Mitte 40, arbeitslos, chancenlos?

Die offizielle Statistik sagt: “Älter” ist man, wenn man die Fünfzig überschritten hat – Arbeitsmarktexperten allerdings sehen den Trend noch viel dramatischer: Schon ab Mitte vierzig sinkt die Chance, wieder zurück in den Arbeitsmarkt zu finden.

“Sehr alarmierend”

Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten es am Arbeitsmarkt schon immer schwer. Allerdings war es früher nicht das Alter allein, das die Jobsuche schwer gemacht hat, sondern die Kombination mit langer Abwesenheit oder einer Krankheit. Jetzt reicht es bereits, dass man 45 Jahre alt ist, sagt Judith Pühringer vom Bundesdachverband sozialer Unternehmen und Arbeitsmarktexpertin der Armutskonferenz: ” Das Geburtsdatum allein ist schon ein Ausgrenzungsfaktor am Arbeitsmarkt, was sehr alarmierend ist.”

Freiwillige Verpflichtungen für Betriebe, damit sie ältere Menschen beschäftigen, reichen da nicht aus. Es brauche eine fixe Quote oder ein Bonus-Malus-System wie im Regierungsübereinkommen vorgesehen, so Pühringer. Ein Drittel aller Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern beschäftigen keinen einzigen Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerin über 55. Dabei könnten Unternehmen durchaus von einer Durchmischung von älteren und jüngeren Arbeitnehmern profitieren, ist Pühringer überzeugt: So gebe es gute Erfahrungen mit Tandem-Modellen, bei denen Ältere und Jüngere zusammenarbeiten.

Weniger statt mehr Arbeitszeit

Darüber hinaus haben ältere Arbeitnehmer immer öfter auch psychische Probleme, die in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen sind. Viele halten den Druck am Arbeitsplatz nicht mehr aus, längere Arbeitszeiten und Überstunden seien da nicht förderlich, ein Zwölfstundentag führe da in die falsche Richtung, vielmehr sollte über eine generelle Arbeitszeitverkürzung wie eine 35-Stundenwoche und Anreize zum Überstundenabbau nachgedacht werden. Es brauche Modelle, die den Menschen Zeit geben, Schritt für Schritt wieder ins Erwerbsleben zurückzufinden. (Quelle: orf.at) Der Bericht im Ö1-Mittagsjournal vom 2. Mai finden Sie hier

Judith Pühringer