corona-Krise können die SDGs ein Kompass sein, nach welchen Kriterien die notwendige Transformation und die #AufbauArbeit von statten gehen können. Denn – angesichts der Krise, aber auch schon davor und in Zukunft – geht es um einen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wertewandel. Die Sozialen Unternehmen können und werden hierbei eine zentrale Rolle einnehmen. 

Präsentation von Lisa Weinberger & Sigrid Koloo: