Es braucht Maßnahmen, die es ermöglichen, Arbeit flexibel – örtlich und zeitlich – zu gestalten, damit Männer und Frauen gleichberechtigt leben und arbeiten können. So wird auch die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben gefördert. „Frauen leisten den Großteil der unbezahlten Arbeit, werden oft umständehalber in Teilzeit gedrängt und häufig sogar für dieselbe Erwerbsarbeit schlechter bezahlt“, kritisiert arbeit plus – Vorstandsvorsitzende und ABZ*AUSTRIA-Geschäftsführerin Manuela Vollmann. Konkret plädiert Vollmann deshalb für eine neue Definition von Arbeit: Wenn auch unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen als Arbeit gesehen werde, dann könne man auch überlegen, wie man Frauen besser gegen Altersarmut absichere.
„Teilzeitarbeit darf nicht zur Armutsfalle werden“
2016 waren von rund 3,6 Millionen unselbstständig Erwerbstätigen etwa 1,1 Millionen Teilzeit beschäftigt. Rund vier von fünf Teilzeitbeschäftigten sind weiblich. „Teilzeit ist nicht per se schlecht und viele wünschen sie sich auch. Aber sie darf nicht zur Armutsfalle werden“, so Vollmann, die deshalb für den Ausbau von qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsangeboten plädiert. Zudem brauche es Anreize, dass auch mehr Väter in Karenz gingen. Derzeit nehmen hierzulande nur vier Prozent der Väter eine Karenz in Anspruch, unterstreicht Vollmann.“
Diese Spaltung der Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern geht in der Regel mit einer weiteren Teilung einher, nämlich jener in qualitative und nicht-qualitative Arbeitsplätze. Ein System, das auf die unbezahlte Arbeit von Frauen setzt und diese im Erwerbsleben nur begrenzt nutzt, wird volkswirtschaftlich gesehen wichtige Potenziale brach liegen lassen, denn Frauen besitzen mittlerweile höhere Bildungsabschlüsse als Männer, und man wird mit Folgekosten zu rechnen haben, die sich aus Unterstützungsleistungen mangels Existenzsicherung ergeben, beispielsweise bei Scheidungen und im Alter.
Erwerbsunterbrechungen verschlechtern Chancen
Eine Erwerbsunterbrechung aufgrund von Kindern ist leider immer noch (!) ein zentraler Einflussfaktor für die weitere berufliche Laufbahn einer Frau. Hier braucht es einen politischen Rahmen, der eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit deutlich stärker unterstützt. Dies kann z.B. ein Modell sein, in dem beide Eltern auf 30 Wochenstunden bei Lohnausgleich reduzieren. Vollmann: „Nur wenn beide Elternteile in dieser Lebensphase Erwerbsarbeitszeit reduzieren, wenn es ,normal wird für Unternehmen, dass auch Männer diese Zeiten in Anspruch nehmen, wird eine Verschiebung von Verantwortlichkeiten und ein größere Selbstverständlichkeit von Frauenkarrieren gelingen.“
Unternehmen profitieren von neuen Arbeitszeitmodellen
Für eine geschlechtergerechte Arbeitswelt seien schließlich auch die Unternehmen gefordert, umzudenken, ist Vollmann überzeugt: „Jedes Unternehmen ist gut beraten, lebensphasenorientierte Lebenszeit- und Arbeitsorganisationsmodelle zu schaffen, ob für Führungskräfte oder Mitarbeiterinnen. Davon profitieren beide Seiten.“ Die schrittweise Auflösung von traditionellen Geschlechterrollen verändert die Arbeitswelt. So fordern viele Männer mehr Zeit für ihr Familienleben ein und wollen keine 60 Stunden Woche im Büro verbringen. Die immer noch weit verbreitete Trennung in Normalarbeitszeitverhältnis (plus Überstunden) und Teilzeitarbeit von nur bis zu 20 Wochenstunden gehöre deutlich aufgeweicht, so Vollmann, und war „zugunsten vollzeitnaher Teilzeitbeschäftigungsformen und vor allem innovativer und flexibler Arbeitszeit- und Gleitzeitmodelle und Arbeitsorganisationsformen als auch zugunsten der Unternehmen und Individuen.“
„Lebensphasenorientiertes Karenz- und Auszeitenmanagement ermöglicht einen systematischen und professionellen Umgang mit Eltern-, Bildungs-, Pflegekarenzen oder Altersteilzeit. Qualifizierte Teilzeit für Frauen und Männer, Teilzeit in Führung und (Top) Job Sharing sind längst erprobte und äußerst gewinnbringende Arbeits- und Management-Modelle, die endlich mutig eingeführt gehören“, so Vollmann: „Die Folgen sind Vielfalt in der Belegschaft, die optimale Entfaltung von Potenzialen, eine deutlich höhere qualifizierte Erwerbsbeteiligung von Frauen und somit mehr Gleichstellung und eine höhere Partnerschaftsorientierung. Wir brauchen einen integrierten, ganzheitlichen Blick, um die großen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft, gut auszugestalten. Zum Wohle aller, gerade auch der Frauen.“