Keine Langzeitarbeitslosen mehr in Marienthal: Das Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal (MAGMA) des AMS Niederösterreich bietet seit Oktober 2020 allen Personen in der Gemeinde Gramatneusiedl, die seit mehr als neun Monaten beim AMS gemeldet sind, einen Arbeitsplatz. Die Teilnehmer*innen werden beim Einstieg unterstützt, ihre Potentiale und Kompetenzen erhoben und über den Projektzeitraum hinweg begleitet. Die Teilnahme ist freiwillig und steht allen Langzeitbeschäftigungslosen offen. Dieses in Österreich – und weltweit – bisher einzigartige Projekte wird auch umfassend wissenschaftlich von Forscher*innen der Universität Wien und der Universität Oxford begleitet.
Das letzte arbeit plus Innovation Lab am 19. Oktober widmete sich den ersten Learnings und Erfahrungen aus dem Projekt nach einem Jahr Laufzeit.
Sven Hergovich, Leiter des AMS Niederösterreich, gab Einblicke in die Entstehung des Projekts und die notwendigen Schritte zur Umsetzung. Ausgangspunkt war die Überzeugung, dass es nicht nur sinnvoller, sondern auch günstiger ist, Arbeitsplätze zu finanzieren als Arbeitslosigkeit. Ein freiwilliges Angebot für alle Langzeitbeschäftigungslosen über den gesamten Projektzeitraum von drei Jahren zu schaffen – also auch für jene, die erst langzeitbeschäftigungslos werden – erwies sich auf verschiedenen Ebenen als Herausforderung.
Eine Besonderheit von MAGMA ist die umfassende wissenschaftliche Begleitung, die nicht zuletzt dazu dient, Erfahrungswerte für mögliche zukünftige, größer angelegte Arbeitsplatzgarantieprojekte zu sammeln. Hannah Quinz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wien, stellte erste Zwischenergebnisse aus der Begleitforschung vor. Bisher zeigt sich, dass das Projekt vom Kreis der Teilnehmer*innen gut angenommen wird. Die wichtigsten Teilnahmegründe sind – noch vor der Verbesserung der finanziellen Situation – nicht mehr erwerbsarbeitslos zu sein und einen geregelten Tagesablauf zu haben. Das ist insbesondere für jene Teilnehmer*innen wichtig, die bereits sehr lange vom Erwerbsarbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Dementsprechend sind auch die Erwartungen an das Projekt hoch: Eine sinnvolle Tätigkeit und Wertschätzung stehen im Zentrum.
Charlotte Gruber, langjähriges Vorstandsmitglied von arbeit plus Österreich und nunmehr Studentin an der Universität Wien, schreibt derzeit eine Masterarbeit zum „Wert der Arbeit“ und teilte abschließend einige Gedanken zur Unterscheidung zwischen dem sogenannten „ersten“ und „zweiten“ Arbeitsmarkt und inwieweit die Sozialen Unternehmen und eine Arbeitsplatzgarantie zu einem „inklusiven Arbeitsmarkt“, auf dem alle einen Platz finden, beitragen können.
Die anschließende Diskussion zeigte deutlich das Interesse am Projekt und das Potential, das viele in der Möglichkeit längerfristig öffentlich geförderter Beschäftigung insbesondere für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen sehen.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer:innen vor Ort und online!
Hier finden Sie die Präsentation von Hannah Quinz zum Download. Die Videoaufzeichnung übermitteln wir Ihnen gerne auf Anfrage an innovationlab@arbeitplus.at