Vor den Vorhang: Ein ganz normaler Laden – und wiederum auch nicht

„Eigentlich sind wir ein ganz normales Geschäft, mit allem, was dazugehört“, sagt Gabriele Schwaiger, Betriebsleiterin des „WAMS Laden“ in der Innsbrucker Innenstadt. Und das kann auch jeder sehen: Beim Lokalaugenschein an einem sonnigen Dienstag Nachmittag ist einiges los: Während Mitarbeiterin Roswitha K. (49) eine der Schaufensterpuppen neu einkleidet, stöbern Kundinnen und Kunden verschiedensten Alters in Bücher- und Schuhregalen, sehen Kleiderstangen durch oder suchen ein Ostergeschenk für ihre Kinder. Zum beachtlichen Jahresumsatz von etwa 500.000 Euro trägt sogar das nahe Finanzamt bei, schmunzelt Schwaiger: „Viele Menschen, die dorthin müssen, bleiben vorher oder nachher an unseren schönen Schaufenstern hängen.“ Die Waren werden gespendet und von ihrem Team sortiert und aufbereitet.

Hinter den Kulissen ist das Unternehmen keineswegs wie jedes andere: Denn der WAMS Laden ist ein Sozialökonomischer Betrieb. Gefördert vom AMS erhalten hier Menschen, die es schwer haben, einen Job zu finden, einen befristeten Arbeitsplatz und besondere Unterstützung, damit sie Schritt für Schritt wieder ins Berufsleben einsteigen können. Im WAMS Laden arbeiten etwa Frauen, die keine oder eine nur unzureichende Ausbildung bzw. Suchtprobleme haben, oder die nach einem Burnout nicht voll belastbar sind. Der WAMS Laden ist nur einer von fünf sozialökonomischen Betrieben des Vereins WAMS. Dieser bietet insgesamt knapp 100 Arbeitsplätze, zwei Drittel davon mit sozialer bzw. arbeitsmarktpolitischer Zielsetzung.

Eine zweite Chance

Auch Roswitha K. kennt die Stolpersteine des Lebens: Irgendwann hielt die gelernte Diplomkrankenschwester dem enormen Stress in der Hauskrankenpflege nicht mehr stand: „Immer allein, immer unter Zeitdruck, immer mit der enormen Verantwortung, wenn etwas mit den Klienten ist: Kann ich selbst helfen? Hole ich die Rettung? Es kam der Punkt, wo mir einfach alles zu viel wurde.“ Ein Jahr war die zweifache Mutter nach ihrem völligen Zusammenbruch in Krankenstand, ein weiteres Jahr suchte sie erfolglos einen Job. Seit fünf Monaten nun arbeitet die Tirolerin im WAMS Laden in der Damenabteilung – und ist froh um diese zweite Chance: „Die Arbeit mit Mode macht mir wirklich Spaß. Hier kann ich meine Kreativität ausleben und auch selbst Neues ausprobieren. Ich hab ja in meinem früheren Job immer Arbeitskleidung getragen“, sagt Roswitha K.

Im WAMS Laden hat die Neunundvierzigjährige– mit der Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und ihrer Vorgesetzten Schwaiger, auch neue Kraft gefunden. Was sie machen will, wenn im Oktober ihre, in diesem Unternehmen immer auf ein Jahr befristete und vom AMS finanzierte Stelle endet, weiß sie noch nicht: „Ich möchte gerne wieder voll arbeiten, und ich hoffe, dass ich etwas finde. Aber ich möchte mich nicht mehr verbiegen, sondern dabei ich selber bleiben“, sagt Roswitha K. Mehr Infos auf www.wams.at