UN-Tag gegen Armut: Niedrige Einkommen und teures Wohnen – das passt nicht zusammen!

Im Vorfeld des UN-Tages gegen Armut lud Die Armutskonferenz zur Pressekonferenz am 15.10.21 in den Presseklub Concordia, um gutes und leistbares Wohnen zum Thema zu machen.

Mit:
Alexander Machatschke, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe
Doris Pettighofer, Plattform für Alleinerziehende
Anna Parr, Caritas Österreich
Barbara Prettner, Autonome Österr. Frauenhäuser
Clemens Mitterlehner, ASB Schuldnerberatungen
Norbert Krammer, VertretungsNetz – Erwachsenenvertretung
Sabine Rehbichler, arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
Martin Schenk, Diakonie Österreich
Erich Fenninger, Volkshilfe Österreich
Christine Sallinger, Plattform Armutsbetroffener „SichtbarWerden“
Marianne Schulze, SozialRechtsNetz

Auch wenn sich die Situation am Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten vordergründig entspannt haben mag, trifft diese Dynamik nicht auf Langzeitbeschäftigungslose zu. Waren es 2019 – vor Beginn der Coronakrise – noch 131.054 Langzeitbeschäftigungslose im September, so sind es heute 165.044. Lang andauernde Arbeitslosigkeit geht mit einem hohen Armutsrisiko einher. Die Armutsgefährdungsquote von Personen, die mindestens ein Jahr nicht erwerbstätig waren, liegt laut EU-Community Statistics on Income and Living Conditions 2020 bei 52%. Zum Vergleich: Insgesamt galten im Jahr 2020 14% der österreichischen Bevölkerung als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Diese Zahlen geben die Armutsgefährdung nach Erhalt aller Sozialleistungen an. Das zeigt deutlich, dass das derzeitige Arbeitslosengeld auf Dauer weder vor Armut schützt noch existenzsichernd ist.

Besonders bei Alleinerzieherinnen, die länger als ein Jahr arbeitsuchend sind, oder bei Personen mit niedrigen formalen Bildungsabschlüssen schlägt sich die lange andauernde Arbeitslosigkeit belastend auf deren Wohnsituation nieder. Beengter Wohnraum wurde besonders angesichts der Covid-19 Pandemie zum Brennpunkt, an dem etwa Home-Schooling, Arbeitsuche, Erwerbsarbeit, u.v.m. parallel umgesetzt werden mussten.

Während die Spielzeugindustrie während der Lockdowns aufgrund des Puzzle-Booms unter wohlhabenderen Menschen florierte, waren Langzeitbeschäftigungslose oft damit beschäftigt, zu versuchen die Puzzleteile ihres Lebens zusammenzufügen. Doch oft passen diese – wie im von der Armutskonferenz präsentierten Beispiel – einfach nicht zusammen. Menschen wollen arbeiten, können es aber nicht, weil sie keine passende Arbeit, kein passendes Puzzleteil, finden, das zu ihren Lebenssituationen passt.

Es muss an den Puzzleteilen gefeilt werden, neue Varianten des Zusammensetzens müssen ausprobiert werden. Dabei unterstützen die 200 Sozialen Unternehmen mit knapp 500 Standorten im Netzwerk von arbeit plus: durch Beratung und Begleitung tragen sie zur Stabilisierung bei multiplen Problemlagen bei, durch Qualifizierung und geförderte Beschäftigung in Sozialökonomischen Betrieben, erleichtern sie die den Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsmarkt und fördern soziale Teilhabe.

Zeitgleich braucht es aber auch die Schaffung eines entsprechenden Rahmens, in den sich diese Puzzleteile einfügen können. Neben der Notwendigkeit an leistbarem Wohnraum und einem Vermeiden von Wohnkostenüberlastung sieht Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich, auch die Unternehmen in der Pflicht, Löhne und Gehälter zu schaffen, die nicht prekär, sondern existenzsichernd sind und angemessene Wohnverhältnisse ermöglichen.

Chancen auf gute, existenzsichernde Erwerbsarbeit können von der Arbeitsmarktpolitik durch längerfristige, geförderte Beschäftigung und Qualifizierung in Zukunftsbereichen ermöglicht werden. Innovative, lösungsorientierte Arbeitsmarktpolitik, die den aktuellen Herausforderungen aktiv begegnet, ist – besonders anlässlich des Internationalen Tages der Armut – gefordert, um die Grundrechte auf Wohnen und gute Arbeit vorausschauend und nachhaltig zu sichern.  

> Statements aller am Podium vertretenen Institutionen