Experimentelle Arbeitsmarktpolitik und die Aktion 8000

Drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit stellte Politik vor neue Herausforderungen

Der Beschluss des Arbeitsmarktförderungsgesetzes (AMFG) 1968 gilt als Geburtsstunde der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Österreich. Sie sollte dazu beitragen, Arbeitslosigkeit mithilfe von individueller Beratung, Unterstützung und Förderung zu verhindern und das Ziel der Vollbeschäftigung (Arbeitslosenquote unter drei Prozent) zu erreichen. In der Zweiten Republik wurde dies 1947 und 1948, sowie zwischen 1961 und 1981 geschafft. Doch zwischen 1980 und 1983 stieg die Arbeitslosenquote von 1,9 auf 4,5 Prozent. Damit war die Ära der Vollbeschäftigung zu Ende und der drastische Anstieg der Arbeitslosigkeit stellte die Politik und den damaligen Sozialminister Alfred Dallinger vor neue Herausforderungen.

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Experimentelle Arbeitsmarktpolitik und Aktion 8.000 waren Vorläufer der heutigen Sozialen Unternehmen

Dallingers Arbeitsmarktpolitik förderte den Übertritt von älteren ArbeitnehmerInnen in die Pension, trieb mit der Ausdehnung des gesetzlichen Mindesturlaubs auf fünf Wochen die Arbeitszeitverkürzung voran und ermöglichte unter dem Titel der „experimentellen Arbeitsmarktpolitik“ viele neue arbeitsmarktpolitische Instrumente, mit denen Jugendliche und langzeitbeschäftigungslose Menschen beim (Wieder-) Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden sollten.

Die Bewältigung der Zukunft ist nicht mit den Mitteln der Vergangenheit möglich. Sosehr diese dazu beigetragen haben, dass es den Menschen heute gut geht, ebensosehr werden wir jetzt neue Methoden brauchen. (Alfred Dallinger)

Die damals vor allem aus der Zivilgesellschaft heraus gegründeten selbstverwalteten Betriebe, Selbsthilfeeinrichtungen, Jugendbeschäftigungseinrichtungen, Arbeitsstiftungen und Programme zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit wie die „Aktion 8.000“ (Schaffung von 8.000 Jobs bei Gemeinden, gemeinnützigen Organisationen etc.)  prägen die aktive Arbeitsmarktpolitik bis heute. Aus ihnen entstanden in Folge die ersten Sozialökonomischen Betriebe (SÖBs), Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekte (GBPs), arbeitsmarktpolitischen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBEs) sowie Qualifizierungsmaßnahmen.

Wirkung der experimentellen Arbeitsmarktpolitik

Mit der Aktion 8.000 sowie der experimentellen Arbeitsmarktpolitik ist nicht nur eine vielfältige Landschaft im Bereich der Sozialen Dienstleistungen entstanden, sondern auch Teile der Kultur- und Kreativwirtschaft haben ihre Wurzeln in der experimentellen Arbeitsmarktpolitik. Laut Schätzungen in einer Studie des AMS Österreich aus dem Jahr 2016 konnten mit der Aktion 8.000 zwischen 1983 und 1995 rund 11.500 dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen werden.