Notizen für Danach. Von der (organisierten) Zivilgesellschaft und ihren Strukturen.

von Judith Pühringer/ arbeit plus vom 20. März 2020

Die organisierte Zivilgesellschaft ist Teil des Wirtschaftssystems, sie erbringt Leistungen zum Nutzen der Gesellschaft, im Zentrum stehen soziale und arbeitsmarktpolitische Herausforderungen, besonders soziale und arbeitsmarktpolitische Dienstleistungen für und mit Menschen. 

Diese besonderen Leistungen erbringen tausende Organisationen, gemeinnützige Stiftungen, soziale Unternehmen und Social Enterprises in Österreich, die gemeinnützig und gemeinwohlorientiert arbeiten, die Gewinne erwirtschaften und diese in ihre gemeinnützigen Ziele reinvestieren. Sie versammeln rund 2,3 Millionen Freiwillige und 250.000 Beschäftigte in ihren Organisationen. 

Dieser gemeinnützige Sektor, der Dritte Sektor, die Sozialwirtschaft, die Non-Profit-Organisationen wurde in der Vergangenheit von der Politik oft ignoriert und manchmal sogar attackiert. Diesen Sektor braucht es JETZT und nach der Krise so dringend wie nie.

Genau diese gemeinnützigen Organisationen sind es, die in der Krise und nach der Krise gefordert sein werden, #AufbauArbeit zu leisten: vor allem für den Arbeitsmarkt, der extrem unter Druck gerät durch eine Vielzahl an arbeitslosen Menschen. Dieser Sektor hat aber auch die Kraft und das Potential, das gesamte System neu zu denken und neu aufzubauen: mit sozialen Innovationen im Bereich der Pflege, der Bildung, im Bereich der Care-Arbeit, im Bereich der Nachbarschaftshilfe, im Bereich der regionalen Infrastruktur und Versorgung, im Bereich des gerechten Übergangs hin zu einer sozial-ökologischen Wende und im Bereich der digitalen Inklusion. 

Wir lernen alle gerade unglaublich viel, in unglaublicher Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit. Wir erkennen unsere Verletzlichkeit und Verwundbarkeit als Menschen und als Gesellschaft. Wir lernen, wie schnell wir uns umstellen und organisieren können. Wir lernen, wie wichtig soziale Netzwerke und Solidarität sind. Wie entscheidend regionale Nahversorgung ist. Was für einen Unterschied nachbarschaftliche Hilfe macht. Was der Wert von Arbeit ist. Wie ungleich Arbeit verteilt ist. Dass Arbeit so viel mehr als Erwerbsarbeit ist. Wer die Leistungsträger*innen in unserer Gesellschaft eigentlich sind. Wie wichtig ein sozialpartnerschaftlicher Zusammenschluss ist. Wir lernen auch, wie man flexibel, schnell und unbürokratisch agiert und hilft.

All das sind soziale Innovationen, die wir uns nicht erst ausdenken müssen, sondern die unmittelbar entstehen und umgesetzt werden.

Die Herausforderung wird sein, all diese Innovationen zu erkennen, zu bewahren und nachhaltig in Strukturen zu verankern. Diese Strukturen gibt es schon, sie sind schon angelegt in diesen großen und kleinen, zentralen und regionalen Netzwerken von gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen. 

Gemeinnützige Organisationen und die Sozialwirtschaft brauchen jetzt: 

* Soforthilfe durch das großartige Instrument der Corona-Kurzarbeit

* Sicherung der bestehenden Verträge und Strukturen durch das AMS für arbeitsmarktpolitische Unternehmen und Organisationen

* Härtefallfonds auch für Non-Profit-Organisationen (es gibt seit heute einen Antrag im Nationalrat dazu, das ist grossartig und so wichtig!)

* Ministeriumsübergreifendes Commitment, Abstimmung und Zusammenarbeit, um die Organisationen der Zivilgesellschaft, die es zum Wiederaufbau des Arbeitsmarkts braucht, einzubinden 

* Wirtschaftliche Hilfsprogramme an soziale, gemeinwohlorientierte und ökologische Kriterien knüpfen und Unternehmen bevorzugen, die in diesem Sinne wirtschaften und handeln

* Soziale Innovation muss als Investitionspriorität in der neuen ESF-Periode 2021 bis 2017 festgelegt werden

* Ein EU-Recovery-Programm nach der Corona-Krise, das soziales, regionales und nachhaltiges Wirtschaften und soziale Innovation fördert und entsprechende Finanzierungsinstrumente vorsieht, die auf nationaler Ebene umgesetzt werden können

#AufbauArbeit