Das Wiener Projektkonsortium BauKarussell, dem auch drei Soziale Unternehmen aus dem Netzwerk von arbeit plus angehören, betreute von Anfang 2017 bis Mai den Rückbau des Coca-Cola-Geländes in Wien Favoriten. Erstmals wurde damit in Österreich der Re-Use-Aspekt im Sinne der Recycling-Baustoffverordnung bei einem großvolumigen Bauvorhaben umgesetzt. Der Rückbau wurde in erster Linie von Menschen ausgeführt, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind.
Anlässlich der Recycling-Baustoffverordnung des Umweltministeriums schlossen sich 2016 Vertreter*innen einschlägiger Branchen, darunter Architektur und Forschung, mit drei Sozialökonomischen Betrieben (Caritas SÖB, WUK, Demontage- & Recycling-Zentrum Wien) zum Projektkonsortium BauKarussell zusammen. Dies mit dem Ziel, die Wiederverwendung (Re-Use) und Verwertung von ganzen Bauteilen entweder im nachfolgenden Bauprojekt an Ort und Stelle oder im Bauprojekt Dritter zu ermöglichen, durch die Bereitstellung von geeigneten Vertriebs- und Lagerungsnetzwerken. Das Projekt wird von der Stadt Wien mitfinanziert und gefördert durch die Abfallvermeidungsförderung der österreichischen Sammel- & Verwertungssysteme für Verpackungen. Mittelfristig soll es sich selbst tragen.
Auf dem Gelände des ehemaligen Coca-Cola Werkes in Wien Favoriten entsteht in den nächsten Jahren die „Biotope City“, ein Vorzeigeprojekt der Stadt Wien, um dem Klimawandel und der zunehmenden Verdichtung des urbanen Raumes entgegenzuwirken. Beim Abbruch-vorbereitenden Rückbau testete BauKarussell erstmals sein innovatives Dienstleistungsangebot: Durch umweltgerechte, manuelle Demontage, Re-Use und Recycling wurden 100.000 Euro Umsatz generiert. Unter anderem werden 5.000 gebrauchte Dachplatten für die Wärmedämmung im Neubau des Biotope City Quartiers bereitgestellt, wie auch 3.000 m2 Dachbegrünung. Mit dem BauKarussell-Pilotprojekt wurden bisher insgesamt 450.000 kg Abfall vermieden, so Markus Meissner vom Österreichischen Ökologie-Institut.
Chancen für arbeitssuchende Menschen
Durch die Beschäftigung in den Sozialökonomischen Betrieben (SÖB) entstehen Chancen für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen, wie etwa langzeitarbeitslose Personen und Menschen mit Migrationshintergrund, die in der Bauwirtschaft Fuß fassen wollen. Matthias Neitsch vom Re-Use-Netzwerk RepaNet schätzt das Re-Use-Potential bei den Rückbaumassen der nächsten Jahre auf bis zu zehn Prozent. In Österreich könnten langfristig bis zu 9.000 neue Jobs durch die Etablierung von Projekten wie BauKarussell entstehen“, so Neitsch.
Seit Juni ist das BauKarussell übrigens auf einer neuen Baustelle tätig, nämlich dem sogenannten „Glaspalast“ in der Rathausstraße 1 im ersten Wiener Gemeindebezirk (Bauträger: BUWOG) . Bis Ende August soll dort der ressourcenschonende Rückbau über die Bühne gehen.
Mehr Informationen zum Projektkonsortium finden Sie auf der Website des Baukarussells.