Armutskonferenz: Erkenntnisse aus dem Sozialbericht 2011-2012

Aus dem gestern präsentierten Sozialbericht zur sozialen Lage in Österreich zieht die Armutskonferenz, das österreichische Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung, drei Schlüsse:

Bedrückende und ausgrenzende Lebenssituationen steigen

Die manifeste Armut und die Dauer der Armut nimmt zu. Steigende Ausgaben in den zentralen Positionen Wohnen, Energie und Ernährung machen große Probleme, gesundheitliche Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen, schlechte und prekäre Jobs, Einsamkeit und Beschämung machen einer wachsenden Zahl von Menschen zu schaffen. Einschränkung in zentralen Lebensbereichen heißt: Die Betroffenen können abgetragene Kleidung nicht ersetzen, die Wohnung nicht angemessen warm halten, geschweige denn unerwartete Ausgaben tätigen. Außerdem sind arme Menschen häufiger krank und leben in feuchten, schimmligen Wohnungen, weil beispielsweise das Geld für eine Wohnraumsanierung fehlt. Chronische Armut nimmt Zukunft. Menschen, die am Limit leben, haben geringere Aufstiegschancen. Ihre Zukunft wird von der sozialen Herkunft bestimmt. In Österreich haben Kinder armer Menschen eine schlechtere Chance auf eine gute Ausbildung – der soziale Status der Eltern beeinflusst in den meisten Fällen die Bildungs- und damit die Einkommenschancen der Kinder.

Sozialstaatliche Instrumente können soziale Folgen der Krise bremsen

Die Haushalteinkommen bleiben insgesamt stabil. Die Einkommensarmut wird sogar reduziert. Ohne Sozialleistungen wären auch mittlere Haushalte massiv unter Druck und stark abstiegsgefährdet. Was wir bei der Einkommensmessung aber nicht sehen, sind die Ausgaben. Besonders die Bereiche Wohnen, Energie und Ernährung sind inflationsbedingt am stärksten gestiegen. Das sind genau jene Ausgaben, die in Armutshaushalten den größten Teil des Monatsbudgets ausmachen.

Soziale Schere geht auf

Sowohl innerhalb der Lohneinkommen, aber besonders was das Vermögen betrifft. Es zeigt sich eine äußerst hohe Konzentration der Vermögen ganz oben. Die obersten 5% besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens, die untersten 50% gemeinsam bloß 4%. Erben ist einer der wichtigsten Vermögensquellen. Die Nationalbank weist darauf hin, dass Besitzer hoher Geldvermögen nur eingeschränkt erfasst werden. Die tatsächliche Ungleichverteilung ist demnach noch viel größer.

Weitere Informationen und zahlreiche Statistiken und Dokumente zum Thema Armut finden Sie auf der Website der Armutskonferenz.

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