Das Fahrradzentrum B7 logiert ab nun in der Linzer Tabakfabrik

“Gute unentfremdete Arbeit ist ein menschliches Ziel. Sinnerfüllte Arbeit ist ein menschliches Urbedürfnis. Der Mensch hat ein Recht darauf”. Mit diesen Worten segnete Bischof Manfred Scheuer Mittwochabend den neuen Standort des Fahrradschops B7 in der Linzer Tabakfabrik. das Projekt startete 1984 als bischöfliche Arbeitslosenstiftung mit ihrem Standort in der Bischofsstraße 7, was zur Namensgebung führte.

Einstieg in die Arbeitswelt

Die Grundidee ist bis heute unverändert. Im B7 finden Menschen eine Beschäftigung, die sich am Arbeitsmarkt schwer tun. Sie werden angestellt, reparieren Räder und verkaufen neue. Das B7hat aktuell 47 beschäftigte, davon sind 15 zeitlich befristet. 700 gebrauchte Räder wurden im vergangenen Jahr repariert und wieder verkauft. “Sie finden reißenden Absatz”, weiß Geschäftsführer Helmut Bayer. Neben dem neuen, 1000 Quadratmeter großen Zentrum in der Tabakfabrik gibt es noch zehn Außenstellen. Die Mitarbeiter sind für ein Jahr angestellt. Mehr als die Hälfte findet dann anderswo einen Job. “Sie scheiden dann aus, weil das Ziel erreicht ist”, so Bayer. Nach zwei Jahren haben 75 Prozent dauerhaft eine andere Arbeitsstelle gefunden.

Zur Neueröffnung kam viel Prominenz, unter anderem die Ursprungsgründer Bischof Maximilian Aichern, Bischofsvikar Josef Mayr und Ex-Geschäftsführer Hans Riedler. Weiters gaben sich Landesrätin Birgit Gerstorfer, die Abgeordnete Elisabeth Manhal, AMS-Chef Gerhard Straßer, Bischofsvikar Mittendorfer und KA-Präsident Bert Brandstetter die Ehre.

arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer (ganz re.) würdigte in ihrer Eröffnungsrede das B7 als Sprungbrett für benachteiligte Menschen.

arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer hielt ein Plädoyer für eine solidarische Arbeitswelt und würdigte das B7 als Sprungbrett für Benachteiligte.

Judith Pühringer, Geschäftsführerin der Sozialen Unternehmen Österreichs, hielt die Festrede. “Die Digitalisierung ändert die Art, wie wir leben und arbeiten. Es erwarten uns umwälzende Änderungen und Verwerfungen.” Sie setzt auf eine “solidarische Arbeitswelt”, es dürfe keine getrennten Arbeitswelten mehr geben. Seit den 1990er-Jahren sei der Niedriglohnsektor stark gestiegen. Sie forderte eine Neudefinition der Arbeit. Da müsse zum Beispiel auch die Pflegearbeit enthalten sein. Sie kritisierte die Kürzung der Mindestsicherung.

B7 als Sprungbrett

Pühringer würdigte, dass das B7 für viele Menschen zu einem Sprungbrett für die Zukunft geworden sei, für Menschen, die vor verschlossenen Türen gestanden seien. Im Anschluss gab es ein Buffet mit orientalischen Speisen, von Flüchtlingen zubereitet. Das B7 ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Samstag 9-12 Uhr.

*Dieser Artikel ist am 12. März in der Oberösterreich-Ausgabe der Tageszeitung Kurier erschienen. Wir danken dem Autor Josef Ertl für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.