“Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist ein Schwelbrand, der dringend gelöscht werden muss “

Während das AMS derzeit mit verschiedenen Akutmaßnahmen und viel Engagement versucht, der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich entgegenzuwirken, wird der Weg zurück ins Erwerbsleben für viele immer schwieriger: „Mit der ständig steigenden Langzeitbeschäftigungslosigkeit schwelt abseits der öffentlichen Wahrnehmung ein Brand, der dringend gelöscht werden muss“, ist arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer überzeugt.

Denn: „Über ein Jahr keine dauerhafte Arbeit zu finden, bedeutet für die Betroffenen eine persönliche Katastrophe. Langzeitbeschäftigungslosigkeit führt sie in Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit“, so die Arbeitsmarktexpertin. Auch für die Gesellschaft sei diese Entwicklung nicht ungefährlich, ist Pühringer überzeugt: „Wächst die Zahl der Menschen auf dem beruflichen Abstellgleis, sind Entsolidarisierung und ein steigendes Konfliktpotenzial die Folge“, warnt die Vertreterin der Sozialen Unternehmen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: War 2013 jede fünfte und 2014 jede vierte arbeitslose Person langzeitbeschäftigungslos, so war es im Vorjahr bereits jede dritte. Im Gegensatz zur Langzeitarbeitslosigkeit (= mehr als 365 Tage durchgehend beim AMS gemeldet) zählen bei der Langzeitbeschäftigungslosigkeit (ebenfalls ab einem Jahr) Unterbrechungen der Arbeitslosigkeit unter zwei Monaten durch Kurse, kurze Jobs oder Krankenstand nicht mit.

Ausbau des erweiterten Arbeitsmarktes nötig

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“Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist eine persönliche und gesellschaftliche Katastrophe”, so Judith Pühringer.

Wenn am ersten Arbeitsmarkt nicht genügend Stellen für ältere bzw. gesundheitlich eingeschränkte Personen, MigrantInnen und andere benachteiligte Gruppen vorhanden seien, müssten sich Bund, Länder und Gemeinden überlegen, wie passende, längerfristige Jobs für diese Personen geschaffen werden könnten, argumentiert Pühringer. Anders als hierzulande existieren in Ländern wie Belgien und Italien solche Modelle dauerhaft geförderter Arbeitsplätze.

Auch in Österreich solle der erweiterte Arbeitsmarkt (=“Zweite Arbeitsmarkt“) ausgebaut werden, fordert Pühringer. Hier unterstützen derzeit gemeinwohlorientierte, Soziale Unternehmen mithilfe der Öffentlichen Hand benachteiligte Frauen und Männer durch Beratung, Bildung und befristete Beschäftigung auf dem Weg zurück in die Erwerbstätigkeit. „Um langzeitbeschäftigungslosen Menschen wirklich wirksam helfen zu können, müssten viele von ihnen längerfristiger in unseren Unternehmen bleiben dürfen. Dazu wären vielfach längere, aber auf jeden Fall flexiblere Verweildauern nötig. Der Trend geht leider in die Gegenrichtung“, so Pühringer.

„Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist eine persönliche und gesellschaftliche Katastrophe. Wir müssen gemeinsam alle Kräfte bündeln, um dieses Problem in den Griff zu bekommen“, betont die Arbeitsmarktexpertin abschließend.