Seit mehreren Jahren wird in den Nachrichten regelmäßig von arbeitsmarktpolitischen Rekorden berichtet. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten lag 2016 bei 3,58 Millionen Menschen – noch nie zuvor waren in Österreich so viele Menschen beschäftigt. Doch parallel zur Beschäftigung ist in den vergangenen Jahren auch die Zahl der arbeitslosen Menschen auf ein Rekordniveau gestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren 2016 bereits rund 357.000 Menschen arbeitslos.

Noch nie zuvor waren in Österreich so viele Menschen arbeitslos, denn trotz des Beschäftigungswachstums gelingt es nicht, alle jene Menschen zu beschäftigen, die neu auf den Arbeitsmarkt drängen. Immerhin zeichnet sich seit November 2016 eine leichte Trendwende ab, denn seither sinkt die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen und der SchulungsteilnehmerInnen – zum ersten Mal seit fünf Jahren – zumindest geringfügig.
Arbeit ist ungleich verteilt
Neben der Erwerbsarbeit an sich sind in Österreich auch die Arbeitszeiten ungleich verteilt. Ein vergleichender Blick auf die Arbeitszeiten in Europa (Eurostat) zeigt, dass in Österreich besonders viele Menschen in Teilzeit arbeiten. Nur in den Niederlanden liegt die Teilzeitquote noch höher als in Österreich, wo bereits 26,9 Prozent aller Beschäftigten in Teilzeit arbeiten. Frauen sind davon weit stärker betroffen als Männer: Laut Daten der Statistik Austria arbeiteten im Jahr 2015 bereits 47,4% der Frauen, aber nur 11,2% der in Österreich beschäftigten Männer in Teilzeit. Erwerbsarbeit ist also nicht nur zwischen erwerbsarbeitslosen und erwerbstätigen Menschen ungleich verteilt, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Eine abgesicherte Vollzeitbeschäftigung wird – vor allem für Frauen – immer mehr zur Ausnahme.
Mehr als Erwerbsarbeit
Doch Arbeit ist mehr als Erwerbsarbeit. Kinderbetreuung, Pflege, Hausarbeit sind in der Gesellschaft enorm wichtige, aber unbezahlte Arbeiten, die in Österreich vor allem von Frauen geleistet werden. Auch gesellschaftliches Engagement oder die Suche nach einer Erwerbsarbeit sind Arbeit. Mit der Kampagne #auchdasistarbeit will arbeit plus diese wichtigen und unbezahlten Formen von Arbeit ins Blickfeld rücken und eine kritische Auseinandersetzung mit dem gängigen Erwerbsarbeitsbegriff anregen.
Für eine 35-Stunden-Woche
Angesichts der ungleichen Verteilung von Arbeit in unserer Gesellschaft ist es – mehr als 40 Jahre nach der Einführung der 40-Stunden-Woche – Zeit für eine weitere Arbeitszeitverkürzung. arbeit plus fordert daher eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei einem vollständigen Lohnausgleich für untere und mittlere Einkommen. Allein mit einer Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden könnten mindestens 50.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden bzw. unfreiwillig Teilzeit arbeitenden Menschen eine Aufstockung ermöglicht werden. Weitere 40.000 Arbeitsplätze könnten durch die Reduktion von Überstunden entstehen.
Doch unser Ziel sollte nicht nur eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit, sondern eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit insgesamt sein – zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Erwerbstätigen und Erwerbsarbeitslosen. Von einer fairen Verteilung von Arbeit haben alle etwas!
*Philipp Hammer ist bei arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich für Grundlagenarbeit zuständig.