Nachlese: arbeit plus Innovation Lab “Das war die Aktion 20.000 – wie weiter?”

Im Innovation Lab, das am 22. Jänner 2020 im SCHÖN&GUT Social Concept Store in Wien stattfand, setzten wir uns mit der Frage “Das war die Aktion 20.000 – wie weiter?” auseinander. Die Idee hinter den arbeit plus Innovation Labs, nämlich offene Denk- und Experimentierräume rund um das Thema Arbeit zu gestalten und mit unterschiedlichen Kooperationspartner*innen in regen Diskurs zu treten, konnte besonders anhand dieses Themas und im Rahmen dieser Veranstaltung gut in die Tat umgesetzt werden.

arbeit plus hatte in Kooperation mit der Arbeiterkammer Teilnehmer*innen der Aktion 20.000 befragt, welche Auswirkungen die arbeitsmarktpolitische Maßnahme für Langzeitarbeitslose 50+ auf ihr Leben hatte. Diese Videoclips, sowie Langversionen der Videos, wurden im Innovation Lab präsentiert. Nach einer Begrüßung durch Gastgeber Thomas Rihl, Geschäftsführer von JobTransFair, sowie einleitenden Worten von Judith Pühringer (Geschäftsführung arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich) und Gernot Mitter (Arbeitsmarktpolitikexperte der Abteilung Arbeitsmarkt und Integration in der Arbeiterkammer Wien), sprach Moderatorin Clara Moder (Grundlagenarbeiterin arbeit plus) mit der Filmemacherin Emée Soulcié über ihre Eindrücke bei den Videodrehs.

Besonders durften wir uns darüber freuen, dass auch einige der Interviewpartner*innen anwesend waren!

Die Beiträge der Aktion 20.000 Teilnehmer*innen zeigen eindrücklich, wie wichtig öffentlich geförderte Maßnahmen für ältere Langzeit-Erwerbsarbeitslose sind. Besonders die Langversionen der Interviews, in denen neben den Teilnehmer*innen auch Kolleg*innen und Kund*innen zu Wort kommen, zeigen den sozialen, gesellschaftspolitischen, ökologischen sowie individuellen Mehrwert der Aktion.

Nachdem die Aktion 20.000 vorzeitig gestoppt wurde, hat die Arbeiterkammer Wien mit der “Chance 45“ eine mögliche Folgevariante entwickelt. Dieses Konzept wurde im Rahmen des Innovation Labs von Simon Theurl (AK Wien) vorgestellt:

Chance 45 - Das AK Modell zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit

Gerd Kronheim, Obmann der bbs – Beschäftigungsbetriebe Steiermark und Vorstandsmitglied von arbeit plus, berichtete von den Chancen, die sich für die Sozialen Unternehmen durch öffentlich geförderte Beschäftigung eröffnen.

Hintergrund:

Das Sozialministerium veröffentlichte Mitte Dezember 2019 die > Studie zur Wirksamkeit der Aktion 20.000. Die gesamte Evaluierung durch prospect ist > hier nachzulesen.

Die Aktion 20.000 war ein einzigartiges Angebot für ältere Langzeitbeschäftigungslose, deren Potential durch das vorzeitige Ende ungenutzt blieb. Sie wurde laut Studie vom AMS begrüßt, da sie ein Angebot für eine Gruppe darstellte, für die ansonsten keine Angebote zur Verfügung standen. Insgesamt wären rund 75.000 Personen förderbar gewesen – mit 3.824 Teilnehmer*innen wurde das Potential nur zu 5% genutzt.

In Hinblick auf arbeitsmarktpolitische Faktoren ist die Aktion 20.000 ein Erfolg: rund ein Drittel der Teilnehmer*innen waren drei Monate nach Ende der Förderung in ungeförderter Beschäftigung, knapp 4% in geförderter Beschäftigung und 1,7% in Qualifizierung. In Summe ist das eine „positive Arbeitsmarktpositionierung“ für 37,3% aller Teilnehmer*innen zum Stichtag.

Bemerkenswert in der Befragung der Teilnehmer*innen ist die extrem hohe Zustimmung dazu, dass die Menschen “begeistert sind, endlich wieder arbeiten zu können“. 90% sowohl der Teilnehmer*innen als auch der Abbrecher*innen stimmen dieser Aussage zu. Die Teilnehmer*innen erachteten ihre Tätigkeit als persönlich sinnstiftend und auch gesellschaftlich sinnvoll. Besonders wirkungsvoll wurde die Teilnahme in Hinblick auf berufliche Weiterentwicklung wahrgenommen.

Langzeitbeschäftigungslose Menschen über 50 Jahre haben de facto keine Arbeitsmarktintegrationschancen mehr. Deshalb braucht es gezielte Angebote, um gesellschaftliche Bilder zu korrigieren und Potentiale und Können von älteren Menschen zu nützen.

Angesichts des hohen Beschäftigungspotentials im gemeinnützigen und öffentlichen Sektor sollte für eine Neuauflage des Programmes dieser Aspekt unbedingt berücksichtigt und ebenso Beschäftigung im privaten Sektor ermöglicht werden. Besonders wichtig für eine Weiterführung ist ein differenziertes Fördermodell (degressives Lohnkostenzuschussmodell), langfristige Beschäftigungsoptionen, begleitende Qualifizierung sowie ein gutes Matching von Teilnehmer*innen und Dienstgeber*innen.