Langzeitbeschäftigungslosigkeit darf nicht weiter steigen!

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich begrüßt die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, appelliert aber an die Politik, den steigenden Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen nicht zu ignorieren.

Wien, am 6.4. 2023. 2022 war ein Erfolgsjahr für den österreichischen Arbeitsmarkt. Den Krisen zum Trotz ist die Arbeitslosigkeit aktuell so niedrig wie zuletzt 2012. „Was dabei nicht erwähnt wird ist, dass im Vergleich zu 2012 im Jahr 2022 fast doppelt so viele Menschen langzeitbeschäftigungslos waren – also über ein Jahr ohne Job. Die Summe derer, die mehr als fünf Jahre auf Arbeitssuche sind, ist in den letzten 5 Jahren um das Dreifache gestiegen, so Sabine Rehbichler, Arbeitsmarktexpertin und Geschäftsführerin von arbeit plus, dem Netzwerk Sozialer Unternehmen. „Besonders schmerzvoll ist das in einer Zeit, in der beim AMS viele offene Stellen gemeldet sind und zahlreiche Branchen einen Arbeitskräftemangel melden.“

Flexible Angebote der Aktiven Arbeitsmarktpolitik entwickeln

Um dem steigenden Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen entgegenzuwirken, appelliert Rehbichler in Aktive Arbeitsmarktpolitik zu investieren, die es erlaubt, flexible Angebote für die betroffenen Menschen zu entwickeln. In den 200 Sozialen Unternehmen zeigt sich deutlich, dass diejenigen, die jetzt noch keinen Job finden, umso mehr Unterstützung und Begleitung brauchen: „Die Erfahrung der Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus zeigt, dass flexiblere Beschäftigungsinitiativen notwendig sind, die die stufenweise (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen. Es geht um Maßnahmen zur beruflichen (Neu-) Orientierung, um die Förderung sozialökonomischer Projekte, die Lernen in geförderter Beschäftigung unterstützen, und um die Begleitung für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen während der ersten Monate im ungeförderten Job.“

Zusätzlich braucht es endlich einen Schulterschluss zu ausreichender Kinderbetreuung und Pflege, die viele an der nachhaltigen Jobaufnahme hindern.

Gründe für Langzeitbeschäftigungslosigkeit verstehen

Angesichts der veränderten Zielgruppe ist es wichtig, die Gründe für Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu verstehen und frühzeitig entgegenzuwirken. Nicht alle Menschen haben das gleiche Risiko arbeitslos zu werden. Obwohl die Arbeitslosenquote im März 2023 mit 6,2% um 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr, zeichnen die Daten nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet ein differenziertes Bild: Insbesondere Personen mit niedriger formaler Bildung (max. Pflichtschulabschluss), Ausländer*innen oder Menschen mit Behinderungen sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, der Rückgang der Arbeitslosigkeit innerhalb dieser Personengruppen fällt unterdurchschnittlich aus. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren ist sie mit 10 % sogar überproportional gestiegen. Ein deutlicher Rückgang zeigt sich dagegen bei älteren Arbeitnehmer*innen mit einem Minus von 6,4%.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, genau hinzuschauen und an Lösungen für jene Menschen zu arbeiten, die noch immer ohne Erwerbsarbeit sind. Das stärkt Menschen und Unternehmen gleichermaßen. Denn angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der damit einhergehende Energiekrise und der hohen Inflation bleibt abzuwarten, wie sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt weiter entwickeln werden und diese Chance noch besteht“, schließt Rehbichler.