“Mir taugt die Vielfältigkeit”: Schlüsselarbeitskräfte über ihren Job

Was motiviert Schlüsselarbeitskräfte in den Sozialen Unternehmen von arbeit plus? Was finden sie schwierig? Was wünschen sie sich? Auf der Tagung “melange mit baklava” haben wir uns umgehört. Lesen Sie hier vier sehr persönliche Antworten.

„Es ist schön zu sehen, welche Entwicklungen langzeiterwerbslose Menschen in unserem Sozialökonomischen Unternehmen machen, wenn das gegenseitige Vertrauen wächst und zu erleben, was in vielen Menschen steckt. Die Vermittlung auf den 1. Arbeitsmarkt gestaltet sich besonders bei Menschen über 50 als sehr schwierig.  Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um das Selbstwertgefühl von arbeitssuchenden Frauen und Männern zu stärken und ihnen zu einem guten Leben zu verhelfen.“ (Martina Jaresch, Schlüsselkraft bei SBK Soziale Betriebe Kärnten GmbH in Klagenfurt)

„Ich bin seit fünf Jahren Arbeitsanleiter. Mir macht mein Job Spaß, denn als Förster ist man sonst alleine im Wald und ich habe gerne mit Menschen zu tun. Wichtig ist ein Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Augenhöhe. Seit vor zwei, drei Jahren das AMS NÖ eine 50plus Quote bei den Transitarbeitskräften eingeführt hat, gibt es bei uns eine bessere Balance zwischen Jung und Alt. Das tut dem Team gut. Die Jungen profitieren vielleicht von der Arbeitsmoral eines Älteren, dieser wiederum von den Computerkenntnissen eines Jüngeren. (Thomas Heger, Arbeitsanleiter bei LOK IN in Mistelbach)

„Mir taugt an der Arbeit die Vielfältigkeit und die langfristige Begleitung von bis zu einem Jahr. In der Sozialpädagogik haben wir das gesamte Leben im Blick, finden gemeinsam Bewältigungsstrategien. Eine wertschätzende Sicht von außen ist ja für jeden nützlich – und für jene in einer schwierigen Lage besonders. Arbeitsmarktpolitisch fehlen mir ganz niederschwellige Angebote: Auch eine Beschäftigung am zweiten Arbeitsmarkt schaffen nicht alle, oder nicht sofort. Für viele Gruppen, etwa 50plus, wird der Arbeitsmarkt immer exkludierender. Ein Arbeitsmarkt der sich auch nach den Bedürfnissen der Menschen richtet und nicht nur an wirtschaftlichen Interessen orientiert wäre wünschenswert und notwendig um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. (Martina Hirner, Sozialpädagogische Beraterin bei der Sammelstelle Innsbruck – Verein WAMS)

Das Schönste ist immer, wenn eine Frau nach langer Arbeitslosigkeit wieder einen Job am ersten Arbeitsmarkt finden. 2016 ist uns das Gott sei Dank sehr oft gelungen – wir konnten 30  % der Frauen vermitteln. Ich finde es auch sehr bereichernd, Frauen aus verschiedenen Kulturen kennenzulernen.  In anderen Kulturen haben alte Menschen oft einen viel höheren Stellenwert, da ist der alte Mensch eine Bereicherung für die Familie und wird sehr geschätzt. Für die Arbeit wünsche ich mir längere Förderperioden, damit man sich nicht jedes Jahr fragen muss, ob der eigene Job im nächsten Jahr noch existiert und eine länger Verweildauer der Frauen. Außerdem finde ich sollte die Öffentlichkeit mehr von den Erfolgen der Sozialökonomischen Betriebe erfahren.“ (Petra Witz, Schlüsselfachkraft bei Visitas in Wien)