Gütesiegel für Soziale Unternehmen: der Qualität verschrieben

Charlotte Gruber ist arbeit plus-Vorstand und Gütesiegel-Assessorin. Im  Vorfeld der feierlichen Verleihung des Gütesiegels für Soziale Unternehmen 2016 Mitte November spricht sie über die Gründe für die Entwicklung dieses Qualitätszeichens und die Vorteile einer Zertifizierung.

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Charlotte Gruber ist arbeit plus-Vorstand und Assessorin des Gütesiegels für Soziale Unternehmen.

Frau Gruber, wann und warum wurde das Gütesiegel für Soziale Unternehmen entwickelt?

Charlotte Gruber: Soziale Unternehmen haben zusätzlich zum unternehmerischen Auftrag auch einen sozialen. Da wir kein Zertifizierungssysten gefunden haben, das den komplexen Realitäten unserer Mitgliedsbetriebe vollends gerecht wird, hat arbeit plus – damals noch als Bundesdachverband für Soziale Unternehmen – ein eigenes Gütesiegel entwickelt. Der Pilotversuch lief 2009 mit zwölf Unternehmen. 2010 war dann der offizielle Start. Das Schöne ist, dass es beim Gütesiegel nicht allein um Kennzahlen geht, sondern auch um die Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Beziehungen zu den verschiedenen Interessengruppen. Wichtig war zudem, dass eine unabhängige Stelle die Zertifizierung vornimmt, was ja mit der Quality Austria auch der Fall ist.

Wofür steht das Gütesiegel für Soziale Unternehmen und wie läuft die Zertifizierung ab?

Das Siegel steht für die Einhaltung sozialer, organisatorischer und wirtschaftlicher Qualitätsstandards in Sozialen Unternehmen, die sich der beruflichen Integration von arbeitssuchenden Menschen widmen. Die Unternehmen durchlaufen ein Assessment durch ExpertInnen von Quality Austria und arbeit plus. Das Gütesiegel wird vom AMS Österreich gefördert und finanziert. Es ist auf drei Jahre befristet. Dann findet wieder ein Assessment vor Ort statt und das Gütesiegel kann für weitere drei Jahre erteilt werden.

Was hat sich seit dem Start getan?

Seit 2014 wird das Siegel im EFQM-Qualitätsmanagementsystem als “Recognised for Excellence (R4E)” gewertet. Zertifizierte Unternehmen können auch für das Ö-Cert (Qualitätsrahmen für österreichische Erwachsenenbildungs-Organisationen) gelistet werden. Und sie können am Staatspreisverfahren in der Kategorie Non-Profit-Unternehmen teilnehmen. Mit den heuer ausgezeichneten Unternehmen haben insgesamt 32 Soziale Unternehmen in Österreich das Gütesiegel.

Was genau ist eigentlich mit „Qualitätsmanagement“ gemeint?

Im Rahmen des Prozesses werden Standards in unterschiedlichen Bereichen etabliert, etwa in der Personalpolitik, in der Unternehmensstrategie oder in der Planungsarbeit. Damit ein Unternehmen überhaupt in den Begutachtungsprozess einsteigen kann, muss es sich an bestimmten Grundwerten orientieren. Dazu zählen beispielsweise Gemeinnützigkeit, Antidiskriminierung oder auch Gender Mainstreaming. In der Vorbereitung auf das Assessment muss das Unternehmen alle Bereiche analysieren und beschreiben. Dadurch wird ersichtlich, wo es steht und wo es noch besser werden kann.

Was bringt das Gütesiegel den Sozialen Unternehmen?

Das Gütesiegel signalisiert nach außen hin: „Bei uns werden soziale, wirtschaftliche und organisatorische Qualitätsstandards groß geschrieben.“ Das ist eine wichtige Botschaft für FördergeberInnen, PartnerInnen, Kundinnen und Kunden, aber auch für die eigenen Leute im Unternehmen. Eine Botschaft mit Signalwirkung.