Unterstützung beim Weg zurück ins Erwerbsleben
Anders als der reguläre oder “erste Arbeitsmarkt” besteht der sogenannte zweite Arbeitsmarkt aus Arbeitsplätzen, die mithilfe von Förderungen der öffentlichen Hand geschaffen worden sind. Sein wichtigstes Ziel ist es, vom Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen beim Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsmarkt zu unterstützen. Damit ist der zweite Arbeitsmarkt ein wichtiger Teil der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Österreich.
Entwicklungsrahmen auf Zeit
Die Arbeitsplätze im zweiten Arbeitsmarkt sind in Österreich zwar zeitlich befristet, aber kollektivvertraglich bezahlt und voll versicherungspflichtig. Sie werden in der Regel von gemeinnützigen ArbeitgeberInnen wie Vereinen oder gemeindenahen Einrichtungen zur Verfügung gestellt.
Die sogenannten Transitarbeitsplätze in den Sozialen Unternehmen von arbeit plus sind typische Beispiele für Arbeitsplätze in diesem Bereich. Hier werden in Sozialökonomischen Betrieben und Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten arbeitsmarktferne und langzeitbeschäftigungslose Menschen beschäftigt, qualifiziert und bei der Suche nach einer dauerhaften Beschäftigung am regulären Arbeitsmarkt unterstützt.
Der zweite Arbeitsmarkt bietet Arbeit suchenden Frauen und Männern damit einen Entwicklungsrahmen auf Zeit. Die Sozialen Unternehmen …
- unterstützen die betroffenen Menschen dabei, bestehende Probleme im persönlichen Umfeld (Wohnungssuche, Schulden, Suchterkrankung, familiäre Schwierigkeiten etc.) zu lösen,
- vermitteln praxisorientiertes Wissen, das besonders Menschen mit niedrigem formalen Bildungsstand zugute kommt und
- unterstützen ihre Beschäftigten bei der Suche nach für sie passenden dauerhaften Arbeitsplätzen.
Die Angebote am zweiten Arbeitsmarkt richten sich an die unterschiedlichsten Gruppen, etwa langzeitbeschäftigungslose Personen, Menschen mit Beeinträchtigungen, Mädchen und Frauen, Jugendliche, ältere Menschen, MigrantInnen, Personen mit Suchterkrankungen oder Haftentlassene.
Der Arbeitsmarkt der Zukunft ist ein erweiterter Arbeitsmarkt
Wir sind überzeugt, dass Menschen arbeiten wollen. Doch nicht alle schaffen dies zu den vom Arbeitsmarkt geforderten Bedingungen. Trotz gezielter Förderung gibt es Personen, für die eine Beschäftigung am regulären Arbeitsmarkt aufgrund ihres Alters, geringer Qualifikationen oder gesundheitlicher Probleme nicht mehr realistisch ist.
Wir setzen uns daher für die Schaffung von längerfristigen und dauerhaft geförderten Arbeitsplätzen ein, um einen erweiterten Arbeitsmarkt zu schaffen, der allen Menschen die Chance auf eine existenzsichernde und sinnstiftende Beschäftigung bietet. Die im Juli 2017 gestartete Aktion 20.000 ist ein erster – aber leider noch bis Sommer 2019 befristeter – Versuchsballon in diese Richtung.
Wirkungen des zweiten Arbeitsmarktes
Die Wirkungen von der Sozialen Unternehmen des zweiten Arbeitsmarktes ist in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen worden. Die umfangreichste Studie der letzten Jahre wurde 2014 von WIFO und Prospect durchgeführt. Deren Evaluierung von Sozialen Unternehmen zeigt, dass die Transitbeschäftigung in einem Sozialökonomischen Betrieb oder einem Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt nicht nur die Anbindung an den Arbeitsmarkt nachhaltig stärkt (Zeiten in geförderter und ungeförderter Beschäftigung, aber auch Zeiten in Arbeitslosigkeit statt im Status „Out of Labour Force“), sondern auch zu einem höheren Erwerbseinkommen in den Jahren nach der Förderung führt.
Die Kosten für arbeitsmarktpolitische Programme wie Sozialökonomische Betriebe und Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte „finanzieren sich (innerhalb von fünf Jahren) gewissermaßen selbst“ wie die aus dem Jahr 2016 stammende Studie Arbeitsmarktförderung: eine fiskalische Nettobelastung? belegt: Demnach fließen von zusätzlichen 100 Millionen Euro Förderungen für Qualifikationen oder Beschäftigungsförderung rund 70 Millionen wieder ins Budget zurück, weil öffentliche Ausgaben Nachfrageimpulse geben, die zusätzliche Wertschöpfung und damit Einnahmen (Steuern, Sozialversicherungsbeiträge) bringen. Auch die übrigen 30 Millionen gleichen sich, aufgrund der positiven Wirkung der Sozialen Unternehmen und der dadurch erreichten Einsparungen bei den staatlichen Ausgaben für Mindestsicherung und Notstandshilfe, innerhalb von fünf Jahren aus.