Erfolgreich als Soziales Unternehmen – Erfahrungen aus der Praxis

Marisa Mühlböck ist die Geschäftsführerin von „discovering hands“, das in Österreich blinde Frauen als Untersucherinnen für die Brustkrebsvorsorge ausbilden möchte. Perrine Schober bietet mit ihren „Shades Tours“ in Wien zweistündige Stadtspaziergänge zum Thema Obdachlosigkeit an, die von Betroffenen geführt werden.  Daniela Schallert ist Geschäftsführerin von ABZ*AUSTRA, das Frauen bei der Jobsuche begleitet und seit über 20 Jahren Unternehmen in Gleichstellungsfragen berät und Stefan Steinberger ist Mitbegründer von „refugees(code)/New Austria Coding school“, die geflüchtete sowie arbeitslose Menschen zu Programmierer*innen ausbildet. Sie alle verbinden wirtschaftliches Handeln mit sozialem Engagement. Und sie alle teilten ihre Erfahrungen im Rahmen der Social(i)Makers-Kickoff-Veranstaltung, die am 5.September an der Wirtschaftsuniversität Wien über die Bühne ging.

So viel Impact wie möglich

Steinberger: “So viel Impact wie möglich”

„Es ist nicht unser Ziel, so viel Geld wir möglich, sondern so viel Impact wie möglich zu erzielen“, betonte denn auch Stefan Steinberger. Das Angebot seines Startups richtete sich zunächst an geflüchtete Menschen, mittlerweile wurde es auf arbeitssuchende Menschen ausgedehnt. Als Steinberger im Rahmen des Teach-for-Austria-Fellowprogramms auf hochmotivierte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge traf, lag es für ihn auf der Hand, diese mit den vielen Unternehmen zusammenzubringen, die händeringend nach Programmier*innen suchen. „Geld ist nicht das Hauptziel, aber natürlich ist es notwendig, um leben zu können“, so der Startup-Gründer. Um den Unternehmen „auf Augenhöhe“ begegnen zu können und nicht als Corporate Social Responsibility-Maßnahme wahrgenommen zu werden, stehe als nächstes die Gründung einer GmBH. an.

Ständig neue Lösungen entwickeln

Schallert: “Uns geht es um Gleichstellung.”

„Unser Unternehmensziel ist leicht erklärt: Uns geht es um Gleichstellung, Punkt. Mit diesem Anliegen schwimmen wir manchmal sehr gegen den Strom und manchmal sind wir auch sehr im Fluss. Es geht darum, ständig neue, innovative Lösungen zu entwickeln und auch neue Finanzierungen dafür zu finden“, ist Daniela Schallert überzeugt. „Flexible Arbeitszeitmodelle oder auch Top-Job-Sharing probieren wir bei uns aus und tragen sie dann in die Wirtschaft“, nennt Schallert ein Beispiel. Derzeit beschäftige sich ABZ*AUSTRIA stark mit soziokratischen Entscheidungsprozessen.
Das gemeinnützige Soziale Unternehmen berät Wirtschaftsbetriebe in Gleichstellungsfragen und entwickelt für sie und mit ihnen maßgeschneiderte Personallösungen. Frauen, die Arbeit suchen, sich beruflich verändern oder nach einer Berufspause wieder ins Erwerbsleben einsteigen wollen, unterstützt ABZ*AUSTRIA mit einer Fülle an Beratungs- und Kursangeboten.

Neues Berufsbild schaffen

Mühlböck: “Bieten qualitativ hochwertige Dienstleistung.”

Marisa Mühlböck kämpft derzeit darum, die Ausbildung zur medizinischen Tastuntersucherin (MTU) in Österreich als ein eigenes Berufsbild zu etablieren. discovering hands® wurde 2006 vom deutschen Gynäkologen Dr. Frank Hoffmann gegründet. Die Ausbildung der blinden und sehbehinderten Frauen dauert neun Monate und schließt mit einer kommissionellen Prüfung ab. In Österreich dürfen Ärzt*innen die Tastuntersuchungen zur Krebsvorsorge aus rechtlichen  Gründen gegenwärtig nicht delegieren. Derzeit bietet discovering hands ihre wertvolle Gesundheitsdienstleistung in Österreich im Rahmen einer vom Gesundheitsministerium genehmigten Studie kostenlos an.

Starthilfe in ein neues Leben

Schober brachte Shades Tours nach Wien

„Wenn wir über Obdachlosigkeit sprechen, wer könnte das besser als die Obdachlosen selbst“, sagt die studierte Tourismusmanagerin Perrine Schober zu ihrer Unternehmensidee. Inspirieren ließ sie sich von social tourismus businesses in Amsterdam, Prag und London. Was sie besonders freut: Von den neun Guides in ihrem Team muss heute keiner mehr auf der Straße leben. Und Schober betont weiters: „Meine Mitarbeiter verlassen mich dann, wenn es ihnen am besten geht.“

 

Auch das Netzwerken kam bei der Kickoff-Veranstaltung nicht zu kurz…
Olivia Rauscher und Christian Schober präsentierten ihr neues Buch “Social Return on Investment Analysis”.

Akademie für Soziale Innovationen

Organisiert wurde die Kickoff-Veranstaltung „Soziale Innovationen gestalten“ von arbeit plus in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Soziale Innovationen (ZSI)  und dem NPO&SE Kompetenzzentrum der WU Wien. Neben der Podiumsdiskussion gab es auch eine Präsentation der Social Innovation Academy und des vom ZSI durchgeführten SENSES-Projekts. Olivia Rauscher und Christian Schober von der WU Wien präsentierten ihr neues Buch “Social Return on Investment Analysis”.

Die Veranstaltung leitet eine Reihe von kostenlosen Workshops und Online-Trainingskursen ein, die im Rahmen der Social Innovation Academy  stattfinden. Die Academy ist Kern des EU-Projekts Social(i)Makers, das in sieben zentraleuopäischen Ländern eine transnationale Gesellschaft von sozial-innovativen Akteur*innen aufbauen will.

Mehr Infos zu den Gratis-Workshops und Gratis-Onlinekursen auf Social(i)Makers