Arbeitsmarktpolitik muss Perspektiven bieten

Die am 1. Juli veröffentlichten Zahlen des AMS verdeutlichen, dass das Ende der Arbeitsmarktkrise noch nicht in Sicht ist. Derzeit sind 463.5050 Menschen ohne Arbeit, das sind um 43% mehr als vor einem Jahr. Die Krise zeigt, dass Erwerbsarbeitslosigkeit jede und jeden treffen kann. 

Angesichts dieser Situation betont Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus: Wir müssen gerade jetzt allen arbeitssuchenden Menschen eine Perspektive, Existenzsicherung und soziale Teilhabe ermöglichen.

Erneuter Anstieg von Langzeitbeschäftigungslosigkeit droht
Besonders besorgniserregend ist der deutliche Anstieg von langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen: Im Juni 2020 waren 119.112 Menschen bereits für länger als ein Jahr beim AMS als arbeitsuchend gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 21,4% gegenüber dem Vorjahr. Für sie hat die Krise die Chancen, einen Job zu finden, massiv verschlechtert. Damit droht erneut eine Verfestigung von Arbeitslosigkeit, wie sie schon in der Krise 2008/9 beobachtbar war: Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen hat sich nach der Finanz- und Wirtschaftskrise verdreifacht und ist seitdem nicht mehr auf das Vorkrisenniveau gesunken. In den letzten Jahren waren bereits rund ein Drittel aller Arbeitslosen langzeitbeschäftigungslos. 

Lang andauernde Erwerbsarbeitslosigkeit ist für die Betroffenen in vielerlei Hinsicht belastend und geht mit einem hohen Armutsrisiko einher. Die Armutsgefährdungsquote unter Menschen, die seit einem Jahr auf Arbeitssuche sind, liegt laut EU-SILC 2019 bei 45% Prozent. Durch den erneuten Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit sind viele Menschen davon bedroht, in Armut abzurutschen. Das zu verhindern, ist ein Auftrag an die Regierung. 

Eine innovative, lösungsorientierte Arbeitsmarktpolitik ist notwendig
Das Gebot der Stunde ist innovative, lösungsorientierte Arbeitsmarktpolitik, die den aktuellen Herausforderungen aktiv begegnet, so Schifteh Hashemi, Geschäftsführerin von arbeit plus. Dafür braucht es zusätzliche budgetäre Mittel. Insbesondere müssen alle Menschen mitgedacht werden, die unter den derzeitigen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt keine existenzsichernde Beschäftigung finden. Neben Qualifizierung bedarf es innovativer, geförderter Beschäftigung, beispielsweise in den Sozialen Unternehmen, die zur Stärkung der sozialen Infrastruktur und zu ökologischer Nachhaltigkeit beiträgt. 

Foto © sprungbrett/ B. Gradwohl