“Wir brauchen mehr Sozialökonomische Betriebe”

Wer sich schwer tut, im normalen Arbeitsmarkt einen Job zu finden hat die Möglichkeit, in einem sozialökonomischen Betrieb zu arbeiten. Die Volkshilfe etwa unterstützt seit 24 Jahren Langzeitarbeitslose, Wiedereinsteiger, Menschen mit Beeinträchtigungen oder benachteiligte Jugendliche bei der Integration in die Arbeitswelt. Dafür sind Förderungen der öffentlichen Hand nötig. Der Eigenerwirtschaftungsbeitrag beträgt bei der Volkshilfe rund 33 Prozent, der Rest wird zu zwei Dritteln vom AMS und zu einem Drittel vom Land OÖ getragen. Durch die hohen Kosten stehen sozialökonomische Betriebe oft in der Kritik – zu Unrecht, wie nun eine aktuelle Studie im Auftrag des AMS zeigt. “75 Prozent der entstandenen Kosten fließen bereits im ersten Förderjahr wieder zurück an die öffentliche Hand. Nach 2,8 Jahren hat sich das finanzielle Investment der öffentlichen Hand amortisiert”, sagt Karl Osterberger, Geschäftsführer der Volkshilfe Oberösterreich.

Hoher Nutzen für die Gesellschaft

Volkshilfe
Ein Arbeitsverhältnis stärkt die persönlichen Ressourcen.

Weitaus höher ist jedoch der soziale Nutzen für die Gesellschaft. Dieser wurde in aufwändigen Gesprächen mit 520 Transitmitarbeitern erhoben, die beim Volkshilfe Basar beschäftigt sind. So stabilisiert ein Arbeitsverhältnis die Lebensverhältnisse, stärkt die persönlichen Ressourcen und wirkt sich positiv auf den Gesundheitszustand aus. Rund 30 Prozent der Transitmitarbeiter schaffen zudem den Wiedereinstieg am ersten Arbeitsmarkt. “Berücksichtigt man diesen nicht-monetär messbaren Nutzen, ist bereits nach 9,8 Monaten der gesamtgesellschaftliche Nutzen der sozialökonomischen Betriebe höher als die dafür aufgewendeten Kosten”, so Osterberger. Der Social Return on Investment (SROI) tritt demnach nach weniger als einem Jahr ein.

Beschäftigungsprogramme ausbauen

Volkshilfe und AMS warnen daher davor, in Zeiten steigender Arbeitslosenzahlen bei den sozialökonomischen Betrieben den Sparstift anzusetzen. “Das jährliche Förderbudget von derzeit 1,14 Milliarden Euro soll aus heutiger Sicht im Jahr 2017 auf 879 Millionen Euro gesenkt werden. Sollte das wirklich passieren wird es schwierig, diese Fördermaßnahmen aufrecht zu erhalten”, sagt AMS-Landesgeschäftsführerin Birgit Gerstofer. Die Volkshilfe fordert sogar den Ausbau der sozialökonomischen Betriebe: “Der zweite Arbeitsmarkt wird angesichts der dramatisch hohen Arbeitslosigkeit wichtiger denn je. Abgesehen davon, dass der volkswirtschaftliche Nutzen nachgewiesen ist, geht es vor allem darum, den Menschen eine Chance und eine Perspektive zu geben”, so Osterberger. “Wenn wir die Mittel hätten, könnten wir die Zahl der sozialökonomischen Betriebe schon jetzt verdreifachen”, bestätigt auch Gerstorfer.

1700 Plätze in OÖ

Derzeit gibt es in Oberösterreich 32 dieser Betriebe und Beschäftigungsprojekte, die das AMS OÖ initiiert hat. Dort stehen Plätze für 1700 Personen zur Verfügung. Die Volkshilfe bietet etwa in Linz, Schärding und Steyr Beschäftigungsmöglichkeiten in der Verwaltung, in der Buchhaltung, im Lager, in der Reinigung, in der Textilsortierung, beim Zerlegen von Elektrogeräten, im Verkauf und im Transport. Hier werden nicht nur Menschen ins Arbeitsleben integriert sondern es wird auch ein nachhaltiger Beitrag zur Erhaltung der Umwelt geleistet. So wurden etwa im Vorjahr 2000 Tonnen Textilien gesammelt, die sortiert und aufbereitet und dann in einem der 16 Volkshilfe-Shops zu günstigen Preisen verkauft werden. “In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, namhafte Unternehmen als Kooperationspartner unserer Projekte zu gewinnen”, sagt Gerstorfer. Dazu gehören das Textilunternehmen Wozabal und die Energie AG. In Zusammenarbeit mit Spar betreibt die Caritas in Wels einen Supermarkt, in dem vorrangig schwer am Arbeitsmarkt vermittelbare Menschen arbeiten. Ein ähnliches Projekt ist in Kooperation mit Unimarkt ab dem Frühjahr geplant.

Zum Download:

SROI-Basar_Kurzzusammenfassung

SROI_Basar_Endbericht

*Wir danken der Stadtrundschau Linz für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.