Nachlese Innovation Lab:Working Poor: Verhindert Erwerbsarbeit wirklich Armut?
Die Erfahrung der Sozialen Unternehmen, der Mitgliedsorganisationen der Armutskonferenz und allen, die mit vulnerablen Zielgruppen arbeiten zeigt: Viele Menschen sind trotz Erwerbstätigkeit von Armut oder Ausgrenzung bedroht und können sich trotz Vollzeiterwerbstätigkeit das Leben kaum mehr leisten.
Im letzten arbeit plus Innovation Lab am 20. Juni haben wir das Problem von Betroffenen, die trotz Arbeit an oder nur knapp über der Armutsschwelle leben beleuchtet, die Situation in Österreich dargestellt, Betroffene zu Wort kommen lassen und Lösungsansätze diskutiert.
Armut trotz Erwerbsarbeit
Arbeit ist in unserer Gesellschaft zwar die beste Chance, um Armut zu entkommen, aber viele Menschen sind trotz Erwerbstätigkeit von Armut oder Ausgrenzung bedroht und können sich trotz Vollzeitarbeit das Leben kaum leisten. Laut Definition der Eurostat sind all jene Menschen „in work at risk of poverty“ (in Arbeit und armtsgefährdet) , deren Haushaltseinkommen trotz Erwerbstätigkeit und nach Sozialtransfers unter der Armutsgefährdungsschwelle (60% des Medianeinkommens; in Österreich 2022: 1.392 Euro monatlich, 12 Mal jährlich) liegt. Als erwerbstätig gelten dabei all jene Personen, die im Referenzjahr zumindest 6 Monate lang erwerbstätig waren. Es gibt dabei keine Stundenuntergrenze für Teilzeitarbeit, und die Befragungsdaten wurden auf Haushaltsebene erhoben.
Was sind die Gründe und wer sind die Risikogruppen?
Die Ursachen können komplex sein und hängen von der Zusammensetzung des Haushaltes, von Vermögensbeständen und Sozialleistungsbezügen ab. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Migrant:innen, Menschen mit geringer formaler Bildung, Junge Menschen am Beginn des Erwerbslebens.
„Sie alle leben trotz Arbeit an der Armutsgrenze, besonders prekär wird die Situation, wenn diese Menschen dann ihre Arbeit auch noch verlieren. Die Moderne Arbeitsmarktpolitik ist gefordert, die Situation in Österreich ernst zu nehmen, Lösungsansätze zu diskutieren und der zunehmenden Erwerbsarmut entgegenzuwirken.“ Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus – soziale Unternehmen Österreich
„Vor allem, wenn nur eine Person einen Haushalt ernähren muss, wird es eng. Besonders betroffen sind Frauen, explizit Mütter, wenn zB nach einer Scheidung das Partnereinkommen wegbricht“, Christine Siegert, Institut für Soziologie, Uni Wien Erwerbsarmut in Österreich aus Geschlechterperspektive (Christina Siegert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Wien)
Arbeit ist zwar in unserer Gesellschaft die beste Chance der Armutsfalle zu entkommen, aber viele Menschen sind trotz Erwerbstätigkeit von Armut oder Ausgrenzung bedroht und können sich trotz Vollzeitarbeit das Leben kaum leisten. Sie sind „Working Poor“: Arm trotz Arbeit.