Kommentar: “Eine Bank fürs Gemeinwohl – die hat uns gerade noch gefehlt”

“Wir gründen eine Bank – beteiligt euch und gründet mit!”: Kommentar von Judith Pühringer, Geschäftsführerin bdv austria

Es war 2010, als die Bankenkrise in ihrer Hochblüte stand. Christof Lösch, Christian Krizanic und ich saßen nach einem bdv austria-Treffen in einem Grazer Wirtshaus zusammen und diskutierten über Gott und die Welt. Aber vor allem über die Bankenwelt. Wie schwierig es für gemeinnützige Unternehmen ist, Kredite zu bekommen für das Anliegen, langzeitarbeitslose Menschen bei ihrem Weg zurück ins Erwerbsleben zu unterstützen. Wie schwierig es ist, eine Bank zu finden, der man vertrauen kann. Eine Bank,  die der grassierenden Profitgier und Gewinnmaximierung nachhaltige Werte – unsere Werte – entgegensetzt. Kurz: Eine Bank, die zu uns passt.

Aus der Wirtshausrunde entstand ein Projektantrag.  Etwas blauäugig vielleicht reichten wir das Konzept einer „fair bank“ beim Ideen gegen Armut-Wettbewerb von Coca Cola ein. Und ernteten das Schmunzeln eines Wiener Uni-Professors, der das Anliegen bei dem Mega-Konzern doch an der etwas falschen Adresse platziert sah.

Viele Richtungen, eine Idee

Doch die Idee war gut – und deshalb hatten sie auch andere: Im Sommer darauf nahm ich im Rahmen der Attac Sommerakademie an einem Workshop zur Idee der Gründung einer demokratischen Bank teil. Und da kam die Gewissheit, dass viele Menschen die Idee einer gemeinwohlorientierten Bank unterstützen würden. Diese Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen  und haben für ihr Engagement ganz unterschiedliche Gründe: politische, ideologische, pragmatische.

Die Grundidee war es, aus einem zivilgesellschaftlichen Prozess heraus eine alternative Bank zu gründen. Auf der grünen Wiese. Die Idee ist einfach und bestechend: Eine Bank, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentriert: Girokonten, Spareinlagen, Kredite. Je gemeinwohlorientierter ein Vorhaben, umso niedriger die Zinsen für den Kredit. Keine Spekulationen, faire Preise, volle Transparenz, normale Gehälter mit geringer Spreizung. Eine Gruppe von rund 80 ehrenamtlichen Menschen hat dieses Projekt seit bald fünf Jahren intensivst vorangetrieben. Rund 600 Menschen waren Vereinsmitglieder und sind nun am Weg dazu, GenossenschafterInnen zu werden. Diese 600 Menschen rufen ab Herbst 2015 dazu auf, selbst Genossenschafterin und Genossenschafter zu werden: Wir gründen eine Bank, alle sind eingeladen mitzugründen.

Passgenaue Kombination

Gemeinnützige, arbeitsmarktintegrative Unternehmen brauchen einen Finanzdienstleister, der versteht, wie sie ticken. Sie sind nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern reinvestieren etwaige Gewinne in ihr Unternehmen und damit in ihren arbeitsmarktintegrativen Auftrag. Sie haben meist eine regionale Ausrichtung, verfolgen soziale und ökologische Ziele und erzielen damit einen gesellschaftlichen Mehrwert. Damit passen unsere Unternehmen hervorragend zur Grundidee der Bank.

Geben und Nehmen

Gemeinnützigkeit heißt Gemeinwohlorientierung. Gemeinnützige, Soziale Unternehmen haben das Zeug dazu, Leuchtturmprojekte für die Bank für Gemeinwohl zur werden. Bislang fehlt noch das Stammkapital von insgesamt sechs Millionen Euro, damit die Bank für Gemeinwohl tatsächlich ihre Arbeit aufnehmen kann. Neben Privatpersonen  können ebenso Unternehmen – und damit auch Soziale Unternehmen – zu Genossenschaftern werden.

Wir gründen eine Bank – beteiligt euch und gründet mit!

Alle Infos unter: http://www.mitgruenden.at